Wittgenstein.


Seit dem vergangenen Jahr erscheinen die Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins – besser bekannt als die Zeitschrift „Wittgenstein“ – nur noch dreimal im Jahr. Das erste Heft für 2015 liegt frisch vor, in einer großen Bandbreite werden unterschiedlichste Themen behandelt.

Nachruf

Doch die ersten der knapp 60 Seiten gehören Gerd Karpf. Als Schriftleiter des Wittgensteiner Heimatvereins gedenkt Dr. Ulf Lückel des Vorsitzenden, der völlig unerwartet im Alter von 64 Jahren im Februar verstorben war: „Seine unverkrampfte und direkte Art, seine Volkstümlichkeit und darüber hinaus seine ureigenste Bescheidenheit – all diese Attribute zeichneten Gerd Karpf aus, einen Mann, dem Wittgenstein am Herzen lag und dem wir Wittgensteiner, besonders aber unser Wittgensteiner Heimatverein sehr viel zu verdanken hat.“

Aus diesem persönlichen Text einen Übergang ins Heft zu schaffen, war keine leichte Aufgabe, das Heft schafft es trotzdem.

Gedicht

Direkt auf den Nachruf folgt ein Gedicht von Elly Reuss. Nur 13 Jahre ihres Lebens verbrachte die Frau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tatsächlich in Wittgenstein, als ihr Vater in den Diensten des Fürstenhauses zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein stand, und doch ist ihr kurzes Gedicht „Wittgenstein“ ein Loblied auf eben diesen Landstrich. Mit der Frage „Wo ist gut sein?“ am Anfang und dem Bekenntnis am Ende des Gedichts: „Immer, immer möcht ich sein, nur im schönen Wittgenstein.“ Von Ulf Lückel erfährt man in Erläuterungen mehr über die Autorin.

Aktion

Außerdem findet sich in der Zeitschrift ein Bericht von Alfred Becker über eine spannende Aktion des Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins gemeinsam mit dem Wittgensteiner Heimatverein, in der es Anfang des Jahres um die Goldeiche im Rüsselbachtal beim Wemlighausen ging.

Auswanderung

„Der Stolz eines Wittgensteiners“ ist ein Text von Dr. Paul Riedesel über Christian Georg Born, der in Berghausen geboren wurde, in der Neuen Welt sein Glück fand und 1852 als Kurier des amerikanischen Außenministeriums schlechte Erfahrungen in Preußen machte.

Jagdgeschichte

Wolfgang Birkelbach hat seinen Aufsatz mit „… und so jagten sie alle Tage!“ überschrieben. Ausgehend von einem Zeitungsartikel der Gegenwart wirft der Autor Blicke in unterschiedlichste Facetten der Thematik. Die nachgeordneten Überschriften heißen „Aus dem Tagebuch Graf Ludwig des Älteren“, „Die Jagvorbereitung – eine große logistische Herausforderung“, „Ein Blick auf das Hofgut Ditzrod“ oder auch „Viele Jaghelfer, weniger Schützen – die Adelsfamilie“. Und am Ende erfährt der Leser, was der Autor für erforderlich hält, damit man auch zukünftig das heimische Wild in der freien Wildbahn sehen, beobachten und vielleicht sogar bejagen kann.

Bahnbetriebswerk

Jürgen Weiß schreibt über „Das ehemalige Bahnbetriebswerk Erndtebrück“: „Gut 50 Jahre ist es nun her seit dem Ende seiner Eigenständigkeit; ein kurzer Rückblick soll noch einmal daran erinnern, welche Bedeutung es während seines 75-jährigen Bestehens als Heimat- und Einsatzort vieler Dampflokomotiven und später auch dieselgetriebener Fahrzeuge innehatte.“

Mord in Laasphe

Auch Hans Wied geht mit seinem Aufsatz gar nicht so weit in der Geschichte zurück, seine „Erinnerung an einen grausamen Mord und Selbstmord in Laasphe“ führt ins Jahr 1906. Zu den Texten gibt es zusätzlich alte Bilddokumente, wunderschöne aktuelle Fotografien und immer wieder Zeitungsausschnitte, die schon für sich allein einen genaueren Blick wert sind.

Buchbesprechung

Abgerundet wird die aktuelle Zeitschrift „Wittgenstein“ durch kurze Berichte der Heimatvereine Erndtebrück und Puderbach sowie durch eine Buchbesprechung von Heinrich Imhof zum Band 10 der „Beiträge zur Tier- und Pflanzenwelt des Kreises Siegen-Wittgenstein“.