Bad Berleburg.. Der AWO-Kindergarten Diedenshausen macht ein Projekt, bei dem Kita-Kinder mit Migrationskindern zusammen kommen und gemeinsam etwas kreieren
Ian ist voll in seinem Element. Der Fünfjährige matscht mit beiden Händen im Rasierschaum und vermischt so die Farbe, die die anderen Kinder vorher auf den weißen Untergrund geträufelt haben. „Das macht Spaß“, sagt er und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Lyn zieht anschließend ein Stück Papier durch die Masse, das dieses Farbmuster annimmt. Ian und Lyn sind zwei Kinder von vielen, die beim Kunst-Projekt des AWO-Kindergartens Diedenshausen mitmachen. Unter dem Titel „Kunst-Stück“ werden alle Werke am 2. Juni auch ausgestellt.
„Einmal im Monat treffen wir uns mit fünf Kindern“
Und da kommen einige zusammen. „Einmal im Monat treffen wir uns mit fünf Kindern aus unserem Kindergarten und fünf Kindern mit einem Migrationshintergrund“, sagt Leiterin Melanie Thiel-Rieger. Die kämen überwiegend aus der Kita an der Berliner Straße. Mit diesem Projekt erfüllt sich ein Traum von Melanie Thiel-Rieger. „Ich bin jetzt seit mehr als sechs Jahren hier, hatte aber noch kein Kind mit ausländischen Wurzeln“, erklärt sie und ergänzt: „Das finde ich schade, denn die Welt ist so bunt.“ Der Wunsch zu diesem Projekt sei aber schon lange vor der Flüchtlingskrise entstanden.
Neunmonatiges Kunstprojekt
Lange habe sie überlegt, wie das Projekt umgesetzt werden könne, hat ein Konzept entwickelt und es beim Träger der AWO eingereicht. „Die waren so begeistert, dass sie das an Aktion Mensch geschickt haben.“ Ergebnis: 5000 Euro gibt es für das neunmonatige Kunstprojekt. Damit sind unter anderem die Materialkosten abgedeckt sowie das Honorar der Künstlerin Anke Althaus-Aderhold.
„Kunst verbindet“, sagt die Kita-Leiterin, „auch ohne Sprache“. Und dass sie damit Recht hat, sieht man mit Blick in die Gruppe. Ian ist ein sehr aufgewecktes Kind, die Mädchen Israa, Masa und Warda sind wesentlich schüchterner – auch können sie sich in der deutschen Sprache noch nicht so ausdrücken. Und dennoch verstehen sich alle Kinder, werkeln gemeinsam an ihren Kunststücken.
Kaffeefilter werden Blüten
Doch was wird eigentlich aus dem eingefärbten Papier? „Nachdem der Rasierschaum abgewaschen wurde, bleibt eine bunte Maserung zurück. Wenn das Papier trocken ist, dann kleben wir das um einen Joghurtbecher“, erklärt die Künstlerin, „anschließend befüllen wir den mit Erde und pflanzen eine Anemone. Damit die Kinder nicht lange warten müssen, haben sie vorher Kaffeefilter eingefärbt und so gefaltet, dass eine bunte Blüte entsteht
Versteigerung nach der Ausstellung
Die Blume nehmen die Kinder für sich mit nach Hause, für die Ausstellung haben sie aus einem großen Stück Pappe Silhouetten von Tieren ausgeschnitten, die dann mit marmorierten Blättern hinterlegt werden. Zum Schluss wird das Bild noch eingerahmt. Für die Ausstellung ist bereits ein Sternenbild entstanden und bald basteln die Kinder ein Mobile. „Mir ist es wichtig, dass ich etwas Außergewöhnliches mit den Kindern mache“, sagt Anke Althaus-Aderhold.
Damit die Kunststücke der Kinder auch wertgeschätzt werden, hat sich Leiterin Melanie Thiel-Rieger etwas Besonderes ausgedacht. „Wir werden am 2. Juni die Ausstellung eröffnen. Die Bilder können dann auch ersteigert werden.“ Den Erlös will sie spenden. „Wir haben das Geld geschenkt bekommen, dann möchten wir auch etwas für den guten Zweck tun.“