Dahlbruch. Der Hilchenbacher Industrie-Stadtteil brauchte besonders lang für die Gründung eines eigenen Heimatvereins. Das hat Gründe.
Dahlbruch war tatsächlich noch ohne – eigenen Heimatverein. Das hat sich in diesem Sommer geändert. Im Juli erfolgte die Gründungsversammlung, im August wurde der Zusammenschluss mit dem Namen „DaHeim“ offiziell eingetragen. Am Wochenende haben die Aktiven zu ihrem ersten Treffen eingeladen.
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Knapp 50 Stühle wurden im Gemeindehaus am Ernst-August-Platz gestellt, gemütlich an Tischen, an denen die Gäste nach einer Einführung bei Kaffee und Kuchen erste Eindrücke austauschen können. Freie Plätze gibt es nicht, was nicht nur Schriftführer Thomas Rücker zu einem Lächeln animiert. Alles läuft wie erhofft. „Wir wollten nach Plan schon früher starten“, sagt Rücker. Das Virus hat auch hier vieles verschoben.
Die Anfänge des Vereins gehen auf den Herbst 2019 zurück. Da, so wird den Besuchern in einer kleinen Präsentation erläutert, haben sich interessierte Dahlbrucher erstmals getroffen, um über ihr Dorf zu sprechen, die Geschichte und auch die Zukunft. Daraus ist nun der Verein geworden. „Wir waren 14 Gründungsmitglieder, jetzt sind es schon 23“, betont Thomas Rücker und hofft, dass es weitergeht, dass auch einige der Anwesenden den Weg in den Kreis finden. Derzeit liege die Altersspanne von 17 bis 82.
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Zugewandert sind viele: Aus Italien – oder aus Niedersetzen
Dass es so lange gedauert hat, die heimatgeschichtlichen Bemühungen auch in Dahlbruch in eine feste Form zu packen, sieht Rücker in der Struktur der Bevölkerung. Dahlbruch sei durch die Industrie geprägt: „Hier leben viele Menschen, die zugezogen sind.“ Da sei das Heimatinteresse möglicherweise nicht ganz so intensiv ausgeprägt gewesen. Das soll sich nun aber ändern. Dazu passt auch einer der Platt-Beiträge von Heinz Bensberg, Heimatforscher und früherer Heimatpfleger, der eine umfangreiche Internetseite zu dem Hilchenbacher Stadtteil betreibt. Er berichtet über jene Zeiten Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als viele Menschen aus anderen europäischen Ländern nach Dahlbruch kamen, und die Einheimischen große Probleme mit den Fremden hatten. Bis sie sich beim gemeinsamen Frühstück im Werk das erste Mal in die Augen schauten und merkten, dass der Typ aus Italien in Dahlbruch am Ende nicht weniger neu ist als der aus Niedersetzen.
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Gesucht werden Retter der alten Dahlbrucher Volksschule
Vorsitzender des neuen Vereins ist Tim-Bastian Rücker, Thomas Rückers Sohn, der über sein Interesse an der Feuerwehr zur Heimatgeschichte gekommen ist. 120 Jahre Freiwillige Feuerwehr in Dahlbruch, das sei auch ein großer Teil der Dorfgeschichte, erzählt Kassenwart Stefan Jaeger, selbst Feuerwehrmann, den Gästen. Wobei die älteste Urkunde freilich schon von 1319 ist. Komplettiert wird der erste Vorstand von Andreas Saßmannshausen als 2, Vorsitzender, dem aktuellen Ortsheimatpfleger Michael Thon und den Beisitzern Michael Stötzel und Karl-Heinz Jungbluth. Und schließlich kümmert sich Ann-Christin Rücker um die Öffentlichkeitsarbeit und die Webseite des neuen Vereins (www.dahlbrucher-heimatverein.de). „Meine Tochter“, schmunzelt Thomas Rücker. Heimat ist eben auch und nicht zuletzt Familie.
Kalender mit alten Fotos
Als erste Aktion gab es bereits einen Kalender mit historischen Fotos für 2021. Die 200 Stück waren schnell vergriffen, „wir hätten durchaus noch mehr drucken können“, sagt Thomas Rücker. Auch für das nächste Jahr ist wieder einer in Planung. Kontakt und Bestellungen: dahlbrucher-heimatverein.de
Das vordringlichste Anliegen der „DaHeimer“ ist aktuell der Erhalt der alten Volksschule von 1873. Das älteste erhaltene öffentliche Gebäude ist zum großen Entsetzen der Heimatfreunde vom Bagger bedroht. Sie suchen nach Wegen und Ideen gerade auch von außerhalb, um das Haus zu retten, möchten es zum Ort der Begegnung, der Erinnerung und des Lernens für Menschen aller Generationen machen, nach Vorbild des Museums in Ferndorf.
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