Hadem. Im Hilchenbacher Hademtal haben sich Carina Schweitzer-Koch und Bernd Machoczek den Traum vom Gemüsehof erfüllt. Das kommt auch noch saugut an.

Frisches Gemüse einfach selbst ernten und kontaktlos per PayPal bezahlen: Carina Schweitzer-Koch und Bernd Machoczek haben in diesem Jahr ihren eigenen Gemüsehof eröffnet. Ihr kleiner Traum entpuppt sich schnell als rentables Geschäft – schon der erste Supermarkt hat an der Tür geklopft.

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Mit Sellerie und Porree angefangen

„Wir sind total von dem Zulauf und Zuspruch der Leute geflashed”, sagt Carina Schweitzer-Koch. „Damit haben wir nicht gerechnet.“ Im Winter eröffneten die beiden ihren „Gemüsehof Siegerland” in Hilchenbachs Hademtal. Sie kauften ihr Saatgut in Frankreich und begannen, unter anderem Sellerie und Porree anzubauen. Im April kamen dann schon die ersten Zwiebeln dazu, bis nach und nach die Auswahl größer wurde: Salat, rote Beete, verschiedene Kohlsorten, Möhren, Mangold, Fenchel und einiges mehr – alles auf der Ackerfläche ihres Vaters Klaus Schweitzer.

Darf geerntet werden: Gerade ist der Weißkohl reif. Im Hadembachtal erwartet die Kunden ein vielfältiges Angebot..
Darf geerntet werden: Gerade ist der Weißkohl reif. Im Hadembachtal erwartet die Kunden ein vielfältiges Angebot.. © Unbekannt | Philipp Drößler

„Mein Vater ist Landwirt. Ohne ihn würde es nicht gehen. Mir wurde es mit in die Wiege gelegt”, sagt die 36-Jährige. Er unterstützt sie bei der Arbeit und gibt viel Wissen weiter, das er über die Jahre gesammelt hat. „Das ist natürlich alles sehr komplex”, sagt Bernd Machoczek, der in Köln Bau- und Landmaschinentechnik studiert hat. Für zehn Jahre arbeitete er beim Landmaschinen-Unternehmen Grimme in Niedersachsen. „Dort habe ich auch viel dazugelernt. Ich interessiere mich aber auch schon, seitdem ich klein bin, für die Landwirtschaft und habe auch oft in dem Bereich gearbeitet, auch neben meinem Studium”, sagt der 39-Jährige.

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Brokkoli ist nichts für den Hochsommer

Die größte Herausforderung beim Gemüseanbau sei vor allem die Bodenbearbeitung. „Man muss mit so wenig Aufwand wie möglich so viel es geht erreichen.” Für die Bewirtschaftung der 3800 Quadratmeter großen Fläche entwickelte das Duo sogar ein eigenes Bewässerungssystem. „Wir benutzen Tropfschläuche, um Wasser zu sparen. So können wir die Pflanzen ganz gezielt bewässern”, sagt Bernd Machoczek. Beim Anbau des Gemüses benutzen sie auch so gut wie keine Chemie: „Hier wächst auch viel Beikraut, was zeigt, dass wir keine Chemie benutzen. Sollte eine Pflanze aber zum Beispiel mal zu wenig Stickstoff haben, helfen wir in seltenen Fällen mal nach”, erklärt Carina Schweitzer-Koch. Da beide ihren Berufen nachgehen – er als Sachbearbeiter bei der Firma Buchen Landtechnik in Altenhof, sie als Einrichtungsberaterin bei XXL Lutz Zimmermann – gehen sie vor und nach der Arbeit auf den Gemüsehof. „Jeder von uns ist in etwa zehn bis zwölf Stunden die Woche hier”, sagt Carina Schweitzer-Koch.

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Im nächsten Jahr möchten sie eine weitere Fläche von etwa 2000 Quadratmeter für den Anbau nutzen. Das erste Jahr dient vor allem auch dazu, Erfahrungen zu sammeln. „Wir schauen auch, wie spät man noch was anpflanzen kann. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass wir den Brokkoli lieber im Frühjahr und Herbst anbauen, da er im Hochsommer verbrennt”, berichtet Carina Schweitzer-Koch. Zudem planen die beiden schon, wie sie die Flächen überwintern. „Wir bauen Winterknoblauch und Winterzwiebeln an. Wahrscheinlich auch Wintergetreide”, sagt Bernd Machoczek.

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Auch Familien mit Kindern kommen gern vorbei

Die beiden Freunde orientieren sich an den aktuellen Supermarktpreisen. „Viele sagen auch, dass wir zu günstig sind. Wir möchten aber, dass es sich auch Familien leisten können”, sagt Carina Schweitzer-Koch. Es ist möglich, das Gemüse selbst zu ernten, abzuholen oder aber auch liefern zu lassen. Am Eingang des Gemüsehofs steht eine Preisliste und eine Waage. Die Kunden können dann einfach ihre Ernte wiegen und den entsprechenden Preis per PayPal an die beiden überweisen. „Die meisten kommen aber hierhin, wenn wir da sind, und möchten uns kennenlernen.” Sie haben sogar schon eine Anfrage von einer Supermarktkette bekommen: „Das ist natürlich eine tolle Herausforderung. Den Ansporn haben wir auf jeden Fall”, so Bernd Machoczek.

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Die beiden hängen leidenschaftlich am Projekt: „Es ist schön zu sehen, wie das Gemüse wächst, das man mit eigenen Händen gepflanzt hat”, so der 39-Jährige. „Wir haben auch sehr gerne Familien hier. Die Kinder sind begeistert und lernen so, verantwortungsvoll mit Essen umzugehen, wenn sie sehen, was das eigentlich für ein Aufwand ist.“

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