Langscheid/Arnsberg. Vor Gericht geben die Postdiebe zu: In einer Ferienwohnung am Sorpesee haben sie 3500 geklaute Briefe nach Geld und Schmuck durchsucht.
Die Langscheider Postdiebe sind jetzt im Amtsgericht in Arnsberg verurteilt worden. Der Fall hatte im Winter 2018 für viel Aufsehen gesorgt, weil mehrere tausend Postsendungen ihre Empfänger nicht erreichten.
Weil die beiden 25- und 32-jährigen Angeklagten aus Berlin ihren Familien –beide haben vier Kinder – ein geschenkreiches Weihnachten bereiten wollten, kamen sie Anfang Dezember 2018 auf die Idee, Postsendungen, die ihnen als Fahrer für einen Subunternehmer der Deutschen Post zur Übermittlung anvertraut worden waren, zu unterschlagen. Die Sendungen öffneten sie, um Bargeld und Wertsachen zu entnehmen. So erhielten deutlich über 3000 Adressaten ihre Briefe, Päckchen und Pakete zum Weihnachtsfest nicht.
Die Staatsanwaltschaft klagte die beiden Berliner jetzt vor dem Schöffengericht wegen Unterschlagung an. Die Verteidiger gaben für ihre Mandanten jeweils eine Erklärung ab, in denen sie die Vorwürfe ohne Wenn und Aber einräumten. Sie seien spontan auf die „glorreiche“ Idee gekommen, die Sendungen zu unterschlagen und den Inhalt zu entnehmen, um in ihrer finanziellen Notlage den Familien ein schönes Weihnachten gönnen zu können.
Geld und Schmuck erbeutet
Mindestens an vier Tagen brachten sie die Sendungen in ihre angemietete Ferienwohnung in Langscheid, entnahmen, was man gebrauchen konnte und entsorgten den Rest in Müllcontainer. Ihr Pech: Sie wurden bei ihrer Entsorgung beobachtet. Die Zeugen meldeten ihre Feststellung der Polizei, die kurzzeitig in der Ferienwohnung auftauchte. Dort fand man säckeweise geöffnete Briefe.
Wie sich aus der Beweisaufnahme vor dem Gericht herausstellte, waren die beiden Angeklagten von dem Subunternehmer angeworben worden, Postsendungen von der zentralen Verteilerstelle in Werl abzuholen, um diese in verschiedene Orte weiter zu transportieren.
Fast unglaublich: In dieser Zentrale brauchten sie sich noch nicht einmal als Berechtigte ausweisen. Besonders schmerzlich für viele Absender beziehungsweise die Adressaten war, dass nicht nur Geld und Schmuck verloren gegangen waren, sondern sehr wichtige Dokumente ihr Ziel nicht erreichten. Zum Beispiel: Unterlagen an Steuerberater, teure Sammlerbriefmarken und auch eine Sterbeurkunde.
Sonderkommission der Polizei ermittelt
Der polizeiliche Arbeitsaufwand war enorm. Eine Sonderkommission mit zwei Beamten und drei Angestellten musste sich sechs Monate mit dem Fall beschäftigen. In seinem Plädoyer sprach der Staatsanwalt von einer hohen kriminellen Energie, mit der ein erheblicher Schaden für eine Vielzahl von Betroffenen entstanden sei. Er erwähnte aber auch die zu Gunsten der Angeklagten zu wertenden Umstände, wie ihr frühes Geständnis, und dass man es den Transporteuren in Werl sehr leicht gemacht hatte. Er beantragte für beide Angeklagten eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten zur Bewährung.
Das Schöffengericht sprach dann eine Bewährungsfreiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten aus. Einem der Angeklagten wurden zusätzlich 120 Sozialstunden aufgebürdet, dem anderen eine Geldbuße von 1500 Euro.
Deutsche Post will Schlüsse aus dem Fall ziehen
Auf Nachfrage dieser Redaktion heißt es seitens der Deutschen Post, dass man zu dem konkreten Vorfall sowie zu Details des Sicherheitskonzeptes bei der Zustellung keine Angaben machen könne. Aber: „Jeder Fall ist einer zu viel und natürlich ziehen wir unsere Schlüsse daraus“, erklärt Pressesprecher Rainer Ernzer.
Es würden viele Vorkehrungen getroffen, um Sendungen sicher zum Empfänger zu bringen, vor allem bei sogenannten Premiumprodukten wie etwa Expressbriefen. Ernzer: „Wir passen unsere Abläufe immer wieder an, das ist ein ständiger Prozess.“