Bad Berleburg.. Vier Gefängniszellen im alten Polizei- und Gerichtsgebäude an der Hochstraße haben 1966 ausgedient.


Das Mühlrainchen zwischen der Berleburger Ober- und Unterstadt hat seinen Namen erhalten, weil früher am unteren Ende des Weges die Mühle lag; das parallel geführte Gerichtsrainchen heißt so, – logisch – weil am oberen Ende das alt ehrwürdige Berleburger Gericht beheimatet war. Doch nicht nur die Justizbehörde allein, sondern oben unter dem Dach – später auch im Keller – saßen vorübergehend Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, im Gefängnis.

Notiz in der Heimatzeitung

Das ist, wie einer 50 Jahre alten Notiz der „Wittgensteiner Nachrichten“ zu entnehmen im Juli 1966 geschlossen worden. Unsere Redaktion ist dem Inhalt der Zeilen nachgegangen, sprach mit Hans Petry, dem versierten Kenner der lokalen Geschichte, fand in der einschlägigen Literatur Hinweise.

Danach waren es wohl überwiegend Trunkenbolde, die dort ihren Rausch ausschlafen mussten sowie Diebe, straffällig gewordene Tagelöhner, die dort sicher nicht länger als zwei, drei Wochen hinter Schloss und Riegel verbrachten. Lange saßen die Delinquenten dort nicht.

Die meisten warteten auf ihren Prozess, um danach eine längere Gefängnisstrafe in Arnsberg oder Hagen anzutreten.

Liebevoll renoviert und restauriert hat Michael Kirchhof seit 1988 das im Jahr 1836 errichtete Polizei- und Gerichtsgebäude.
Liebevoll renoviert und restauriert hat Michael Kirchhof seit 1988 das im Jahr 1836 errichtete Polizei- und Gerichtsgebäude. © WP | WP






Dem Buch „Häuser in Berleburg“ (Klaus Mengel/Karl-Heinz Stolz) ist zu entnehmen, dass der Gerichtsdiener Straßburg und danach ein Gefängnisaufseher ihre Wohnungen in dem von „Fürst von Wittgenstein“ in 1836 erbauten Haus hatten. Als „Haus hohe Treppe“ oder an den Namen des Justizvollzugsbeamten angelehnt als „Meinholds Pension“ kannten die Berleburger das Gebäude über viele Jahre hinweg. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in dem Gerichtssaal im ersten Stock noch Recht gesprochen; dann zog Justitia in den Neubau im Herrengarten. Der Knast in der Oberstadt war überflüssig geworden.

Ungeklärte Brandstiftungen

Verschiedene Nutzungen musste das altehrwürdige Gebäude später über sich ergehen lassen, ebenso einige bis heute ungeklärte Brandstiftungen. Vor dem Verfall gerettet hat es letztlich Familie Michael Kirchhof. Der gelernte Schreiner und Restaurator hat es geschafft, den inzwischen vier privat genutzten Ebenen vom Keller bis zum Boden neues Leben in gehobenem Ambiente einzuhauchen. Viele seiner im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragenen Antiquitäten geben dem Inneren einen besonderen Charme. Auch die uralten Zellenwände haben als Wandvertäfelung ihren Platz gefunden. Hochinteressant sind die geritzten Sprüche, Namen und die obligatorischen Striche für Anzahl der abgesessenen Tage. Doch einsitzen muss dort oben heute ja niemand mehr.

Übrigens befand sich in dem Gebäude an der Hochstraße nicht das einzige Gefängnis in Bad Berleburg: Auch im Keller der heutigen Musikschule gab es kostenlose Übernachtungen für „Knackis“. Heute wird der Kellerraum allenfalls noch Obdachlosen angeboten, die dort für ein, zwei Nächte Quartier beziehen können.