Bad Berleburg.


Integration ist so einfach. Das zeigt sich am Samstag in der Bismarckstraße 7. Da spielen palästinensische, deutsche, türkische und arabische Kindern Ball miteinander oder springen wild durch die Hüpfburg. Kinder fragen hier nicht nach Nationalitäten, Aufenthaltsstatus, Pass oder zu welchem Gott die anderen beten. Sie spielen einfach.

Die Kinder sind das Idealbild des Miteinanders, dass Dogan Calli und seine Mitstreiter im neuen Offenen Kultur- und Integrationszentrum Bad Berleburg anstreben: „Hier sitzen und reden Menschen miteinander, deren Völker in anderen Ländern Krieg gegeneinander führen. Die Probleme aus den Heimatländern geraten hier in Vergessenheit“, sagt Dogan Calli. Der Wittgensteiner mit türkischen Wurzeln ist einer der Gründer des Offenen Kultur- und Integrationszentrums und seit Samstag auch Vorsitzender des frisch gegründeten Trägervereins.

Sie vereinen mehrere Kulturen

Am Samstag feierte das Offene Kultur- und Integrationszentrum Bad Berleburg die Gründung eines Trägervereins mit einem Tag der offenen Tür im OKIZ in der Bismarckstraße 7.
Am Samstag feierte das Offene Kultur- und Integrationszentrum Bad Berleburg die Gründung eines Trägervereins mit einem Tag der offenen Tür im OKIZ in der Bismarckstraße 7. © Peter Kehrle | Peter Kehrle






Calli und sein im Kosovo geborener Freund Alfred Tafoshi sind in Bad Berleburg aufgewachsen. Wittgenstein ist ihre Heimat. Sie vereinen die Kulturen ihrer Eltern mit der ihres Zuhauses. Und beide wissen, wie schwer es für Flüchtlinge oder Ausländer sein kann, Fuß zu fassen. Deshalb wuchs die Idee, eine Anlaufstelle für Menschen verschiedener Herkunft oder Religion zu schaffen. Calli und Tafoshi haben gegenüber den Neuankömmlingen einen großen Vorteil: „Wir genießen einen Vertrauensvorschuss, weil die Menschen hier uns kennen“, erklärt Alfred Tafoshi, der sich als Bindeglied zwischen neuen und alteingesessenen Wittgensteinern sieht.

Ehrenamtlich wollen die beiden samt ihren Mitstreitern ausländischen Menschen bei der Integration helfen. „Wir füllen mit ihnen Formulare aus, übersetzen und gehen mit ihnen zu den Ämtern“, erläutert Alfred Tafoshi. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass diese einen Aufenthaltsstaus haben.

Am Samstag feierte das Offene Kultur- und Integrationszentrum Bad Berleburg die Gründung eines Trägervereins mit einem Tag der offenen Tür im OKIZ in der Bismarckstraße 7.
Am Samstag feierte das Offene Kultur- und Integrationszentrum Bad Berleburg die Gründung eines Trägervereins mit einem Tag der offenen Tür im OKIZ in der Bismarckstraße 7. © Peter Kehrle | Peter Kehrle






Unterstützung erhalten sie dabei auch von der Bad Berleburger Ortsvorsteherin Ursula Belz und Bürgermeister Bernd Fuhrmann, zusammen mit Werner Wegener begleiten die beiden die Gründung des Offenen Kultur- und Integrationszentrums schon von der Idee an. Hier zeigt sich auch die Erfahrung, die Fuhrmann als früherer Stadtjugendpfleger mit eben diesen Männern gemacht hat. „Zu Bernd konnten wir jederzeit kommen, der hatte immer eine offene Tür für uns“, bedankt sich Calli und fährt gleich fort, dass der Verein ohne Werner Wegener auch nicht zustanden gekommen wäre. „Ohne ihn und seine Geduld mit uns hätten wir keine Satzung.“

Extremismus hat keine Chance

Bevor das Haus in der Bismarckstraße zu einer offenen Begegnungsstätte werden konnte, mussten die Ideengeber aber auch mit Gerüchten und Widerständen kämpfen. Die Angst vor einer Moschee mitten in der Stadt war da. So wichtig der Islam als Bindeglied für viele Migranten ist, das Haus ist ganz bewusst keine Moschee, verfügt aber über Gebetsräume. Dogan Calli erläutert, warum dies wichtig ist: Es gebe viele Moscheen um Umkreis. Aber dort werde eben meist auf Türkisch gepredigt. In Bad Berleburg findet dies auf Deutsch statt. „Jeder soll verstehen, was hier gesagt wird“, erläutert Alfred Tafoshi auch mit Blick auf die latente Angst vor Extremismus. Der soll im Bad Berleburger Integrationszentrum keine Chance haben. „Wir hatten auch Widerstände in den eigenen Reihen. Diejenigen haben wir aussortiert. Wir haben unsere Regeln. Es geht um Integration und Zusammenarbeit. Daran ist nicht zu rütteln“, macht Dogan Calli unmissverständlich klar.

Um Transparenz und Toleranz leben zu können, gibt es im Haus wichtige Regeln, die alles miteinander verbinden – der gemeinsame Nenner sozusagen: „Bei uns wird deutsch gesprochen“, sagt Calli. Für Migranten der 2. und 3. Generation ist das wichtig, denn Deutsch ist ihre Sprache und auch das verbindende Element zwischen Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft. An zweiter Stelle folgen das Verbot von Alkohol und Schweinefleisch. Damit können Muslime, Christen und eben auch alle anderen sehr gut leben. Ein letztes, aber nicht unwesentliches Element ist, „dass bei uns nicht über Politik geredet wird“, so Calli.

So können sich alle mit Offenheit begegnen und die unterschiedlichen Menschen, Religionen und Kulturen unter einen Hut gebracht werden. Wenn Menschen mit einander kommunizieren, bekämpfen sie sich nicht – oder mit Dogan Callis Worten: „Vorurteile verschwinden, wenn man sich mal an einen Tisch gesetzt hat.“