Siegen. Der Alkohol… Seit Längerem schwelt ein Nachbarschaftsstreit in Siegen: Rohe Eier werfen, beleidigen, drohen. Jetzt landet der Fall vor Gericht.
Es soll Beleidigungen gegeben haben. Nach Aktenlage hat der Angeklagte vor allem aber auch verbotene Begriffe benutzt, soll „Sieg Heil“ und „Heil Hitler“ in Richtung seiner grillenden Nachbarn gerufen haben. „Das trifft alles nicht zu“, wehrt der 42-jährige Siegener die Vorwürfe ab und beginnt aufgeregt mit einer Verteidigungsrede.
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Die verfänglichen Aussagen sind nach den Ermittlungen aus seinem Wohnzimmer gefallen. Es gibt sogar ein Video, vom Beleidigten angefertigt, auf dem allerdings die Ausrufe mit NS-Bezug nicht zu hören sind und er auch nicht sichtbar ist. Dafür ist der Satz: „Ich bin geboren, um zu siegen und zu vernichten“ in den Akten gelandet. Der wird von H. trotz des Beweismittels bestritten. „Ich habe „Der CIA fi… euch alle“ gerufen, gibt der Mann ein wenig verhalten zu. Das sei ihm heute etwas unangenehm. Aber der Alkohol halt. Sonst nichts. Erst Monate später sei ihm beim Staatsschutz mitgeteilt worden, dass er sich derart geäußert haben solle: „Da musste ich mich nackt machen!“
Irgendwann stand ein „Mob“ vor der Tür des Siegeners – „war forsch und angetrunken“
Er lebe seit mehr als zehn Jahren in diesem Nachbarschaftsstreit, klagt der Angeklagte. Er sei beleidigt und bedroht worden, „in meiner Wohnung wurden Menschen verprügelt“. Amtsrichterin Müller überlegt, ob ein Umzug nicht Sinn machen könne. „Ich habe nicht viel Geld“, antwortet der Mann: „Es ist schwer, in einer Studentenstadt eine kleine Wohnung zu finden“.
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Er gibt an, eine Erwerbsminderungsrente zu beziehen. Er selbst habe an jenem Abend des 3. Juli 2020 die Polizei gerufen, weil sich ein Mob vor seiner Tür versammelt habe. „Leider war ich etwas forsch und angetrunken, da haben die mich in die Ausnüchterungszelle mitgenommen“, erzählt der Beschuldigte weiter. Bei der Rückkehr habe er seine Küche versaut gefunden, „da wurde ein rohes Ei reingeworfen“.
Früher waren die Siegener dicke Freunde – „Kinder haben Angst vor ihm“
„Ein typischer Nachbarschaftsstreit“, stellen Richterin und Anklagevertreterin fest, nachdem auch die Beleidigten zu Wort gekommen sind. Der 38-jährige Mann und seine Lebensgefährtin (33) fühlen sich seit Jahren bedroht und beschimpft. Der Mob am Tatabend sei entstanden, weil sich noch mehr Leute aus der Nachbarschaft angesprochen gefühlt hätten: „Die wollten ihm auf die Fresse hauen.“ Sie beide würden regelmäßig belästigt und beleidigt. „Voller Hass. Und Wut. Ich möchte mal wissen, was mit dem los ist“, sagt der Zeuge verärgert. Früher seien sie mal Freunde gewesen. „Der kann auch jederzeit kommen und mit mir eine Wurst essen und ein Bier trinken“, schiebt er nach. Aber er wolle sich nicht als „Scheißtürke“ beleidigen lassen. Die junge Frau erzählt, ihre Kinder hätten Angst vorm Angeklagten, für den Ausrufe wie „Heil Hitler“ ganz normal seien.
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Anwalt Jörn Menzel regt ein Gespräch zwischen den Parteien an, weil doch offenbar Bereitschaft bestehe. Sonst schaukle sich der Streit weiter hoch. Der Angeklagte lehnt ab. Die Vorsitzende schlägt schließlich eine Einstellung vor, mit der Auflage eines Anti-Aggressions-Trainings. Damit ist er einverstanden.