Sundern. „Haus für Kultur und Begegnung“: Alte Johannesschule leichter Favorit. Rat beschließt am 9. Juni.
Neubau auf dem Rathausplatz, Alte Johannesschule oder Dietrich-Bonhoeffer-Schule?
Drei mögliche Standorte für das geplante Sunderner „Haus für Kultur und Begegnung“ (wir berichteten) wurden inzwischen mit Blick auf eine mögliche Realisierung untersucht und in einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt – Ergebnis: „Alle drei Standortoptionen sind machbar“.
Nachdem in verschiedenen Beteiligungs- und Diskussionsrunden bereits Raumbedarfe für das Haus für Kultur und Begegnung ermittelt wurden, hat nun das beteiligte Architekturbüro die drei Standorte auf Machbarkeit hin untersucht.
Drei Optionen im Fokus
Schauen wir uns die „drei Optionen“ mal genauer an: Da wäre ein Neubau auf dem Rathausplatz, Nutzung der „Alten Johannesschule“ (heute u.a. Heim der VHS) oder ein Standort in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (ehemalige evangelische Grundschule, Johannesstraße).
Hintergrund
Die Stadt Sundern möchte ein Haus für Kultur und Begegnung im Stadtzentrum bauen. Dafür wurde das Büro „startklar a+b“ bereits im vergangenen Jahr mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Ziel des Machbarkeitsprozesses ist es, mit einer breiten Bürgerbeteiligung den Raumbedarf zu ermitteln und einen geeigneten Standort festzulegen.Parallel dazu werden in einer bürgerschaftlichen Projektgruppe ein Leitbild und eine Konzeption für das Haus für Kultur und Begegnung erarbeitet. Ein weiteres Thema im Machbarkeitsprozess werden die Trägerschaft und ein Wirtschaftsplan für das Haus sein.Nach einer öffentlichen Auftaktveranstaltung im November 2021 wurden zunächst in 13 Gruppeninterviews mit 70 Akteuren aus bürgerschaftlichem Engagement, Kultur, Politik und Verwaltung die verschiedenen Raumbedarfe erhoben.Die Auswertung ist unter https://www.sundern.de/kultur-und-begegnungszentrum einsehbar. Eine Projektgruppe aus Menschen, die sich langfristig für das Projekt Haus für Kultur und Begegnung engagieren möchten, haben die Raumwünsche gesichtet und diskutiert und daraus einen Plan erstellt. Dieser war die Grundlage für die aktuelle Standortuntersuchung.Im nächsten Schritt werden die politischen Fachausschüsse eine finale Entscheidung über den zukünftigen Standort des Hauses für Kultur und Begegnung treffen. Erst wenn der Standort feststeht, kann das weitere Verfahren von der ersten Vorzeichnung bis zum ersten Spatenstich aufgenommen werden.
Die drei Gebäude/Grundstücke hatten kommunalpolitische Vertreter und Stadtverwaltung u.a. aufgrund ihrer Lage, der städtebaulichen Einbindung sowie mit Blick auf eigentumsrechtliche Fragestellungen für die Prüfung ausgewählt.
Hauptziel: Das Haus für Kultur und Begegnung soll die Innenstadt stärken und leicht erreichbar sein. Unter dieser Prämisse sind alle drei Standorte geeignet; jeder hat aber spezifische Vor- und Nachteile.
Während der kürzlich durchgeführten Informationsveranstaltung wurden – nach einer kurzen Einführung – die Ergebnisse der Standortuntersuchung vorgestellt. Bei dieser Untersuchung handelt es sich um ein schematisches „Abklopfen“: Bewertet werden verschiedene Aspekte wie die Gebäudesubstanz, Raumaufteilung und Lage, außerdem wurden verkehrliche und städtebauliche Anbindung analysiert.
