Dotzlar/Bad Berleburg. Die Schüler der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule pflanzen Wacholderheiden.
Einst prägte er vielerorts die Landschaft im Rothaargebirge, heute findet man ihn nur noch selten, da er aufgrund neuer und moderner Bewirtschaftungsweisen anderen Pflanzengesellschaften weichen musste – der Wacholder.
Einer, der sich seit Jahren mit dem seltenen und kleinsten Nadelgehölz unserer Region beschäftigt, ist Frank Fischer, Fachreferent für Naturschutz und Landschaftspflege beim Sauerländischen Gebirgsverein (SGV). Kein Wunder also, dass dem Wittgensteiner vor zwei Jahren die Idee kam, den Rundwanderweg „Bei de Hullerkeppe“ in Dotzlar anzulegen, der die verbliebenen Wacholderheiden Am großen Keller, dem Kerstall, der breiten Eiche und dem Hof Eisenstein miteinander verbindet. An der Burg Dotzlar wurde dazu gar eine neue Wacholderheide von Schülern der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule angelegt. Fachkundig und beratend standen damals Tim Hellinger (Untere Naturschutzbehörde des Kreises Siegen Wittgenstein) und Michael Frede sowie Sabine Portig (Biologische Station Siegen-Wittgenstein) zur Seite.
Das Thema Wacholder ließ Frank Fischer nicht los. Deshalb schlug er vor, auch in diesem Jahr an mehreren alten und neuen Standorten Wacholderheiden anzulegen. 50 autochthone Wacholderpflanzen, die über die örtliche Baumschule Dienst angezogen wurden, standen dazu parat und warteten nur darauf, verpflanzt zu werden.
Optimale Voraussetzungen
Vor wenigen Tagen war es dann soweit: ausgerüstet mit Hacke und Schaufel machte sich der Naturschutzkurs der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule unter Leitung von Lehrer Teja Radenbach auf ins Gelände, um die notwendigen Löcher ins Erdreich zu graben. Die Begeisterung für das Gesamtkonzept war so groß, dass Eigentümer und Bewirtschafter an verschiedenen Standorten dazu gerne ihre Grundstücke zur Verfügung stellten. Magere Bergwiesen, optimale Voraussetzungen für den Wacholder, da diese den Standortansprüchen am ehesten nahe kommen.
Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie fand die Pflanzaktion in entzerrter Form nur mit der Schülergruppe statt. Die Planungen im Vorfeld erfolgten jedoch auch in diesem Jahr in gewohnter Kooperation. Nachdem die Schüler die zarten Pflänzchen des SGV behutsam in die steinige Erde ihres neuen Zuhauses gesetzt haben, wird der Pflegetrupp des Kreises die notwendigen Gatter aus Holz zum Schutz vor dem Weidevieh errichten. Durch eine angepasste Bewirtschaftung mit den örtlichen Landwirten können sich die Flächen zu einem weiteren Juwel im Naturpark entwickeln.
Fachliche Betreuung
Die fachliche Betreuung im Rahmen des kooperativen Vertragsnaturschutzes übernimmt hier die
Biologische Station. Ein kleines Projekt, das zeigt, dass gemeinsam viel für den nachhaltigen Natur- und Umweltschutz vor der eigenen Haustür getan werden kann. Und, man hat nicht nur Freude daran, sondern kann auch die weitere Entwicklung selbst mitverfolgen, sich weiter mit einbringen und Verantwortung übernehmen.
Den Naturschutzkurs mit Lehrer Teja Radenbach trifft man freitags übrigens häufiger im Gelände an. Neben der Pflanzung kümmern sie sich hier um das Unkrautzupfen, legen Zäune an oderverfolgen Projekte wie den Schutz der Schlingnatter. Ziel ist dabei, nicht nur theoretisches Wissen über die Natur zu vermitteln, sondern auch aktiv draußen zu arbeiten. Für ihr Umweltengagement wurde die Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule in der Vergangenheit bereits von der UNESCO als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet und 2018 als „Naturpark-Schule“ zertifiziert.
Hintergrund Naturpark-Schulen:
In einer Naturpark-Schule werden wichtige Themen wie Natur und Landschaft, regionale Kultur und Handwerk, Land- und Forstwirtschaft regelmäßig im Alltag,auf Exkursionen oder an Projekttagen behandelt. Die Schüler lernen auf diese Art ihre Region noch intensiver kennen und werden für sie begeistert. Im Mittelpunkt der Projekte stehen die bewusste Auseinandersetzung des Einzelnen mit der Natur sowie die Sensibilisierung für natürliche Kreisläufe im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung