Stockum. Sunderns Stadtförster Holger Dreeskornfeld sieht den Wald der Zukunft als Kompromiss aus Wirtschaft, Naturschutz und Erholung.

Den Wald der Zukunft kann sich Stadtförster Holger Dreeskornfeld gut vor­stellen. „Darüber reden wir derzeit sehr viel“, sagt er beim Besuch im Forsthaus am Ehu. Dort brütet er schon wieder über Karten, um sich für den nächsten Tag vorzubereiten, denn zu tun gibt es mehr als genug.

Machen Sie mit und werden Sie selbst Waldretter

Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein Angebot unter waz.de/nrz.de/wp.de/wr.de/ikz-online.de/aufforstenEine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Hier geht’s zur Spende: waz.de/nrz.de/wp.de/wr.de/ikz-online.de/waldretter Auch Direkt-Überweisung istnatürlich möglich, die Konto­verbindung lautet: WaldLokal gGmbh, IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57, Verwendungszweck: Waldretter und gewünschter Ort der Aufforstung (zum Beispiel Arnsberg).Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 qm Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projekt

„Gerade waren wir mit Kollegin Leandra Sommer in allen Revieren in Allendorf. Mein Fazit danach: Alle haben dieselben Probleme.“ Das zeige auch der Austausch im sogenannten Stimmstamm-Kreis, einem lokalen Zusammenschluss von HSK-Förstern. Auch dort sei man sich einig: „Die Förderrichtlinien des Landes sind nicht zielführend, um den Wald der Zukunft zu pflanzen“, erklärt Dreeskornfeld. Die Diskrepanz: „Die Allgemeinheit erwartet Anderes und Besonderes, wir Förster wollen auch etwas Besonderes. Unsere Meinung und die der Allgemeinheit ist identisch.“

Risiken sind gewaltig

Drei Punkte sind entscheidend“, erklärt Holger Dreeskornfeld. „Wirtschaft, Erholung und Naturschutz. Das wollen wir alle. Aber die Förderrichtlinien geben dies nicht her. Deshalb stehen wir an einem Punkt, wo wir entscheiden müssen, was wir tun: Es ist für uns billiger, naturnahen Wald ohne Förderrichtlinien zu pflanzen. Die Verwaltungs­kosten und die Risiken sind beim Land so gewaltig“, kritisiert er.

Der Stockumer Holger Dreeskornfeld ist seit nunmehr 26 Jahren Stadtförster im Stadtwald Sundern, hier bei der Planung von Aufforstung im heimischen Büro im Forsthaus am Ehu.
Der Stockumer Holger Dreeskornfeld ist seit nunmehr 26 Jahren Stadtförster im Stadtwald Sundern, hier bei der Planung von Aufforstung im heimischen Büro im Forsthaus am Ehu. © WP Sundern | Matthias Schäfer

„Wir Kommunalwald-Förster machen trotzdem einen ökologischen Wald. Aber was machen die Privatwaldbesitzer mit ihren oft kleinen Flächen? Die Gefahr ist, dass sie die Flächen einfach liegen lassen und nichts machen.“ Und dann entstehe ein Wald, der sich selbst säe – aus dem natürlichen Samenwurf. Die Folge: Es würden so reine Fichtenflächen entstehen, schlimmer als vor der Käferkalamität.

Dazu komme, dass Flächen völlig von Unkraut überwuchert werden: „Erste Ansätze von beiden Möglichkeiten sind schon überall zu sehen“, warnt der Sunderner Stadtförster. Dies wird er auch am kommenden Dienstag (26. Oktober, 17.30 Uhr) im Fachausschuss Planung und Nachhaltigkeit den Politikern so darstellen.

Wichtig sei jetzt, um den Wald der Zukunft überhaupt zu ermöglichen, dass man schnell mit der Wiederaufforstung beginne.

Eine Lösung, um zum Wald der Zukunft zu kommen, sieht Dreeskornfeld in sogenannten Waldgenossenschaften: „Das Landeswaldgesetz ermöglicht solche Formen von Waldaktiengesellschaften.“

Forstämter würden dies unterstützen. Der jetzige Waldbesitzer kümmere sich noch um seinen Wald, der neue Besitzer weiß vielleicht noch nicht mal mehr, wo genau sein Stück Wald liegt, da er nicht mehr in der Region wohnt, beschreibt der Stadtförster das Szenario. „Nur gemeinsam bekommen wir einen vernünftigen Wald hin.“

Alles schon zu sehen

Der Wald der Zukunft habe mindestens vier Baumarten, zwei seien Wirtschaftsbaumarten. „Der Wald der Zukunft muss nachhaltige Energien liefern. Ich meine nicht Wind, sondern Hackschnitzel. Das Grundprodukt ist da“, so Dreeskornfeld. Denn die Birke müsse raus aus dem Wald: „Das ist von der Sonne produzierter Rohstoff.“ Derzeit verrotte viel Holz: „Das ist verschenkter Rohstoff.“ Angesichts steigender Öl- und Gaspreise gehe auch der Holzpreis wieder nach oben, da lohne sich das.

Dreeskornfeld möchte einen Wald der Zukunft schaffen. „Der Stadtwald ist mein Ding. Ich will den vernünftig vererben“, sagt der 54-Jährige ganz entschieden. Der Wald müsse stabil stehen, dazu müsse es ein Mischwald sein – mit vier Eigenschaften: wirtschaftlich, ökologisch, CO² speichernd und zudem der Erholung dienend. In Langscheid sehe man diesen Wald, das habe sein Vorvorgänger Heinz Thiemann begonnen. In Wildewiese müsse man eine etwas andere Mischung suchen, da es dort zu kalt sei. Er plädiert dort für naturverjüngende Arten wie Birke, Fichte, Vogelbeere oder Ahorn. „Letztlich muss man den Mittelweg zum Nutzwald suchen, denn es muss auch Bauholz geben“, erklärt Dreeskornfeld. Deshalb sind in vorhandenen Verjüngungsstrukturen Lärche, Küstentanne, Douglasie, Mammutbaum oder Weißtanne vorgesehen, dazu Schwarznuss, Esskastanie, Baumhasel, Roteiche und Buche.