Siegen. „Billige“ Deutschlandtickets nur von Kriminellen: Selbst schuld, wer drauf reinfällt, bei gründlicher Kontrolle ist Endstation. VWS Siegen zählen 180 Fälle.
Rund 180 Mal sind die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) bisher mit dem Deutschlandticket betrogen worden: Kriminelle haben sich Kontodaten verschafft, den Ticketpreis von den ahnungslosen Kontoinhabern abbuchen lassen und die Tickets weiterverkauft.
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VWS Siegen: Bei einer Kontrolle würde der Deutschlandticket-Betrug auffliegen
Ein Betrug, der eigentlich nicht funktionieren dürfte, sagt VWS-Sprecher Stephan Boch: Die Deutschlandtickets sind personalisiert, die Daten von Chip der Chipkarte und vom QR-Code des Handy-Tickets auslesbar. Gültig ist das Ticket nur in Verbindung mit dem Personalausweis. Bei einer Kontrolle würde also auffallen, dass der Name des Ticketeigentümers (sprich: Kontoinhabers) und der Name des Fahrgasts nicht identisch sind. Solche Kontrollen, räumt Stephan Boch allerdings ein, „sind in der Praxis nicht sehr wahrscheinlich.“
Es hat eine Weile gedauert, bis die deutschlandweit angewendete Betrugsmasche der zum 1. Mai 2023 eingeführten Nahverkehrs-Netzkarte aufgeflogen ist. „Bei uns fiel das auf, als in massiver Weise Lastschriftrückforderungen kamen“, berichtet Stephan Boch. Von Kontoinhabern, bei denen die VWS 49 Euro für ein Deutschlandticket abgebucht haben, das sie gar nicht bestellt haben. Ob das alle sind, weiß der VWS-Sprecher natürlich nicht. Er empfiehlt, regelmäßig einen Blick aufs Konto zu werfen: „So eine Lastschrift kann ich leicht zurückgehen lassen.“
Siegen: Fahrgäste mit Betrüger-Deutschlandtickets sind Mittäter
Wer bei den VWS das Deutschlandticket kaufen will, nutzt die Ticket-App des Verkehrsunternehmens. Dort beantragt – eigentlich – der Fahrgast die Fahrkarte, im Gegenzug bekommt er ein Benutzerkonto und ein Kennwort. Das machen die Betrüger genauso, die dazu eine falsche Identität – nämlich die des betrogenen Kontoinhabers – und eine nicht zurückverfolgbare Mailadresse benutzen. Anschließend bieten sie die Tickets zum „Sonderpreis“ im Internet an. „Jeder weiß, dass das Deutschlandticket 49 Euro kostet“, sagt Stephan Boch, und wenn das für 30 Euro angeboten werde, „kann ich mir ja mal überlegen, dass damit was nicht stimmt.“
Der Fahrgast mit dem falschen „Sonderangebots“-Ticket ist also weniger der Betrogene als vielmehr Mittäter. Für die VWS, sagt Stephan Boch, „ist das nicht das ganz große Drama.“ Ihnen gehen keine zahlenden Fahrgäste verloren, weil die betrügerischen Abbuchungen in der Regel aus der Distanz erfolgen – die betrügerisch erworbenen VWS-Tickets werden am Ende ganz woanders verwendet. „Am Anfang hatten wir keine Idee, wie das überhaupt funktionieren sollte.“ Jetzt wird jeder Ticketantrag einzeln geprüft, werden E-Mail-Adressen und Namen gecheckt, ganz besonders sorgfältig von auswärtigen Absendern. Da gibt es dann auch schon einmal Ablehnungen. Die Vorsicht zahlt sich aus: „Diesen Monat hatten wir gar nichts.“ Landesweit, so hatte eine Umfrage des WDR ergeben, gibt es bisher rund 10.000 Fälle.
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VWS Siegen: Jedem Monat bis zu 250 neue Anträge für Deutschlandticket
Aktuell sind rund 2700 von den VWS ausgestellte Deutschlandtickets im Umlauf. Manches Abonnement ist so alt wie das Ticket selbst, viele sind Stammkunden. Eine ganze Reihe hält das Abo aber auch nur für einen oder zwei Monate, nutzt es für die Ferien oder eine Urlaubsfahrt. „Das ist eine ganz bunte Mischung“, sagt Stephan Boch. Monatlich kommen 200 bis 250 Neueinträge hinzu. Neben den regulären 49-Euro-Tickets haben die VWS 700 bis 800 Deutschland-Job-Tickets und – seit diesem Semester – an Studierende 13.000 Deutschland-Semestertickets herausgegeben. Dazu kommen rund 20.000 freifahrtberechtigte Schülerinnen und Schüler, die ihr Schülerticket gegen ein Deutschlandticket eintauschen können. An 1. Januar kostet das Deutschlandticket 58 Euro.
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