Siegen. Puppenspieler Michael Hatzius in Siegen über die Prinzessin auf der Echse, Echs Gildo – und Schwaben in Berlin.
Clubatmosphäre im Schlosshof. Bequeme Polsterstühle gruppieren sich um kleine Bistro-Tische und schaffen dadurch einen fast intimen Rahmen. Gast des Abends im Rahmen des Siegener Sommerfestivals „Das Beste kommt zum Schloss“ ist Michael Hatzius, dessen Kunst des Puppenspiels und der Improvisation das Publikum für gute zwei Stunden perfekt unterhalten wird.
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Aufwärmen im Siegener Schlosshof mit Hausschwein Steffi
Natürlich ist die Hauptperson des Abends wie immer die berühmte Echse, ein lebendes Relikt aus der Urzeit aller Lebewesen: „Ich habe die erste Zellteilung noch mit der Hand selber gemacht.“ Doch das Aufwärmprogramm gestalten das Hausschwein Steffi und das zierliche Wildschwein Thorsten. Sie, drall und selbstbewusst, er, klein und schüchtern. Nach dem Motto „Nur wer sich streitet mag sich wirklich“ spielen sie sich im munter streitenden Dialog die Bälle hin und her und einigen sich zum Schluss auf den Kompromiss: „Lieber in Siegen auf dem Schloss als in Gütersloh im Kühlhaus.“ Und wie es sich bei den schrägen Charakteren von Tieren gehört, empfangen sie die Echse mit einem beeindruckenden Rap.
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Michael Hatzius hat es faustdick hinter den Ohren und kennt keine Hemmungen. Auch nicht gegenüber den Besuchern in den ersten Reihen. Einen Fotografen hat er besonders auf dem Kieker und schwupp hat sie dessen Handy. „Oh, wer ist denn Laura?“, fragt er, „du hast eine so schöne Frau. Mach was daraus in den letzten Jahren.“ (Natürlich bekommt er sein Handy dann wieder zurück.)
Die Macho-Echse und das kluge Huhn
Die Echse erzählt von ihren Erlebnissen bei den alten Griechen. Da hat sie ein Theater gegründet mit Ari Stoteles und auch Kindertheater angeboten: „Die Prinzessin auf der Echse“. Später stand sie dann mit Echs Gildo auf der Bühne. Zwei Lieblingsgruppen sind es, die zum bevorzugten Ziel der Echsen-Spötteleien werden. Die Franken („Wenn der Franke ein Mensch wäre, was sind dann die Unterfranken?“) und die Schwaben, die in Berlin, wo Michael Hatzius wohnt, alles aufkaufen und dann nach Leipzig und später nach Dresden ziehen. „Wer einen Schwaben hört, wünscht sich Syrer zurück“, sagt die Echse und fragt ins Publikum: „Geht bei einer Frau noch irgendwas, wenn der Mann sagt: Ich habe Luscht.“
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Beeindruckend, wie Michael Hatzius Spracheigenheiten locker vom Hocker imitiert, um dann beim Thema Öko-Wahn und Bio-Ernährung wieder ein verbales Dickschiff vom Stapel zu lassen: „Von Al-Kaida bis zu Alnatura ist es nur ein kleiner Schritt.“ Und wie schön, dass zwischen den Weisheiten der Macho-Echse ein bescheidenes, sehr leises Tierchen zu Wort kommt: ein Huhn, das einen reichen Nachbarn hat. „Er ist ein führender Ei-Leiter.“
Ingrid aus Hilchenbach wird vom Suchschwein entdeckt
Vor der Echse ist niemand sicher. Doch so erfährt das aufmerksame Publikum, dass in einer hinteren Reihe ein Mann sitzt, der sich einst für eine Thai-Massage zum Schrecken der Masseuse nackt ausgezogen hat, und auch anderes sehr Persönliches. Manchmal bewegt sich Michael Hatzius dabei hart an der Grenze. Doch beim Versuch, jemanden zu finden, der auf die Bühne kommt, um sich im Puppenspiel zu versuchen, entsteht Schweigen. Da muss das Suchschwein ran und schließlich hat Ingrid aus Hilchenbach den Biss mitzumachen, und das sehr gut. Das Publikum im Schlosshof beweist einmal mehr, dass es spontan ist, sich mitreißen und begeistern lässt. Der Applaus am Ende hätte kaum lauter sein können.
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Die nächsten Veranstaltungen in „Das Beste kommt zum Schloss“: Freitag, 1. Juli, 21 Uhr: Bozen Brass, eines der besten Bläser-Ensembles Europas: Von Barock bis Blues, von Elvis bis Sting; Samstag, 2. Juli, 21 Uhr: Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys: Hits der 20er mit dem gefragten deutschen Schauspieler.
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