Wemlighausen/Ankara..
Für Gerhard-Wilhelm Weber müsste die Serie „Wittis in der Welt“ umgetitelt werden in „Wittis in aller Welt“. Der 49-Jährige organisiert auf allen Kontinenten Konferenzen für angewandte Mathematik. Sein Lebensmittelpunkt liegt in Ankara.
Im Jahr 1979 baut Gerhard-Wilhelm sein Abitur am Johannes-Althusius-Gymnasium, beginnt anschließend ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Siegen, schwenkt aber um und promoviert an der Uni in Aachen zum Dipl. Mathematiker.
Nach einer kurzen Station beim CVJM geht es zur TU nach Darmstadt, wo er im Bereich Forschung arbeitet, aber auch junge Studenten lehrt. 2003 dann der Sprung an den Bosporus zur angesehensten Bildungseinrichtung des Landes, zur Middle East Technical University in Ankara. Weber macht keinen Hehl daraus, dass er zu dieser Zeit zahlreiche lukrative Stellenangebote vorliegen hatte - nicht nur wegen seiner vielen internationalen Kontakte. Er hat sich dann aber nicht für das attraktivste Angebot und den höchten Lohn, sondern ganz bewusst für die Türkei entschieden, die in einigen Feldern immer noch als Entwicklungsland einzustufen ist.
Doziert wird in Englisch
Was aber macht der Wemlighäuser in Ankara? Wie kommt er mit der Sprache klar? Bislang wurde das Fach Mathematik nur abstrakt gelehrt - also theoretisch - das war nicht gut. Er füllt es jetzt mit Leben, macht Mathe anfassbar, begreifbar. Zwar beherrscht Gerhard-Wilhelm Weber die türkische Sprache, doziert wird an der Eliteuniversität aber auf Englisch und der Wittgensteiner tut das mit Leib und Seele. Sein christlicher Glaube hilft ihm dabei. „Ich sehe in jedem Menschen einen Bruder oder eine Schwester.“
Es gibt aber noch eine Eigenschaft, die seine Beliebtheitsquote hebt: Wenn er in andere Länder reist, tritt er weder als Weltverbesserer noch als Lehrmeister auf. Er sieht in jedem Menschen etwas Wertvolles. Ein weiterer Beweggrund seiner Auslandsaufenthalte: Er möchte seine in Deutschland genossene Ausbildung auch in ärmeren Ländern an die Menschen zurückgeben. Seine offene Art auf andere zuzugehen, hilft ihm dabei. Beim Vergleich von Deutschen und Türken verzichtet er bewusst auf Stereotype, beispielsweise bei der am Bosporus stark ausgeprägten Gastfreundschaft, die es so aber auch in Deutschland geben kann.
Nebenbei noch Werbung für Wittgenstein
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Technical University macht der 49-Jährige so ganz nebenbei noch Werbung für den Touristikstandort Wittgenstein. Auf der ganzen Welt gibt es jetzt Menschen, die wissen, wo die Goldeiche steht, und warum sie diesen Namen trägt. Auch erfahren seine Studenten einiges über Alexander Mack und die Kirche der Brüder.
Noch zwei abschließende Fragen: Möchte Gerhard-Wilhelm Weber in der Türkei alt werden? Und was wünscht er sich für die Türken? Er ist stets für alle Länder offen, will sich deshalb nicht dauerhaft festlegen, schließlich ist er ledig und hat auch keine Kinder. Den Türken wünscht er, dass sie ihren Demokratisierungsprozess fortsetzen. Aber bei allem was er tut, beachtet der Dozent immer einen Satz, den ihm Vater Gerhard und Mutter Hilde mit auf den (langen) Weg gegeben haben: „Junge, vergess nie, woher de kämmst.“ „Junge, vergess nie, woher de kämmst“, hat ihm Vater Gerhard mit auf den (langen) Weg gegeben. Zurzeit lehrt Gerhard-Wilhelm Weber an einer Eliteuniversität in Ankara.