Siegen/Burbach.. Lars Scholz, Chef der Siegener Sicherheitsfirma ESS Schobe, reagiert schockiert auf die Misshandlungs-Vorwürfe gegen einige seiner ehemaligen Mitarbeiter in der Asylunterkunft Burbach. „Ich hätte für die beiden Männer einmal meine Hand ins Feuer gelegt“, sagt er über zwei Tatverdächtige. Sie sollen seriöse und zuverlässige Wachleute in der langen Zeit der Zusammenarbeit gewesen sein.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Siegen am Montag die Firmenzentrale von European Homecare durchsucht hat, konzentrieren sich die Ermittlungen im Burbacher Misshandlungsskandal nicht mehr allein auf die fünf Wachmänner. Auch der Betreiber der Notunterkunft ist ins Visier geraten. Bei der Durchsuchung sei nach Beweisen zu den möglichen Misshandlungen in Burbach gesucht worden.

„Ziel ist es, urkundliches Beweismaterial sicherzustellen“, sagte Oberstaatsanwalt Johannes Daheim. Zum Stand der Ermittlungen gegen die insgesamt sieben Wachleute (fünf in Burbach, zwei in Bad Berleburg) wollte Daheim gestern keine Auskunft geben.

Der Inhaber von ESS Schobe, Lars Scholz, hat unterdessen im Gespräch mit unserer Redaktion schockiert auf die Misshandlungs-Vorwürfe gegen seine ehemaligen Mitarbeiter reagiert. „Ich kann und will nicht leugnen, dass sie bei uns angestellt waren.“ Das Siegener Security-Unternehmen hatte zwischen September 2013 bis Juli 2014 überwiegend die Wachmannschaft in Burbach gestellt.

MisshandlungZwei der Ex-Mitarbeiter aus Siegen auf Aufnahmen zu sehen

ESS Schobe war Subunternehmer der Nürnberger Wachfirma SKI, bei der die jetzt unter Verdacht stehenden Männer zuletzt angestellt waren. Ende Juli hatte SKI die Verantwortung in Burbach komplett übernommen. Ein Teil der Mitarbeiter wechselte von ESS Schobe zu SKI und war weiter in der Notunterkunft tätig. Zumindest zwei dieser Ex-Mitarbeiter aus Siegen sind auf Aufnahmen zu sehen, die Misshandlungen zeigen.

Anruf bei Lars Scholz. Statt des Klingeltons ertönt das Lied „Ein Hoch auf uns“ – der deutsche WM-Titelsong. Scholz nimmt ab. Sein Unternehmen sieht er aktuell in einem falschen Licht dargestellt. „Zu dem Zeitpunkt, als die Aufnahmen entstanden sind, waren diese Leute nicht mehr bei mir angestellt“, sagt er. Mit den Männern, die die Flüchtlinge gequält und gedemütigt haben sollen, habe er lange zusammengearbeitet.

Ein Wachmann der Siegener Firma hatte tipptop Führungszeugnis

„Der Eine hat ein tipptop Führungszeugnis. Er ist Familienvater und war ehrenamtlich sozial engagiert. Ich kann mir nicht erklären, was mit ihm passiert ist.“ Der andere habe zwar eine Vorstrafe gehabt – nicht wegen Gewalt. Das habe er der Landesbehörde und seinem Auftraggeber SKI mitgeteilt. „Die haben gesagt, das wäre kein Problem.“ Zwei Jahre habe dieser Mann für ihn gearbeitet, sei von Kunden sogar extra angefragt worden. „Ich hätte für die beide Männer einmal meine Hand ins Feuer gelegt“, sagt Scholz.

Zum dem Zeitpunkt als sein Unternehmen den Großteil der Wachleute in Burbach gestellt hat, will Scholz nichts von Übergriffen oder Problemen mitbekommen haben. Damit unterscheidet sich seine Wahrnehmung von der mancher Ex-Wachleute aus Burbach, die von zum Teil chaotischen Zuständen berichten, die schon seit Monaten dort geherrscht haben sollen. „Das war definitiv nicht mehr menschenwürdig.“, sagte am Sonntag Wachmann Jens Krause in der Talkshow von Günther Jauch. Gewalt sei in Burbach an der Tagesordnung gewesen – auch seitens der Asylbewerber gegen das Wachpersonal.

Auseinandersetzungen nichts ungewöhliches

Ein bis zwei Mal pro Woche sei er selbst an der alten Siegerlandkaserne gewesen, sagt indes Lars Scholz. „Es gab hin und wieder Auseinandersetzungen unter den Bewohner, aber das ist ja nichts ungewöhnliches, wenn so viele Kulturen auf engem Raum aufeinander treffen. Sonst war zu der Zeit alles normal.“