Siegen/Hachenburg. Hachenburg ist klein – aber ein Besuch dort von Siegen aus ist ein großes Vergnügen. Schöner Vorteil: Das Kloster Marienstatt ist in der Nähe.
Das Kloster Marienstatt und die kleine Stadt Hachenburg sind Perlen im nahen Westerwald. Eigentlich schade, dass dies so wenige Siegerländer wissen. Das Überraschende liegt manchmal sehr nahe: Zum Ende der Serie „ Siegen plus eine Stunde“ haben wir Ziele ausgewählt, die praktisch vor der Haustür liegen.
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Der erste Eindruck des uralten Zisterzienserklosters Marienstatt ist ein sehr moderner: Die Eingangshalle des Privatgymnasiums Marienstatt, ein Bau aus Beton und Glas, klare Linien, nicht protzig, eher einladend. Davor ein großzügig ausgebauter Kreisverkehr. Denn die nahezu 600 Schüler dieser „Ersatzschule“, eine vom Land Rheinland-Pfalz anerkannte Privatschule in der Trägerschaft der Zisterzienserabtei Marienstatt, müssen entweder von den Eltern oder auch von Bussen in diesen abgelegenen Bereich der Gemeinde Streithausen gebracht werden.
Siegen plus eine Stunde: Kloster Marienstatt mit Buchhandlung und Biergarten
Doch weiter unten im Tal wird es historisch: Eine Brücke über die Nister fällt ins Auge, deren Ursprungsalter auf 1000 Jahre geschätzt wird und die bis heute allen meist durch Schneeschmelzen verursachten Hochwassern standgehalten hat, und ein Kloster wie im Bilderbuch: Große Obstgärten, Bienenstöcke, ein Restaurant mit Biergarten, im dem vorzugsweise selbstgebrautes, naturtrübes Helles in Krügen ausgeschenkt wird.
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Zum Areal gehören außerdem eine gut sortierte Buchhandlung, ein barocker Blumengarten und ein Kräuterbeet mit allem, was einstmals die Wehwehchen der Mönche heilen sollte. Die Pflege der ausgedehnten Rasenflächen aber geschieht zeitgemäß: durch einen Mähroboter modernster Bauart. Denn die Mönche haben andere Kernaufgaben: Dazu gehören seit Jahrhunderten vier Mal täglich Gebete und Gesänge in lateinischer Sprache in der ab 1243 gebauten wunderschönen Abteikirche, dem ersten gotischen Gotteshauses rechts des Rheins.
Von Siegen in den Westerwald: Nach dem Klosterspazierung weiter nach Hachenburg
Der Besucher Marienstatts sollte sich die Zeit für den sogenannten Klosterspaziergang nehmen. An sieben Stationen wird die Geschichte des Klosters beschrieben. Eine gute Möglichkeit, in das Leben des Mittelalters einzutauchen und außerdem, wenn man Glück hat, auch die beeindruckend gute Akustik der Basilika zu genießen: Die Abteikonzerte des Marienstatter Musikkreises sind weithin berühmt.
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Von Marienstatt zum schönsten Ort des Westerwaldes zu kommen, dauert auf der gut ausgeschilderten Schnellstraße gerade mal zehn Minuten. Schon von weitem sieht man das Schloss, das in freundlichem Toskana-Gelb strahlende Wahrzeichen Hachenburgs. Und man freut sich, auf der Eingangsstraße zur Stadt an zwei Tankstellen vorbeizukommen, die sich im Wettbewerb um Niedrigpreise zu unterbieten scheinen.
Hachenburg: Fußgängerzone mit vielen inhabergeführten Läden
Auch die Parkgebühren sind sympathisch: Wenn man sein Auto am Neumarkt stehen lässt, kostet das pro Stunde gerade mal 50 Cent. Und die gibt man gerne aus, weil man nach wenigen Metern die Fußgängerzone Hachenburgs erreicht: Straßencafés wechseln sich ab mit Buchhandlungen, kleinen Läden mit Accessoires und anderen Köstlichkeiten mit solch poetischen Bezeichnungen wie „Mondglöckchen“ oder „blingbling“. Und eins fällt auf: Die üblichen allgegenwärtigen Billigläden findet man hier ebenso nicht wie Leuchtreklame, würden die Atmosphäre des Ortes aber auch nachhaltig stören. Die meisten Geschäfte in der Altstadt Hachenburgs sind inhabergeführt. Entsprechend freundlich und aufgeschlossen sind die Ladeninhaber und auch die Bedienungen der Eissalons und Restaurants.
Tipps
Die nächsten Musikveranstaltungen in der Abteikirche Marienstatt sind Orgelkonzerte: am Sonntag, 5. September, 15 Uhr, Freitag, 10. September, 19.30 Uhr, Sonntag, 12. September, 15 Uhr. Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, unter 14 Jahren freier Eintritt. Jeden Sonntag bis Oktober wird um 11 Uhr ab Altem Marktplatz eine öffentliche Stadtführung angeboten.Hachenburg ist vor allem durch die Westerwald-Brauerei bekannt, die sich seit fünf Generationen in Familienbesitz befindet. Für ihr Bier verwendet die Hachenburger Brauerei Wasser aus eigener Quelle im Naturschutzgebiet Rothenbachtal.
Der Alte Markt, der zentrale Platz des gerade einmal 6000 Einwohner zählenden Städtchens, wird umsäumt von prächtigen Bürgerhäusern, die im Schnitt drei Jahrhunderte auf dem Buckel haben und sorgfältig restauriert sind. Man sollte sich die Zeit geben, die kompakten Beschreibungen der Informationstafeln an den Fassaden zu lesen und auch durch die kleineren Nebenstraßen schlendern. Das macht die Stadtgeschichte lebendig und der Besucher entdeckt Besonderheiten und Kurioses: etwa einen Friseur, der nur mit kleinen Grafiken seiner Arbeitswerkzeuge auf sein Geschäft aufmerksam macht. Vielleicht auch in der Friedrichstraße den Instrumentenbauer Heibel bei der Arbeit zu beobachten oder gegenüber ein Boutique-Hotel zu entdecken, das schon von außen so einladend aussieht, dass man am liebsten sofort einziehen möchte.
Das Hachenburger Schloss: Davor der Marktplatz, dahinter das Landschaftsmuseum
Doch das beherrschende Gebäude des Marktplatzes ist das Schloss, ursprünglich im Stil der Renaissance errichtet, dann aber ab 1700 in die Architektur des Barock verändert. „Was sein muss, muss sein“, dürften sich die Fürsten von Sayn gedacht haben und ließen sich dabei auch noch einen eigenen Zugang vom Schloss zur nebenan stehenden Kirche bauen: Sie wollten auch beim Gottesdienst nicht mit dem einfachen Volk in Kontakt kommen.
Auch heute ist das Schloss der Bevölkerung nicht zugänglich: Die Bundesbank hat das Gebäude gekauft und bildet darin ihre Nachwuchskräfte aus. Um so mehr sieht man im Landschaftsmuseum im Burggarten hinter dem Schloss. Ein Museumsdorf mit Westerwälder Häusern aus drei Jahrhunderten, einschließlich einer alten, im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichteten Dorfschule, einer Ölmühle und eines Backhauses. Kloster Marienstatt und Hachenburg sind wirklich einen Ausflug wert.
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