Kloster Brunnen. Normalerweise hupen sich auf der engen K 24 die Autos an, wenn sie sich zu nahe kommen. Nun gab es ein Lkw-Chaos direkt unter dem alten Kloster.
Der Polizeibericht vermerkt lediglich eine Verkehrsbehinderung auf der Kreisstraße 24 zwischen Brenschede und Röhrenspring im Bereich der Zufahrt zum Kloster Brunnen. Schaut man auf die Zeitdauer dieser Störung, war es schon etwas mehr als eine Behinderung: „Das Ganze dauerte von 8.15 Uhr bis Mittags“, bestätigt Polizeipressesprecher Holger Glaremin aus Meschede den Vorfall am frühen Morgen am Freitag, den 13.
„Es war richtiges Chaos hier oben“, urteilt Wolfgang Hengesbach vom Klostergut Brenschede. Und fügt bitter hinzu: „Mit Handyempfang im oberen Röhrtal wäre das alles nicht passiert“, spricht er eine leidige Geschichte an, die die Menschen in Brenschede, Kloster Brunnen und Teilen von Röhrenspring seit Jahren ertragen müssen.
Typisch für Freitag, den 13.
Von vorn: An diesem Freitag, den 13., hatte sich einiges im oberen Röhrtal zusammengebraut. Die
unterschiedlichsten Unternehmen hatten sich für diesen Tag etwas vorgenommen, aber nicht in gemeinsamer Absprache. Wie auch? Denn was haben schon Sägeunternehmen, die borkenkäfergeschädigte Tannen im oberen Röhrtal fällen und anschließend per Container-Lkw in deutsche Häfen auf den Weg nach China bringen, mit niederländischen Transportunternehmen zu tun, die Wassertanks befördern? Letztes wollte zwei dieser ca. 30.000 Liter fassenden Tanks zum alten Kloster in der Homert bringen. Denn dort wird in der Bildungsstätte der katholischen Landjugend der Brandschutz verbessert, und da es dort oben an Wasser im ausreichenden Maße mangelt, mussten zwei Tanks im Erdreich vergraben werden.
Auf der anderen Seite bestellten die Harvester-Unternehmen jede Menge Trucks, die die transportfähigen Fichten holen sollten. Dazu rauschten dann in kurzen Abständen Trucks in das enge Röhrtal hinein und verrammelten die komplette Straße zwischen Brenschede und Röhrenspring. Alles aber reiner Zufall.
Schon dort übernachtet
Und ebenso zufällig war auch die Anlieferung der übergroßen Wassertanks. Das Transportunternehmen hatte die zwei überlangen Schwertransporte schon am Donnerstag in die Waldeinsamkeit geschickt: „Die Fahrer übernachteten auf einem Platz und wollten am Freitag mit der komplizierten Anlieferung beginnen“, berichtet Wolfgang Hengesbach.
Gut durchgekommen war hingegen der Autokran der Firma Bracht, der die Tanks an den richtigen Platz im Erdreich unterhalb des alten Klosters heben sollte. Er wartet aber zunächst vergeblich: Denn wegen der spitzwinkligen Zufahrt zum Kloster mussten die überlangen Tanktransporter zunächst bis nach Röhrenspring fahren, um dort zu wenden. Dort angekommen, trauten sich die Lkw-Fahrer nicht auf diese Strecke, da alles von den auf den Einsatz wartenden Containerfahrzeugen in Anspruch genommen wurde. Auch diese mussten zunächst in Röhrenspring wenden, um in den engen Waldweg zu kommen und die Fracht zu holen.
Kein Funksignal
Das Fatale an der Situation: „Eine gegenseitige Abstimmung über das Befahren der Strecke war nicht möglich, da im oberen Röhrtal bekanntlich ein großes Funkloch besteht. Fast im Minutentakt trafen immer weitere Containerzüge ein, die das Chaos nur noch verschlimmerten“, beschreibt Wolfgang Hengesbach die Situation.
Erst als die Polizei alarmiert wurde, das war gegen 8.15 Uhr, gelang es den Besatzungen von mehreren Streifenwagen in den dokumentierten vier Stunden, diesen wahrlich gordischen Knoten zu entwirren. Zuletzt landeten die Tanks gegen Mittag am vorgesehenen Platz und alle Containerfahrzeuge waren auf dem Weg zum richtigen Hafen. Für die Anwohner im oberen Röhrtal ist das ganze Wirrwarr durch fehlende Koordination der vier beteiligten Unternehmen, aber dann ganz besonders durch das Fehlen jeglicher Kommunikationsmöglichkeit entstanden.
Bürger verärgert
Die Hoffnung, die der ehemalige Bürgermeister Ralph Brodel 2019 mit seinem Versprechen, einen Funkmasten bei Röhrenspring zu installieren und somit das obere Röhrtal an die weite Welt anzuschließen, blieb irgendwie auf der Strecke. Wolfgang Hengesbach fasst zusammen: „Die Bürger sind verärgert, dass sie von der Politik immer wieder vergessen und vertröstet werden.“ Glücklicherweise seien an diesem Tag nur Verspätungen zu verzeichnen gewesen. Was, wenn es mal um Menschenleben gehe, fragen sich die Bürger dort.
Funkmast soll kommen
Der angesprochene Funkmast, den die Stadt selbst mit etwa 60.000 Euro finanzieren wollte, ist Geschichte, wie Michael Schäfer von der Stadtverwaltung Sundern informiert. Inzwischen sei die Telekom selbst auf der Suche nach einer kurzfristigen Realisierung einer besseren Versorgung im oberen Röhrtal: „Das liegt an der Bundesnetzagentur, die wegen des weißen Fleckens ziemlichen Druck gemacht hat“, so Schäfer. Jetzt werde gesucht: „Aber eine erste Lösung einen Masten auf das Schützenhaus in Röhrenspring zu setzen, ist gescheitert.“ Jetzt werde nach einem Grundstück gesucht, auf dem man einen Funkmasten errichten könne. „Man ist dran“, so der Abteilungsleiter Stadtentwicklung in der Stadtverwaltung. Er ist zuversichtlich, dass bald das Handy auch im Wald zwischen Endorf und Kloster Brunnen klingeln kann.