Wilnsdorf. Familien und Sicherheit ganz vorn: Hannes Gieseler zieht schon eine erste Bilanz. Und sagt, was in den nächsten Jahren in Wilnsdorf ansteht.
Hannes Gieseler bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde Wilnsdorf. Bei der Wahl im September 2025 wird er aus dem Amt heraus kandidieren – amtierende Bürgermeister sind nicht darauf angewiesen, von einer Partei vorgeschlagen zu werden. 2020 war der Sozialdemokrat gemeinsam von SPD, BfW, FDP, Grünen und WPU („Wilnsdorfer Parteiunabhängige“) nominiert worden. „Gern mit Unterstützung aller Parteien“ möchte Gieseler seinen Wahlkampf bestreiten, „als Wilnsdorfer für Wilnsdorf“. Und fügt hinzu: „Ich würde mir auch wünschen, dass die CDU mit an Bord ist.“ Die hatte sich 2020 hinter die damalige Bürgermeisterin Christa Schuppler gestellt und die Wahl verloren.
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Für Familien
Ein Graffiti, das im Jugendtreff entstanden ist, hat Hannes Gieseler im Büro stehen. Und das Geburtstagsgeschenk der Jugendfeuerwehr: eine mit Unterschriften ausgemalte „40“. Der Wilnsdorfer Bürgermeister ist immer noch jung, Vater von drei Kindern – und entsprechend nah dran an seinem Thema „Familienfreundliche Gemeinde“, als die Wilnsdorf sich entwickeln soll. „Ich habe hier selbst verzweifelt nach einem Haus oder einem Bauplatz gesucht“, erzählt er, „wir wollen doch, dass junge Familien nach Wilnsdorf kommen.“ Systematisch werden nun die Bebauungsplanungen nicht nur angefangen, sondern eine nach der anderen auch zur Verwirklichung gebracht: Auf dem Damm in Flammersbach wird gebaut, die Dudenbach in Rinsdorf wird gerade erschlossen, der Hofacker in Wilnsdorf wird folgen.
Familienfreundlich: Dazu gehören auch das neue Multifunktionsspielfeld am Rudersdorfer Schulzentrum, der Fitnessparcours am Gymnasium, irgendwann auch der gerade von CDU und SPD beantragte Erlebnisspielplatz, die neuen Dorfplätze in Obersdorf, Wilden und Gernsdorf. Und auch die ganz teuren Sachen: Die Grundschule Wilnsdorf wird gerade neu gebaut, die Grundschule in Dielfen wurde erweitert. Da zieht Hannes Gieseler dann allerdings auch den Strich. Mehr als vierzügig werden Gymnasium und Realschule nicht werden, für die Kinder aus Wilnsdorf selbst reiche die Kapazität aus. Im Zweifel müsse auch Wilnsdorf - wie schon die Stadt Siegen - sich vorbehalten, Anmeldungen von Kindern aus Nachbarkommunen abzuweisen. „Wir haben viel vor der Brust“, sagt der Bürgermeister, „wir dürfen unseren Kindern keinen Schuldenberg hinterlassen, dessen sie nicht mehr Herr werden.“
Für Sicherheit
Sicherheit ist ein anderes großes Thema. Auch da hat Hannes Giesler klein angefangen, mit dem Einbahn-Verkehrskonzept für das Wilnsdorfer Einkaufszentrum. Aktuell stehen nun die Ergebnisse der „Verkehrsbetrachtung“ für das gesamte Gemeindegebiet auf der Tagesordnung. Auch hier setzt der Bürgermeister Prioritäten. „Für alle, die kein Blech um sich rum haben.“ Mütter mit Kinderwagen zum Beispiel, die auf die Fahrbahn ausweichen müssen, weil der Gehweg zugeparkt ist. „Mir ist es schnurzegal, wenn jemand auf der Landstraße 80 statt 70 fährt. Aber nicht, wenn jemand sich nicht an die 30 vor Kitas hält.“ Die Gemeinde werde nun – in Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen – von neuen Kompetenzen Gebrauch machen. „Wir wollen selbst blitzen.“
Fortschritte macht das Verkehrskonzept für den Augraben in Niederdielfen mit Kita und Schulen. Eine Hol- und Bringzone für Eltern wird nun angelegt. Wichtig wäre auch der Radwegebau, das Konzept dafür steht längst. „Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller geht. Aber es ist nicht ganz so einfach, Radwege durch die Wälder zu ziehen.“
