Hilchenbach. Den Bad Berleburger Weg will Hilchenbach aber nicht gehen – die Stadt hätte es gern billiger.

Glasfaser für alle Hilchenbacher Haushalte: An diesem Ziel hält Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis fest. Der Weg dorthin soll aber nicht über das Bad Berleburger Modell führen. Dort haben die Stadt und die Unternehmensgruppe Greenfiber aus Hamburg die Gesellschaft „Unser BLB-Netz“ gegründet, die die Lücken im Netz auf eigene Rechnung schließt.

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„So ein Angebot ist auch an uns herangetragen worden“, antwortete der Bürgermeister im Infrastrukturausschuss auf eine Anfrage von Dr. Frank Luschei (Grüne). Zum Nulltarif wäre das für die Stadt aber nicht zu haben gewesen: „Wir wären bei einem zweistelligen Millionenbetrag gelandet.“

Das Berleburg-Modell

Das Bad Berleburger Modell ist in Hilchenbach nicht unbekannt. Zusammen mit Netphen, Burbach und Bad Laasphe hat die Stadt das Stromnetz von der damaligen RWE zurückgekauft, in eine „Netzgesellschaft Südwestfalen eingebracht“, in der der Nachfolger des Energieversorgungsunternehmens eine 49-Prozent-Minderheitsbeteiligung hält. Betrieben wird das Netz von der RWE-Tochter Westnetz, die Pacht an die Netzgesellschaft bezahlt. Die Städte selbst nehmen Gewerbesteuer ein.

Greenfiber kauft den Siebelnhof

Anbieter in Hilchenbach kann Greenfiber auch werden, ohne eine gemeinsame Firma mit der Stadt zu gründen. „Das sind kurze Wege“, deutete Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis eine weitere Entwicklung an: Demnach wird Greenfiber in Hilchenbach seinen Stützpunkt während des Netzausbaus in Siegen-Wittgenstein einrichten. Greenfiber-Sprecher Hinrich Berntzen bestätigte, dass das Unternehmen den Siebelnhof gekauft hat. Das einst renommierte Hotel-Restaurant ist schon lange geschlossen. Über das Konzept für das Haus will Greenfiber noch nicht sprechen. Die Firma wird mit Technikern und Kaufleuten vier bis fünf Jahre im Kreisgebiet arbeiten.

Ähnllch funktioniert das beim BLB-Netz, an dem die Stadtwerke die Mehrheit halten und Greenfiber mit bis zu 40 Prozent beteiligt ist. Das Gemeinschaftsunternehmen ist Eigentümer des Glasfasernetzes, verpachtet es an Greenfiber-Netz, das wiederum mir den Privatkunden abrechnet, die den Anschluss nutzen wollen.

HIlchenbach müsste bis zu 15 Millionen Euro aufbringen

Dass Hilchenbach sich ziert, hat nicht nur mit dem nötigen Kapitaleinsatz von bis zu 15 Millionen Euro zu tun. Derzeit bekommt die Stadt die Glasfaseranschlüsse aus den Bundes-„Calls“ voll bezahlt, weil die Stadt anders als Bad Berleburg noch einem Haushaltssicherungskonzept unterliegt. Bad Berleburg hingegen muss jetzt schon sowieso zahlen: zehn Prozent Eigenanteil.

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Greenfiber baut sowieso im Kreis Siegen-Wittgenstein: Das Unternehmen wird im „6. Call“ den Zuschlag erhalten und versorgt eine ausgewählte Anzahl von Adressen, die bisher weniger als 30 Mbit Breitbandleistung haben, mit Glasfaseranschlüssen. Es bietet sich an, auf dem Weg liegende weitere Adressen, die nicht mit den Bundesmitteln aus dem 6. Call bezuschusst werden, auf eigene Rechnung mit zu erschließen. Damit, so Greenfiber-Sprecher Hinrich Bernzen, entstehe eine „solide Grundversorgung“: „Wir reden über Infrastruktur, wie Gas und Wasser.“

Die Hilchenbach-Variante

Das muss aber nicht Greenfiber und ein Joint-Venture mit der Stadt sein, meint der Hilchenbacher Bürgermeister. „Ich hoffe, dass auch andere auf die Idee kommen. Es gibt weitere Netzbetreiber.“ Zum Beispiel Innogy von Eon, dessen Glasfaserkabel von Erndtebrück über Lützel, Giller, Vormwald und Hilchenbach bis Hadem führt. Oder die Telekom, die im 2. Call Glasfasernetze gebaut hat – damals allerdings nicht als Hausanschlüsse, sondern bis zu zentralen Verteilern, wo sie mit dem langsameren Kupferkabel verbunden wurden. Gerade wurden in Kreuztal zwei weitere Stadtteile eigenwirtschaftlich dazu unter Vertrag genommen.

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Stadt zählt auf Fördermittel des Bundes

Eine Perspektive sieht Kyrillos Kaioglidis auch in den folgenden Calls. Die aktuelle „Weiße-Flecken“-Förderung soll mit einer „Graue-Flecken-Förderung“ fortgesetzt wird. Bundesmittel für Glasfaser gibt es dann schon für Haushalte, die bereits mit bis zu 100 Mbit bedient sein, ab Ende 2023 soll die „Aufgreifschwelle“ dann ganz fallen und Glasfaser für alle bezahlt werden.

Dr. Frank Luschei (Grüne) plädierte im Infrastrukturausschuss dafür, „Greenfiber einzubeziehen“. Zumindest bei der Verlegung von Wasserleitungen wäre Glasfaser zu „extrem niedrigen Kosten“ zu haben gewesen. „Die Siedlung hätten wir anbinden können“ – da wollte die Stadt aber nicht.

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