Rinsdorf. 180 Bürgerinnen und Bürger in Rinsdorf demonstrieren gegen das geplante Gewerbegebiet. Bürgermeister Hannes Gieseler unterstützt den Protest

„Die Mitglieder der Waldgenossenschaft Rinsdorf werden nicht verkaufen und die Planungen zum Bau eines Industriegebietes sind sofort einzustellen“, forderte Waldvorsteher Henning Petri am Samstagnachmittag vor rund 180 Rinsdorfer Bürgerinnen und Bürgern. Sie hatten sich auf dem Sportplatz versammelt, um gegen die Umwandlung der jungen Waldfläche „Auf’m Esel“ in ein Gewerbegebiet zu protestieren. „Wir werden uns bis in die letzte Instanz wehren“, kündigte Henning Petri an.

Die Waldfläche in Rinsdorf

263 Hektar beträgt die Fläche der Waldgenossenschaft Rinsdorf, die insgesamt 109 Anteilseigner hat. Etwa 70 Prozent Laub- und 30 Prozent Nadelbäume stehen darauf. Seit Mitte der 1960er Jahre musste die Genossenschaft mehrfach Flächeneinbußen hinnehmen. Durch den Orkan „Kyrill“ wurden 2007 rund 30 Hektar Wald zerstört. In den Folgejahren wurden die Flächen wieder bepflanzt, überwiegend mit Laubholz – und mit erheblichen Fördergeldern der Europäischen Union, von Bund und Land. „Das müsste nun alles wieder abgeholzt werden“, sagt Henning Petri.

Flächenverluste

Durch den Neubau der A 45 Mitte der 1960er verlor die Waldgenossenschaft etwa 15 Hektar Fläche, die Folgen des aktuellen Ausbaus sind noch nicht absehbar.Durch die Erschließungen der Gewerbegebiete Lehnscheid und Wilden-Nord büßte die Waldgenossenschaft ca. 42 Hektar Wald ein.Aktuell sind etwa 20 Hektar Wald vom Borkenkäfer befallen.

Viele Rinsdorfer sehen durch das geplante Industriegebiet ihre Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Sie wollen den Wald als Naturerholungsgebiet erhalten. Das Gewerbegebiet würde bis auf 500 Meter an den Ort heranrücken. Um das teilweise am Hang liegende Gelände vorzubereiten, wären erhebliche Erdbewegungen notwendig. 12,4 Hektar Waldfläche wären betroffen.

Wilnsdorf gegen den Regionalplan aus Arnsberg

„Schon die Planung, hier ein Industriegebiet zu platzieren, ist eine Vergeudung von Steuergeldern“, sagte Henning Petri, und erntete von den Teilnehmern viel Beifall. Bereits 2019 hatte sich der Wilnsdorfer Rat von der Idee einer Gewerbefläche „Auf’m Esel“ verabschiedet, doch nun taucht der Planungsentwurf im Regionalplan der Bezirksregierung wieder auf. „Man plant nicht einfach von oben nach unten, sondern spricht mit den Leuten“, kritisierte Ortsvorsteher Gerhard Moos. Die Arnsberger setzten auf ein totes Pferd, „denen wird noch ein gewaltiger Wind entgegenwehen“, sagte Moos, „sollte Arnsberg doch auf dieses Gewerbegebiet bestehen, so werden wir denen einen Besuch abstatten“.

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Der Regionalplan steht ohnehin in der Kritik. Die Bürgermeister des Kreises Siegen-Wittgenstein fordern eine Überarbeitung (wir berichteten), Waldvorsteher Henning Petri berichtete von 30.000 Unterschriften mit Einsprüchen, die bereits in Arnsberg eingetroffen seien. Auch die Gemeinde Wilnsdorf sieht viele Ungereimtheiten und hatte bereits eine 86-seitige Stellungnahme abgegeben. „Wilnsdorf kann nichts Gutes daran finden, hier ein Gewerbegebiet entstehen zu lassen,“ sagte Bürgermeister Hannes Gieseler, der ebenfalls zum Waldprotest gekommen war. Zwar brauche die Gemeinde neue Gewerbeflächen, für diese Pläne habe er allerdings kein Verständnis, sagte der Bürgermeister und kündigte die Unterstützung des Widerstands der Rinsdorfer an: „Die Politik steht voll hinter seinen Bürgern.“