Hilchenbach. Übrig bleibt ein Kompetenzzentrum, das im Wildener Gewerbegebiet Landeskrone angesiedelt wird.

Die Hilma verlässt Hilchenbach. Das nach Aufgabe der Spanntechnik-Produktion verbleibende Kompetenzzentrum für Vertrieb, Service und Konstruktion zieht in ein Büro im Wildener Gewerbegebiet Landeskrone ein. 21 Mitarbeiter werden mit umziehen, 53 Beschäftigte in Hilchenbach verlieren ihren Arbeitsplatz.

Die Entwicklung in der Schützenstraße hat sich seit dem Spätsommer abgezeichnet. Im August hatte die Geschäftsleitung eine Neuausrichtung und einen damit verbundenen „deutlichen“ Stellenabbau angekündigt.

Zwei Gründe gibt es für den Automobilzulieferer, die Produktion von Werkstückspanntechnik, zum Beispiel Schraubstöcken, Werkzeugspann- und -wechseltechnik, aufzugeben: Elektromotoren werden mit weniger Zerspanung hergestellt, der Wettbewerb und damit auch der Preisdruck sind stärker geworden. Und: In der Pandemie ruhte die Automobilindustrie zeitweise, die Nachfrage nach Autos ging zurück, der Absatz im Maschinenbau entsprechend.

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In den folgenden Monaten haben Betriebsrat und Geschäftsführung über einen Sozialplan verhandelt. Vereinbart wurden eine Transfergesellschaft und Abfindungen. Bis Ende 2021 wird die Produktion in Hilchenbach abgewickelt, die Azubis bleiben noch bis Mitte 2022. „Jedem Mitarbeiter kann ein Angebot gemacht werden, wodurch 2021 keine Arbeitslosigkeit beginnen muss“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung von Geschäftsleitung und Betriebsrat. „Die qualifizierte und langjährige Ausbildung beziehungsweise Berufserfahrung lässt mit Unterstützung der Transfergesellschaft und einer angebotenen Transferagentur auf eine schnelle Wiedereingliederung in die Arbeitswelt hoffen.“

Keine Lösung mit Sanierungskonzept

Bereits Anfang vorigen Jahres wurde der Stellenabbau über ein Freiwilligenprogramm eingeleitet, vor allem rentennahe Jahrgänge machten davon Gebrauch. Auch jetzt sind mehrheitlich Mitarbeiter über 50 vom Verlust ihres Arbeitsplatzes betroffen. Kurzarbeit gibt es ebenfalls seit 2020, die Kosten seien dadurch nicht ausreichend verringert worden. Geschäftsführer Hans-Joachim Molka bestätigt, dass in Hilchenbach auch über die Weiterführung des Standorts diskutiert wurde, dazu hatten Belegschaft und Führungskräfte ein Sanierungskonzept erarbeitet. Das hätte das Problem mangelnder Wirtschaftlichkeit nicht gelöst: „Man kann sich das schönrechnen.“ Bei der derzeitigen ungewissen Wirtschaftslage wäre das aber eine „Gratwanderung“ – mit dem Risiko, das es zum Zusammenbruch komme: „Das wäre das Allerschlimmste gewesen. Wir haben uns für den sicheren Weg entschieden.“ In den Verhandlungen darüber, so die gemeinsame Erklärung, habe es „starke Kontroversen“ gegeben. Daher sei eine Einigungsstelle gebildet worden.

Standortsicherung für Wilden bis 2025

In Wilden will Hilma-Römheld Ort der Kommunikation mit den Kunden sein, das neue Kompetenzzentrum wird auch einen Ausstellungsraum haben. Das Team mit 21 Mitarbeitern, denen eine Standortsicherung bis 2025 zugesichert wird, werde ein Anfang sein – das neu ausgerichtete Unternehmen soll Zukunft haben: „Ich setze auf Wachstum“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Molka, „irgendwann wird es auch wieder Neueinstellungen geben.“

Am Standort Hilchenbach wäre das nicht möglich gewesen. „Die Fläche ist zu groß, für Hilchenbach ist das leider der Abschluss.“ Offen ist, was mit dem Gelände passiert. Vermietung wäre eine Option, Verkauf nicht ausgeschlossen, sagt der Geschäftsführer: „Das wissen wir jetzt noch nicht.“

Die Hilma („Hilchenbacher Maschinenfabrik“) wurde 1947 gegründet und hätte somit 2022 ihr 75-jähriges Bestehen feiern können. Sie kam 1991 zur Römheld-Gruppe, die ihren Sitz im hessischen Laubach hat und auf die Gründung der Friedrichshütte im Jahr 1707 zurückgeht.

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