Siegen/Lich. In der Wetterau warten gleich drei Attraktionen auf Besucherinnen und Besucher: Burgruine Münzenberg, Kloster Arnsburg und die Stadt Lich.

Wer hat das noch nie erlebt? Von einer Reise auf der A 45 aus dem Osten oder Süden kommend sieht man kurz vor dem Gambacher Kreuz zur Linken die große Burganlage Münzenberg mit den beiden mächtigen Rundtürmen. Die würde man gerne einmal besichtigen, weiß aber auch: In weniger als einer Stunde atmet man wieder Siegerländer Luft und gibt Gas. Grund genug, Münzenberg und Umgebung irgendwann einmal zum Ziel eines besonderen Ausflugs zu machen.

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Die Münzenburg wurde erstmalig 1162 erwähnt und diente den damals herrschenden Staufern vor allem dazu, ihre Macht über die Wetterau sichtbar zu demonstrieren. Erst wer der Ruine von der A 45 aus näher kommt, merkt, dass zu ihren Füßen ein Ort liegt, der sich voller Stolz „Stadt Münzenberg“ nennt. Auch an Werktagen ist dort kaum ein Einwohner zu sehen, alles wirkt auf angenehme Weise verschlafen: Kleinstadtidylle pur.

Von Siegen in einer Stunde zu erreichen: die Münzenburg bei Lich mit tollem Ausblick

Das ändert sich, wenn man zur Burg wandert. Immer mehr Touristen sind unterwegs, junge Leute zu Fuß, Sportliche mit dem Fahrrad, Lebemänner mit Freundin und Cabrio wollen diesem Wahrzeichen der Gegend einen Besuch abstatten. Und es lohnt sich, den Weg hinauf zur Burg und dann die vielen Stufen innerhalb des Burggeländes zu gehen. Vor allem auch wegen der Aussichten: Über die fruchtbare, grüne Wetterau sieht man sogar den Taunus mit dem Feldbergturm und zur anderen Seite reicht der Blick weit ins Solmser Land. Tipp: Für eine lukullische Rast sei das Burghotel in Münzenberg empfohlen. Nahe der Burg mit sehr schönem Sommergarten.

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Während man in Münzenberg ziemlich hoch muss, um ans Ziel zu kommen, muss man beim Kloster Arnsburg ziemlich runter. Von Münzenberg aus Richtung Lich nach rechts abbiegend geht es ins Tal und man kommt nach knapp einem Kilometer zu den großen, ziemlich verzweigten Klostermauern des ehemaligen Zisterzienser-Ordens. Durch das Eingangstor öffnet sich ein Park mit alten Kastanienbäumen, der nahtlos übergeht in den Biergarten der „Alten Klostermühle“, für seine exquisiten Speisen von vielen Restaurantführern hoch gelobt.

Kloster Arnsburg bei Lich: Ruine mit Bühne und Gedenkstätte

Die eigentliche Klosteranlage ist seit 1808 nur noch eine Ruine. Der ehemaligen großen Klosterkirche fehlt schlicht und einfach das Dach. Schön ist sie dennoch, dem Betrachter bieten sich spektakuläre Einblicke. Und eine Bühne lässt vermuten, dass auch Ruinen eine wunderbare Akustik entwickeln können. Tatsächlich haben hier viele Stars der Klassik ihre musikalische Visitenkarte abgegeben. Das Dormatorium, der riesige Saal, in dem einst die Mönche schliefen, wurde wieder in den baulichen Ursprungszustand gebracht, dient aber nicht mehr als Schlafsaal, sondern als Veranstaltungsraum.

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Beklemmende Eindrücke hinterlässt inmitten der Klostermauern die Gedenkstätte für die Opfer der Nationalsozialisten: Mehr als 450 Tote des Krieges und des Nazi-Terrors sind hier begraben. Soldaten aus vielen Ländern, im Tode vereint, fast alle unbekannt. Die letzten Opfer waren Männer, Frauen und Kinder von Zwangsarbeitern aus Osteuropa, die von der Gestapo noch am 26. März ermordet wurden, kurz bevor der Krieg zu Ende war.

Lich: eine Stadt zwischen Fachwerk und Moderne

In Lich zeigt sich Fachwerk von seiner schönsten Seite.
In Lich zeigt sich Fachwerk von seiner schönsten Seite. © Unbekannt | Wolfgang Leipold

Beim Besuch des zweiten Friedhofs der Klosteranlage taucht man wie in eine andere Welt ein. In morbider Idylle finden sich auf den Grabsteinen vornehmlich adlige Namen derer von Solms-Laubach und anderer hochwohlgeborener Großfamilien und die wohl größte Akademikerdichte, die es auf deutschen Friedhöfen gibt. Man sieht: Selbst im Tod wollen der deutsche Adel und die deutsche Intelligenz unter sich bleiben.

Knapp fünf Kilometer sind es vom Kloster aus bis Lich, das sich selbst als Stadt zwischen Fachwerk und Moderne bezeichnet. Natürlich beherrschen die riesigen Gebäude der Licher Brauerei das Bild, wenn man sich dem Stadtkern nähert, nachdem man die gepflegte Anlage mit dem fast herrschaftlich wirkenden Clubhaus des Golfclubs passiert hat. Doch dann wird alles eine Spur gelassener: Der große Park des Schlosses wird sichtbar und direkt an den Resten der Stadtmauer ein geräumiger Parkplatz. Parkuhren, Parkautomaten und andere Groschengräber: Fehlanzeige, was die Stadt noch sympathischer macht.

Lich bietet eine beeindruckende Dichte an Straßenlokalen

In der verkehrsberuhigten Altstadt stören nur ab und zu Autos, die über das Pflaster rumpeln. Ansonsten dominieren Einheimische, Tagestouristen und vor allem Kinder, die hier nach Herzenslust toben können. Der Besucher merkt sehr schnell: Lich ist viel mehr als eine Bierstadt. Eher ein Ort des ruhigen Verweilens und Herumschlenderns mit einer beeindruckenden Dichte an gemütlichen Straßenlokalen.

Manche der Fachwerkhäuser könnte man sich als Filmkulisse von Heimatschmonzetten vorstellen. An einer Haustür hat der Besitzer vergessen, den Schlüssel abzuziehen. Offensichtlich vertrauen sich die Bürger von Lich. Und wenn man dann unter einem Sonnenschirm des Café Göbel direkt neben Rathaus und Springbrunnen sitzt, wünscht man sich, dass die Zeit endlich einmal stehenbleibt. Wenn auch nur für einige Minuten.

Tipp: Man sollte diese kleine Reise von knapp zehn Kilometern durch das Solmser Land genau in der vorgeschlagenen Reihenfolge machen. Nach zwei Stationen voller überraschender Eindrücke kann es der Tagestourist in Lich ruhig ausklingen lassen. Natürlich mit dem guten heimischen Bier.

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