Keine öffentliche Sicherheit ohne Feuerwehr: „Ich bin dankbar für jeden, der sich engagiert“, sagt Hannes Gieseler. Die Neubauten der Feuerwehrgerätehäuser im Oberen Weißtal und in Wilgersdorf gehören zu den großen Investitionen, die noch zu finanzieren sind, so wie die Erhaltung anderer öffentlicher Gebäude und die Sanierung der Straßen. „Die wurden über Jahrzehnte vernachlässigt.“
Für Integration
Eine der großen Herausforderungen bleibt die Unterbringung von Geflüchteten. Die Wahl von Standorten für Wohncontainer „war keine leichte Auseinandersetzung“, erinnert Hannes Gieseler. Als auf den gerade aufgestellten Unterkünften ausländerfeindliche Schmierereien auftauchten, haben sich Wilnsdorfer in einer Social-Media-Kampagne gegen Hass und Hetze positioniert. „Wir haben heute keine Probleme mehr an den Standorten. Da wohnen auch nur Familien, die ihre Ruhe haben wollen.“ Hannes Gieseler legt sich aber auch fest, dass die Container „allerspätestens 2030“ wieder aus dem Ortsbild verschwunden sind. „Wir müssen alternativen Wohnraum schaffen.“
„Die allermeisten, die hierhin kommen, werden bleiben“, erklärt Hannes Gieseler, warum die Gemeinde sich besonders stark für die Integration engagiert. Sprache und Arbeit sind die ersten Stichworte im Integrationskonzept, gefolgt von Wohnen und Integration in die Dorfgemeinschaft. „Wenn wir das schaffen, werden wir weniger Probleme in der Zukunft haben.“ Deshalb arbeitet im Rathaus eine zusätzliche Kraft ausschließlich daran, arbeitssuchende Geflüchtete und fachkräftesuchende Unternehmen zusammenzubringen. Eine weitere Kraft – mit eigener Zuwanderungsgeschichte und vielfältigen Sprachkenntnissen – unterstützt im Rahmen des Kommunalen Integrationsmanagements des Kreises. Und dann sind da noch die vielen Ehrenamtlichen. Nachbarn, „die gern unterstützen“, weiß Hannes Giesler. Und die aus den Kirchengemeinden ehrenamtlichen Sprachlehrkräfte: Bei ihnen lernen die Geflüchteten Deutsch direkt in ihren Unterkünften – ohne dass sie dafür lange Wege zurücklegen müssen.
Für Miteinander
Hannes Gieseler spricht über Nachhaltigkeit: von den E-Autos im Gemeinde-Fuhrpark (der letzte Verbrenner wird bald ausrangiert) bis zu den Windrädern („maßvoller Ausbau“). Über Gewerbegebiete, schon, um Einwohner, Arbeitsplätze und Gewerbesteuerzahler in die Gemeinde zu holen – die Lehnscheid VII an der Autobahn kommt, Auf der Struth in Rudersdorf wird im neuen Regionalplan ausgewiesen. Vor allem aber auch über den eigenen Anspruch, „mein Ohr an der Bevölkerung zu halten“.
„Man kann es nicht allen recht machen. Aber man kann erklären, was wir hier machen und wozu.“
Da geht es um Kleinigkeiten wie das kaputte Friedhofstor: Beim Vogelschießen in Rudersdorf habe ihn die Bürgerin angesprochen, eine Woche später beim Schützenfest habe sie sich für die Reparatur bedankt. Es geht aber auch in größere Themen. „Man kann es nicht allen recht machen“, sagt er. Aber man kann erklären, „was wir hier machen und wozu.“ Und das aus allen Rohren, in den Ortsteilforen ebenso wie bei Facebook und Instagram. Andere Meinungen einfließen lassen, Vorschläge berücksichtigen – „sehr viel Miteinander“ sei so auch in der Kommunalpolitik entstanden, „darauf bin ich sehr stolz.“ Jedermanns Liebling wird Hannes Giesler dennoch wohl nicht. „Klare Kante zeigen“ werde er auch weiter, verspricht er, und auch die digitale Bühne „nicht irgendwelchen rechten Hetzern überlassen“.
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