Bad Berleburg. Die Wisentherde in Bad Berleburg bekommt einen Zaun. Für Wanderer soll es extra Tore geben. Im Frühjahr kommt NRW-Umweltministerin Heinen-Esser.

„Der Stillstand des vergangenen Jahres ist aus unserer Sicht überwunden.“ Mit dieser vielsagenden Einleitung begrüßte Bernd Fuhrmann als Vorsitzender des Trägervereins des Wisentprojektes die Gäste der Jahrespressekonferenz im Bad Berleburger Bürgerhaus und schob hinterher: „Wir stellen diese Veranstaltung unter das Motto: ‘Es geht entscheidend voran’.“

Mit Stillstand meinte Fuhrmann den schwelenden Rechtsstreit zwischen Waldbesitzern und dem Verein um geschälte Bäume, der mit Hilfe der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in einem Kompromiss mündete: Die freilebende Herde wird für eine gewisse Zeit gegattert und in dieser Zeit wird ein Gutachten über Erfolg oder Misserfolg des Artenschutzprojektes erstellt. Mit dem Nachsatz „es geht entscheidend voran“ verweist Fuhrmann auf den Zaun, der in diesem Jahr gebaut werden soll. Fuhrmann machte aber auch deutlich: „Der Zaun war und ist nicht unsere Idealvorstellung.“ Aber er sei der von Ursula Heinen-Esser vermittelte tragfähige Kompromiss, der es erlaube, mittelfristig eine für alle tragfähige Lösung zu finden. „Und es ist ganz, ganz wichtig, dass alle Seiten zu diesem Kompromissvorschlag stehen.“ Der Vereinsvorsitzende legt das Schicksal des Projektes auch in die Hände der Gutachter, die über den Erfolg oder Misserfolg der Auswilderung entscheiden. „Wir müssen mit dem Ergebnis leben können. Alle Seiten haben sich damit einverstanden erklärt.“

Der Zaun

Fuhrmann berichtet, dass sein Verein einen Bauantrag für den Zaun gestellt habe. Man warte auf eine Genehmigung. Ein nötiges Gutachten über die Auswirkungen des Bauwerkes auf das FFH-Gebiet sei fertig. Aktuell wird noch eines zum Thema Artenschutz erstellt. Mit einem Baubeginn ist im Sommer zu rechnen.

Die Zaunart


Der 18 Kilometer lange und zwei Meter hohe Knotengeflecht-Zaun soll ein 840 Hektar großes Areal umfassen. 700 Hektar sind Staatswald auf Schmallenberger Seite. 140 Hektar liegen in Bad Berleburg auf dem Gelände der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer.

Der Verlauf

Der genaue Verlauf des Zauns ist beispielsweise in der Ortslage von Latrop noch unklar. Hierzu wird die NRW-Umweltministerin eigens in das Dorf kommen. Potenzieller Termin ist Aschermittwoch.

Die Tore

Der Zaun wird 20 Tore haben, damit Wanderer auf den Premiumwanderwegen das Gebiet weiter durchqueren können. Außerdem sind so die Zuwegungen für die Waldbewirtschaftung möglich.

Das Wild

Der 3. Vorsitzende Johannes Röhl erläutert, dass der Zaun an einigen Stellen erst in 50 Zentimetern Höhe angebracht werde, das erleichtere nahezu allen Wildarten – mit Ausnahme von ausgewachsenen männlichen Rothirschen – das Hindernis zu passieren. Vor der Schließung des Zauns werde das Rotwild gezielt herausgetrieben.

Die Kosten

Was der Zaun kosten wird, ist noch offen. „Das ist Sache des Landesbetriebs Wald und Holz, der den Zaunbau europaweit ausschreiben wird“, so Fuhrmann. Der Vorsitzende der Koordinierungsgruppe des Projektes, Landrat Andreas Müller, erläuterte, dass dafür Mittel in den Landeshaushalt 2020 eingestellt worden sind.

Der Kompromiss

Landrat Andreas Müller berichtet als Vorsitzender der Koordinierungsgruppe des Projektes, in der sowohl Befürworter, wie Gegner, Kommunen und Land sitzen, dass es ein langer Weg zu diesem Kompromiss gewesen sei, bei dem auch „zwei Schmerzpunkte“ ausgemacht wurden. Für den Trägerverein ist die Verkleinerung des Gatters von 1500 auf 840 Hektar ein Schmerzpunkt. „Ich bin zwar kein Experte, aber kleiner darf es nicht werden“, kommentierte Müller die Gehegegröße – immerhin gehe es um ein Gutachten zu einer freilebenden Wisentherde.


Für die Gegner sei die lange Dauer bis zur Gatterung der Schmerzpunkt. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat inzwischen das Gutachten über den Auswilderungsprozess in Auftrag gegeben. Müller rechnet mit einem Ergebnis in 12 bis 15 Monaten. Damit werde auch die Forderung des Bundesgerichtshofes umgesetzt, weil dann eine Entscheidung über das Projekt getroffen werden kann. Die Kosten für das Gutachten legt der Kreis vor, sie werden aber zu 100 Prozent vom Land erstattet.