Siegen. Wer im Café Noir ein Stück Käsekuchen isst, erlebt eine wahre Geschmacksexplosion. Leider schließt Betreiberin Susi in diesem Jahr – die Gründe.
Der Käsekuchen ist so fluffig, dass er zerfällt, wenn die Gabel hinein gestochen wird. Er ist nicht zu wenig und nicht zu süß, mit etwas Puderzucker bestreut und an der Spitze liegt er auf einem Streifen Schokosoße. Auch ohne Schokosoße wäre der Kuchen eine Geschmacksexplosion, aber sie gibt ihm noch den letzten Kick. Für die Reporterin ist es der mit Abstand beste Käsekuchen, den sie je gegessen hat. „Schreib das bloß in den Artikel!“, sagt Nebahat Sözen lachend, die alle nur Susi nennen. So unfassbar gut wie der Käsekuchen ist – ihn wird es leider nur noch dieses Jahr im Café Noir in Siegen geben. Denn im letzten Jahresquartal will Susi in den Ruhestand gehen – derzeit sucht sie einen Nachfolger für das beliebte Café in der Oberstadt.
Café Noir in Siegen: Hier ist jeder ein Schatz
Es gibt wenige Menschen, die allein durch ihre Anwesenheit einen Raum erfüllen. Die 67-Jährige gehört dazu – schon nach wenigen Minuten haben ihre Kundinnen und Kunden das Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben. Egal, wer am Café Noir vorbeiläuft: Susi kennt alle – nicht von allen kennt sie auch die Namen, aber das ist auch egal: „Ich sage zu jedem Schatz“, sagt sie. „Na Schatzlilein“ ruft sie einer Frau zu, die gerade am Café Noir vorbeigeht. Und schon läuft das Gespräch.
Viele Leute, die vor der Tür ständen, würden sich nicht trauen, hereinzukommen. „Ich spreche sie an, dann kommen sie rein“, sagt Susi. Aber nicht auf unangenehme Art, wie es vor Restaurants in Touristenhochburgen üblich ist, sondern so, dass man gar nicht Nein sagen kann. „Es dauert, bis du die Siegerländer in den Griff bekommst. Ich sage ‘Hi!’. Nach zwei, drei Jahren sind sie hier drin!“, erzählt sie und lächelt.
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Die herzliche Atmosphäre, die sie schafft, schätzen ihre Kundinnen und Kunden: „Wir sind wie eine Familie.“ Und selbst die Tiere kommen bei Susi nicht zu kurz: Für sie steht immer ein Napf mit Wasser draußen – natürlich hält sie für die Hunde auch immer ein „Leckerli“ parat.
Im Café Noir in Siegen kann es auch mal Bauchtanz geben
Als Susi während der Corona-Lockdowns ihren Kuchen außer Haus verkaufen musste, hätten sie ihre Kundinnen und Kunden nicht im Stich gelassen. Ihr ist es am wichtigsten, dass sie glücklich und zufrieden sind. „Alle lieben mich und ich liebe sie auch“, sagt Susi, ohne auch nur ansatzweise abgehoben zu klingen. Sie hat einen Ort geschaffen, an dem die Menschen mitten in Siegen Kaffe und Kuchen essen oder Frühstücken können und die Zeit währenddessen vollkommen vergessen.
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Sie mache auch „verrückte Sachen“, erzählt Susi: Beim Frühstück im Café habe sie schon einmal mit Bauchtanz angefangen. „Da gucken die Leute erst – dann machen alle mit!“ Für Susi hat sich mit dem Café Noir ein Traum erfüllt. Irgendwann sei die Zeit gekommen, da hatte die alleinerziehende Mutter endlich „Luft“ ihren eigenen Traum zu verwirklichen, erzählt ihr Sohn Altan Bülbül. „Ich bin sehr stolz auf mich“, sagt Susi.
Für sie ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag: Im Café Noir gibt es eine orientalische Variante und das Susi-Frühstück. Die Liebe fürs Anrichten besaß sie schon lange, bevor sie ihr Café im Jahr 2010 eröffnete. „Das war schon früher Zuhause so“, erzählt Altan Bülbül. Es sei immer klar gewesen, dass es im Café Noir kein 08/15-Angebot geben würde.
Die Öffnungszeiten
Das Café Noir, Kornmarkt 34, ist von mittwochs bis sonntags von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Es ist unter der Telefonnummer 0271 80937924 erreichbar. Mehr Infos gibt es auch auf der Facebook-Seite „Café Noir“.
„Ich mache alles selber“, sagt Susi. Außer dem sensationellem Käsekuchen gibt es zum Beispiel Bienenstich, Stachelbeerkuchen, gedeckten Apfelkuchen, Waffeln mit heißen Kirschen und Eis. Das alles passt perfekt zu der gemütlichen Atmosphäre im Café Noir, in dem abwechselnd Kunstwerke von Künstlern mit lokalem Bezug hängen.
Café Noir in Siegen: Ein Café voller Liebe sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin
Die Powerfrau könnte wohl noch ewig im Café weitermachen, aber sie möchte endlich mehr Zeit mit ihrem Enkel Levin („Der ist ganz goldig!“) verbringen und auch mehr Zeit für sich haben. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagt Susi. Natürlich wäre sie auch offen dafür, dass jemand das Café Noir so oder so ähnlich weiterführt wie sie. Das sind, wohlgemerkt, große Fußstapfen. „So jemand wie mich gibt es nicht“, ist sich Susi bewusst. Der oder die Nachfolgerin müsse „sein Ding machen“.
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Ursprünglich war einmal geplant, dass Susi ihr Café zum 31. Oktober schließt. Doch vielleicht wird es auch etwas länger offen bleiben. Es sei zwar nichts ewig, aber es tue ihr auch weh, die Türen zu ihrem Café für immer zu schließen. Umso wichtiger ist es ihr, dass sie das Café in gute Hände übergeben kann. „Hier ist Liebe drin.“
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