Bad Berleburg..
„Schaugehege“ war gestern und ist ab sofort in der Tabu-Kiste abgelegt worden. Das Projekt Wisente steht ab sofort unter einer anderen Marketing-Strategie, die gestern im Schloss den Medien vorgestellt wurde.
Bernd Fuhrmann, 1. Vorsitzender des Wisent-Vereins, ließ in seiner Begrüßung durchblicken, welch einen Stellenwert man künftig dem „König des Waldes“ zuordnet: „Das positive Image des Tieres wollen wir nutzen, um unsere Region insgesamt zu stärken.“
Allerdings: Egnar und Co. sollen dabei keinesfalls zum Aushängeschild eines Vergnügungsparks verkommen. Den Verantwortlichen ist wichtig: Das Wisent-Projekt wird kein Halligalli-Spektakel.
Vielmehr, so der 2. Vorsitzende des Vereins, Landrat Paul Breuer, geht es um die Faszination Natur. Und der Wisent als ein Teil davon. „Ein stiller Riese, der für naturliebende Menschen eine außergewöhnliche Präsenz ausstrahlt,“ umschrieb es gestern Breuer. Ein stiller Riese, der bereits hier hin gehöre.
Im nächsten Sommer, so das Ziel der Beteiligten, werden auch Besucher diesen „Riesen“ beobachten und bewundern dürfen. Dann soll die Anlage unter dem Motto „WisentWildnis am Rothaarsteig“ geöffnet werden. Entworfen hat den Pfad die Architektin Doris Herrmann.
Die zweite entscheidende Marketing-Säule ist überschrieben mit „WisentWissen“. Wesentliche Aspekte hierbei sind u.a. Informationen, Workshops und wissenschaftliche Tagungen. Dazu gehören sicherlich auch die Besuche von Schulklassen oder Kindergärten.
Wie mehrfach berichtet, wird das Unternehmen Wisent permanent wissenschaftlich mit Dr. Jörg Tillmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover als Koordinator begleitet. Mit im Boot sind außerdem die Uni Siegen (Verhaltensforschung), die Uni Göttingen (forstwissenschaftlicher Teil) und die Universität Frankfurt zum Aspekt „Sonstige Fauna und Flora“.
Zur Vermarktung der Marke „WisentWeltWittgenstein“ unter Leitung der embe consult GmbH mit Dr. Michael Emmrich an der Spitze gehört ebenfalls das Logo „WisentWald“. Auch die Einbindung des „Premium Produkts Rothaarsteig mit seinem großen Bekanntheitsgrad“ (Breuer) spielt bei der Vermarktungsstrategie eine wesentliche Rolle.
„Wir haben uns ein dickes Brett auf die Bank gelegt,“ erkennt Johannes Röhl vom Vereins-Vorstand. Es sei kein leichtes Unterfangen, den richtigen Weg zwischen Vergnügungspark und Natur zu ebnen.
Auf einem 35-ha-Areal entsteht eine WisentWildnis, in der fünf „neue“ Wisente eine eigene Herde bilden, die von den Besuchern beobachtet werden kann, - ohne dass sie als Störenfriede auftreten. Ein absolut sicherer Besuch, wie der Vorstand versichert. „Das gefährlichste wird die Fahrt zum Parkplatz sein“, schmunzelt Johannes Röhl. Wichtig ist: Der Pfad ist so angelegt, dass man die Tiere auch wirklich zu Gesicht bekommt.
Alles in allem entsteht rund um die Wisente ein „dynamisches Projekt“, so Breuer, das sich auch an den Besucherzahlen orientieren wird. Was indes keinesfalls angestrebt wird, ist eine Massentouristik-Veranstaltung, betont Bürgermeister Fuhrmann.
In der Tat: Keine leichte Gratwanderung.