Hilchenbach. Das Leben zieht ein auf dem Kulturellen Marktplatz Dahlbruch. Ausgerechnet jetzt fehlen Mittel, um die neuen Möglichkeiten auch nutzen zu können
Das neue Haus der Alltagskultur im Kulturellen Marktplatz Dahlbruch (kmd) ist neues Zentrum auch für Jugendliche und Familien in Hilchenbach. „Das No Limits ist ein Anziehungspunkt“, stellt Heike Kühn, Teamleiterin Jugend und Familie im Rathaus-Fachdienst Bildung, Generationen und Sport, in einem Bericht für den Jugend- und Sozialausschuss fest, „Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Dahlbruch kommen zu den Öffnungszeiten vorbei und nutzen den neuen Freizeitort nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen.“ Der große Cafébereich mit den selbst gebauten Sitzmöbeln, Spielregalen, Konsolen, Bühne, Chillecke, Kicker, Musikanlage und großer Theke sei einladend und hell. „In Kürze werden ein neuer Billardtisch und ein Spielkonsolenschrank die Ausstattung weiter verbessern.“ Dazu kommen noch ein Gruppenraum und ein Audio-Video-Studio.
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Das Jugendcafé No Limits
Hinter dem Jugendtreff liegen fünf Jahre des Übergangs. Nach dem Auszug aus dem Altbau 2019 wurde das No Limits zum „Underground“ im Keller der evangelischen Kirche Dahlbruch. „Die Raumsituation und die Ausstattung im Kirchenkeller waren nicht besonders attraktiv und auch der Ort wurde von bestimmten Zielgruppen nicht akzeptiert.“ Beschränkungen erlegte zudem die Corona-Pandemie auf. Als offener Treff habe der Kirchenkeller nicht funktioniert, berichtet Heike Kühn. Dagegen hatten Mädchentreff, Spielegruppe Pen and Paper und Medienwerkstatt guten Zulauf, es gab mobile Angebote und Angebote im Dirt-Bike-Park. Wichtiger Partner ist der Jugendförderverein Push, der als Projektträger allein 2023 117.000 Euro an Zuschüssen für Projekte eingeworben hat.
Die Anzahl der Besucherinnen und Besucher in den späten Nachmittagsstunden und am Sonntag im neuen Jugendcafé sei besonders hoch und bereits zu Beginn herausfordernd für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, heißt es in dem Bericht weiter. „Das Ankommen und die Gestaltung des Alltags ist vorderstes Ziel im Jugendzentrum Dahlbruch.“. Der Anteil der Besucherinnen und Besuchern mit Zuwanderungsgeschichte sei hoch. Auch der Altersdurchschnitt sei deutlich gestiegen.
„Diese Situation ist paradox.“
Ausgerechnet jetzt muss das No Limits eine Vollbremsung der medienpädagogischen Jugendarbeit hinnehmen. Erwartete 17.000 Euro Fördermittel wurden vom Landesjugendamt nicht bewilligt. Für zwei Monate wurden zwei Kräfte noch vom Push-Verein mit Eigenmitteln finanziert. Seit Mai ist die offene Medienwerkstatt nicht mehr besetzt: „Diese Situation ist paradox, weil die neue Einrichtung auf den medialen und jugendkulturellen Schwerpunkt hin konzipiert wurde und ein sehr gut ausgestattetes Medienstudio mit professionellem Equipment bereithält“, bedauert Heike Kühn, „auch die Vorbereitung der Jugendlichen für einen Auftritt als Band oder Musikerin und Musiker kann nur mit Unterstützung von Fachkräften gelingen.“
Dem Jugend- und Sozialausschuss legt die Teamleiterin nahe, sich nicht allzu sehr auf Projektförderungen des Landes zu verlassen und Mittel in den städtischen Haushalt einzuplanen. Auch die Mädchenarbeit, bisher ein Minijob, könne nur noch über Aufwandsentschädigungen aufrecht erhalten werden. Die neuen Möglichkeiten am kmd, wie sie Außen- und Veranstaltungsräume bieten, erforderten aber eine „angemessene und sichere personelle Ausstattung.“
Das Familienbüro
Aus den Klimawelten in den kmd umgezogen ist auch das wöchentliche Elterncafé, das 2021 eingerichtet wurde und von den Familienberaterinnen Silvana Döhr und Stefanie Quinke betreut wird. Gewünscht wird eine„Elterncafé-Baby-Edition“ zusätzlich einmal im Monat. „Im Haus der Alltagskultur wäre der richtige Ort dafür“, sagt Heike Kühn, „starke und selbstsichere Eltern schaffen ein gutes Umfeld für das Aufwachsen der Kinder und ein zufriedenes Familienleben.“ Neu dazu kommen könnte auch ein Elterncoaching. Aus der Schulsozialarbeit wird Bedarf genannt: Umgang mit Medien, Cybermobbing, aggressive Kinder.
Auch im Familienbüro, das außerdem ein monatliches Stillcafé mit einer Hebamme anbietet, fehlen Mittel. Derzeit arbeitet dort eine Minijobberin, die Bundesfreiwilligen-Stelle konnte nicht besetzt werden. Fördermittel von Jugendamt des Kreises gibt es nicht, in Hilchenbach stützt sich das Familienbüro auf Zuwendungen der Johann-und-Anna-Reuter-Stiftung. Mit Einsparungen an anderer Stelle soll das Familienbüro nun durch eine Familienberaterin im Minijob von sieben Stunden je Woche verstärkt werden, zunächst bis Februar 2025.
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Der kmd
Die Fertigstellung des kmd ist auf der Zielgeraden: Nach dem Haus der Alltagskultur und der Mehrzweckhalle wird auch der große Saal , der zwischen Theater und Haus der Alltagskultur entstanden ist, bald genutzt werden können – dort fehlt nur noch eine Zwischentür. Im Theater selbst sind derzeit Maler, Elektriker und Trockenbauer am Werk. Bereits am ersten September-Wochenende soll hier das Festival „VielKultur“ eröffnet werden, mit dem die im Kulturring Siegen-Wittgenstein zusammengeschlossenen Veranstalter erstmals gemeinsam in eine Spielzeit starten.
Bereits zum 1. Juni wird Wieland Franz das Centermanagement des kmd übernehmen. der Unternehmensberater und Gastronom („Der Stahlberg“, „Zum Kindelsberg“) aus Müsen wurde von der Stadt zunächst bis 31. Mai 2026 unter Vertrag genommen. Franz war der einzige Bewerber auf die Ausschreibung. Sein Konzept habe „voll überzeugt“, erklärte Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis dem Rat in seiner letzten Sitzung.
Begonnen haben die Arbeiten im Außenbereich, der Parkplatz hinter dem Hallenbad ist daher gesperrt. Bereits fertiggestellt ist die Calisthenicsanlage, auch zwei Ausdauer-Kleingeräte wurden aufgestellt, die allerdings erst nach Abschluss aller Arbeiten freigegeben werden – alle zusammen mit rund 68.000 Euro gut 11.000 Euro billiger als kalkuliert. Was man vom kmd insgesamt nicht behaupten kann: Der wird nach letzten Schätzungen insgesamt knapp 17 Millionen Euro kosten.
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