Der Hilchenbacher Rat schweigt. Auch zu dem, was wichtig ist. Demokratie geht anders, meint Steffen Schwab.
Im November keine zehn Minuten, im Dezember eine gute halbe Stunde. An der Dauer der Ratssitzungen in Hilchenbach lässt sich ablesen, wie es um die Streitkultur in der Stadt bestellt ist – mit Corona, der Angst vor der CO2-Ampel im Ratssaal, die schon vor Sitzungsbeginn auf Rot springt, und den pandemie- und quarantänebedingt deutlich gelichteten Reihen allein ist das nicht erklärt.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
In seinem Bemühen, den Radau der letzten Wahlperiode nicht wieder aufzunehmen, schießt der neu gewählte Rat deutlich übers Ziel hinaus. Im Ältestenrat werden die inhaltlichen Vorgaben gemacht, auf die die Fraktionsvorsitzenden in den anschließenden Fraktionssitzungen einschwören, im Rat wird am Ende nur noch abgestimmt.
Andere Städte unternehmen mit Streaming-Übertragungen aus dem Ratssälen Versuche, die Menschen für die Themen kommunaler Politik zu interessieren. In Hilchenbach, wo das Gros der Stadtverordneten wie narkotisiert schweigt, erfährt selbst das Publikum im Saal nichts über Argumente und Positionen. Da würde für Youtube auch das Testbild reichen. Demokratie geht anders. Sie wird auch nach Hilchenbach zurückkehren. Wie in der Nachbarstadt Netphen: Dort ist der Ältestenrat implodiert, als er nichts mehr geheim halten konnte. Gut so.
Zum Artikel: Mit Impfgegnern legt sich Hilchenbach nicht an
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++