Die Alte Johannesschule besticht durch ihr markantes Erscheinungsbild und die direkte Anbindung an die Fußgängerzone. Die Bausubstanz befindet sich in einem ordentlichen Zustand – „mit alters- und nutzungsbedingtem Sanierungsbedarf“. Bereits die bestehende Raumaufteilung bietet gute Möglichkeiten für die unterschiedlichen gewünschten Seminar- und Workshop-Räume. Nicht ohne weiteres umsetzbar ist bislang allerdings die Möglichkeit einer multifunktional nutzbaren Begegnungs- und Aktionsfläche mit einer Größe von ca. 300 Quadratmetern, die für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden kann. Dafür wäre an der Johannesschule ein neues, zusätzliches Gebäude erforderlich. Eine entsprechende Fläche stünde mit dem von der Stadtverwaltung erworbenen Gebäude/Grundstück (Hauptstraße 86a) zur Verfügung.
Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule besteht aus einem L-förmigen Gebäude mit solidem Grundriss und tragfähiger Statik, hat aber einen sehr hohen Sanierungsbedarf. Auch hier könnten die Seminar- und Workshop-Räume in einem Teil des bestehenden Schulgebäudes untergebracht werden. Gleichzeitig müsste ebenfalls ein neuer Baukörper für die großen Begegnungs- und Aktionsflächen entstehen.
Eine direkte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist nicht vorhanden, der Standort ist von der Fußgängerzone aus jedoch fußläufig erreichbar. Mit dem neu entstehenden Kindergarten und weiteren Einrichtungen im Röhrbogen könnte eine funktionale Verbindung zwischen den Gebäuden geschaffen werden. Für den Standort der ehemaligen Förderschule werden derzeit aber auch für andere Nutzungen diskutiert (wie berichtet).
Beim Rathausplatz handelt es sich laut des Architekten bislang um einen ungegliederten Platz, der vor allem als Stellfläche für Autos genutzt wird. Durch eine Bebauung könnte dieser unstrukturiert wirkende Platz laut Architekt klarer gegliedert werden. Die verkehrliche Anbindung ist optimal und ermöglicht auch eine fußläufige Erreichbarkeit von der Fußgängerzone aus.
Nach der Präsentation von Seiten des beauftragten Büros „startklar a+b“ (Köln/Schwerte) und des Architekten Moritz Lohse trugen einige der anwesenden Bürgerinnen und Bürger Argumente für die einzelnen Standorte vor. Wichtig war den Teilnehmern u.a., dass das Begegnungszentrum nicht einfach nur ein Gebäude wird, sondern stattdessen buchstäblich Geschichten erzählt und Impulse für die Stadt Sundern gesetzt werden. Außerdem wurde Wert auf eine gute Erreichbarkeit für Senioren gelegt.
Da das Haus großes Potenzial als Frequenzbringer für die Innenstadt bringen dürfte, wurde die zentrale Lage der Alten Johannesschule an vielen Stellen von den Bürgerinnen und Bürgern hervorgehoben. Trotz der vermutlich höheren Kosten sprachen sich auch einige Teilnehmer für einen Neubau auf dem Rathausplatz aus. Hier wird die beste Möglichkeit gesehen, um eine neue und unbefangene Identifikation der Sunderner mit dem Haus für Kultur und Begegnung zu fördern. Begründung: An diesem Standort würden weniger Erinnerungen hängen als es bei den ehemaligen Schulen der Fall sei. Insgesamt wurde die alte Johannesschule in der Diskussion favorisiert. Die Standortuntersuchung wird auch in den städtischen Ausschüssen „Wirtschaft, Soziales und Kultur“ am 24. Mai sowie im Ausschuss für „Planung und Nachhaltigkeit“ am 7. Juni vorgestellt. Die von den Ausschussmitgliedern beschlossenen Empfehlungen gehen dann an den Rat – zur endgültigen Entscheidung.
Alle Bürgerinnen und Bürger sind zu den Ausschusssitzungen und zur entscheidenden Ratssitzung am 9. Juni eingeladen.