Siegen. Für Hacker aus der Gegend ist der Verein seit zehn Jahren eine Anlaufstelle. Ihre Themen neben der Internetsicherheit: Brotbacken und Nähen.
Sein zehnjähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr der Verein Hackspace Siegen (HaSi). Seit ebenso vielen Jahren bietet das HaSi seine Räumlichkeiten allen Kreativen, Technikaffinen, Wissenschaftsbegeisterten und Bastlern. Die Idee für den Verein entsteht 2011 auf dem „Chaos-Communication-Campus“, ein Camping-Event des Chaos-Computer-Clubs (CCC). In jenem Jahr, erzählt Simon Budig vom HaSi, „haben sich mehrere Leute aus Siegen unabhängig voneinander darüber beschwert, dass in Siegen ja nichts los ist“. Er wisse nicht, bei wem sie sich beklagt haben, aber dieser Jemand habe „dann mal die Strippen gezogen und Leute miteinander bekannt gemacht“.
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Er selbst sei während des Camping-Events 2011 auf dem Parkplatz eines Supermarktes angesprochen worden, weil jemand „gemerkt hatte, dass ich mit meinen Freunden mit einem Siegener Kennzeichen unterwegs war“, erläutert Simon Budig. So sei er in „in dieses kleine Grüppchen reingekommen“. Einige Wochen später findet das erste Treffen in einem günstig gemieteten, leerstehenden Ladenlokal in Geisweid statt: „Da haben wir uns dann getroffen, gemeinsam eine einzelne Flasche Club-Mate geteilt und Pizzakartons blau und gelb angemalt, um das Schaufenster mit einem Space-Invader zu dekorieren“, erzählt Budig. Anfang 2012 ist es soweit: Das Hackspace Siegen ist gegründet. Mittlerweile zählt der Verein etwa 60 Mitglieder.
Wann ist ein Hacker ein Hacker?
Gemeinhin stelle man sich unter einem Hacker einen Menschen im Kapuzenpullover vor, der im Dunkeln vor dem hellen Bildschirm seines Computers sitze, sagt Simon Budig: „Das klassische Bild des Hackers ist aber zu eng gefasst.“ Zum einen beschränke sich die Gruppe der Hacker gar nicht auf Menschen, die versiert sind im Umgang mit der Technik und Software von Computern.
Zum anderen drücke die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe eine Geisteshaltung aus: „Ich habe hier eine Situation und ich versuche mal, mit ihr umzugehen“, beschreibt Simon Budig. Heutzutage seien die Menschen viel zu schnell damit, sich Dinge neu zu kaufen. Hacker versuchen stattdessen, aus dem, was sie haben, etwas Neues zu erschaffen.
Vom Nähen und Brotbacken
Die Räumlichkeiten des Hackspace am Effertsufer geben selbst bereits einen Eindruck davon, was gemeint ist. Zahlreiche Installationen wie Stühle, die unter der Decke hängen, zeugen davon, dass einige kreative Hände am Werk waren. Auch den Themen der Vorträge und Veranstaltungen, die im HaSi stattfinden, sind keine Grenzen gesetzt: Geht es am einen Abend um Roggenbrote, werden an einem anderen Abend Hosen geflickt. Auch die Klimapolitik beschäftigt die Mitglieder des Hackspace.
Trotzdem spielt Computertechnik in Vielem eine große Rolle: In die Stickmaschine lassen sich über USB-Anschluss Dateien mit Mustern laden, die das Gerät automatisch stickt. Und wer entsprechende Muster im Dateiformat mitbringt, kann sich vom 3D-Drucker Gegenstände oder Bauteile ausdrucken lassen.
Gemeinsam Lösungen finden
Das Hackspace, sagt Budig, will Anlaufpunkt sein „auch für die, die nicht so schnell Anschluss finden zu anderen Leuten“. Das Motto, dem hier alle folgen laute: „Be excellent to each other“ (Seid freundlich zueinander), erklärt Lisa Neumann, die regelmäßig Zeit im HaSi verbringt. Was ihr gefalle, sei die Offenheit, mit der sich alle begegnen: „Dass man zu Leuten hingehen und fragen kann: ‘Hey, was machst du da?’ Und dann erklären die das einem.“ Zwar habe jeder seine eigenen Ideen, sagt Simon Budig, doch „es ist schon oft so, dass wir uns zusammensetzen und gemeinsam nachdenken.“
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In der Pandemie allerdings sei diese Dynamik weggebrochen. Zwar habe man versucht, Veranstaltungen über das Internet stattfinden zu lassen: „Aber auch da war dann irgendwann der Schwung raus“, sagt Simon Budig. „Die Aktivität ist dann so weggesickert.“
Laptops für Schüler in Siegen
„Wir leben letztlich von dem, was abfällt“, erklärt Simon Budig. Alles technische Gerät, das im Hackspace verwendet und aufbereitet wird, ist gebraucht. Etwa für ein Projekt, das das Hackspace betreibt ist das „Hey, Alter!“ Aus gespendeten Computern und Laptops machen die Mitglieder des HaSi wieder Geräte, die Schülerinnen und Schüler für den digitalen Unterricht nutzen können. Der Verein ist in Kontakt mit Schulen und konnte so bereits mehr als 100 bedürftige Kinder mit einem Laptop versorgen.
Der Verein
Wer sich beim Hackspace Siegen einmal umschauen möchte, kann dienstags und donnerstags um 19 Uhr zum Effertsufer 104 kommen. Regelmäßig findet ein Plenum statt und monatliche „Lightning Talks“, bei denen jeder 15 Minuten Zeit hat, ein Projekt, eine Idee oder Konzept vorzustellen. Mehr Infos zu Verein und Veranstaltungen auf hasi.it.
Regelmäßiger Fixpunkt des Hackspace ist der CCC, dessen Kongress jedes Jahr Ende Dezember stattfindet und der vor Pandemiezeiten bis zu 17.000 Teilnehmer zählte. Mit bis zu 20 Leuten ist der Siegener Verein in zu dieser Veranstaltung gefahren. Auch dort treffen sich nicht nur Hacker im engeren Sinne: „Ich war die DNA aus einer Kiwi am extrahieren und die haben da nebenan ein Huhn geschlachtet“, erinnert sich Lisa Neumann.
Digitale und analoge Schlösser
Natürlich, sagt Budig, gibt es unter den Hackern aber auch die, die sich etwa mit Sicherheitslücken wie „log4j“ befassen (wir berichteten). Im HaSi wird darüber zwar gesprochen und einige Mitglieder des Vereins befassen sich intensiv damit, doch primär seien Themen zur Sicherheit im Internet Sache des CCC. Die Motivation von Hackern, die die digitale Sicherheit nicht nur von Internetseiten, sondern auch zentraler Infrastruktur austesten, sei, dass jeder wissen wolle: „Wo sind die Grenzen meines Schlosses?“, erläutert Budig. Bedeutend sei für Einige aber nicht nur die Sicherheit digitaler Schlösser. Auch analoges Schlossknacken hat unter den Hackern seine Interessenten.
Sein Jubiläum werde das Hackspace Siegen auf jeden Fall feiern, verspricht Simon Budig. Wann und wie stehe aber noch nicht fest.
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