Netphen-Salchendorf.. Die Frau von Frank-Walter Steinmeier, Außenminister und wohl der nächste Bundespräsident, kommt aus Salchendorf – „Johannländer Adel“, sagt Helmut Büdenbender.
Sie sind First Lady, die Salchendorfer. Wenn die Hauptstadtpresse über Elke Büdenbender schreibt, die „aus dem südwestfälischen Siegerland“ kommt, „aus einfachen Verhältnissen“, „aus einer katholischen Familie“ — dann wissen sie, dass sie gemeint sind: Elke Büdenbender, Ehefrau des künftigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ist in Salchendorf groß geworden. „Et Elke“, sagen sie da. Und sind ein bisschen stolz, mit aller Zurückhaltung. Einer von ihnen ist Helmut Büdenbender, mit Lorenz, Elkes Vater, „nicht verwandt“, wie er betont: Die Töchter sind zusammen zur Schule gegangen. „Die Büdenbenders sind der Johannländer Adel.“ Es gibt viele von ihnen.
Der Salchendorfer
Bernd Heinemann, Mitarbeiter in der städtischen Bauverwaltung, Künstler und vor allem Salchendorfer, erinnert sich an Silvester 2014: Da entstand eines der ganz seltenen Salchendorfer Fotos: Der Bundesaußenminister mit den Wurstekommissaren, bevor die zu ihrem Silvesterumzug aufbrachen. Steinmeier holte auf diesem Weg sozusagen den offiziellen Besuch nach, zu dem es im Sommer nicht gereicht hat: Da war er Schirmherr des Stadtfestes zur Netphener 775-Jahrfeier, die Heinemann als Organisationschef geleitet hat.
Und sonst? Ja, sagt er, hin und wieder sind sie halt zu Hause, bei Lorenz Büdenbender, Elkes Vater. Das sieht man dann an den vielen schwarzen Limousinen und den Streifenwagen, hinten in der Schulstraße. „Mehr werden es ja wohl nicht werden“, sagt Heinemann, Wenn Steinmeier erst einmal Staatsoberhaupt ist. Es sei denn, er lädt Staatsgäste ein in die Heimat seiner Frau.
Der Senior
„Manchmal gingen die auch ohne Begleitschutz durch Salchendorf“, erinnert sich Aloys Hoffmann – der 80-Jährige, langjähriger Ortsvorsteher, hat in Netphen schon Kommunalpolitik gemacht, als Elke Büdenbender einfach nur eines von vielen Salchendorfer Mädchen war, Tochter von Lorenz Büdenbender, Tischler von Beruf wie Steinmeiers Vater. Irgendwann nach der Schule begann sie eine Lehre, zog nach Siegen, baute am Siegerland-Kolleg ihr Abitur, studierte Jura in Gießen, lernte dort 1988 ihren heutigen Ehemann kennen, zog mit ihm nach Hannover, dann nach Berlin, arbeitet dort als Verwaltungsrichterin. „Das ist schon was“, sagt Hoffmann mit einer Spur von Bewunderung.
Die Wurstekommissare
Michael Steiner ist Vorsitzender der Wurstekommission. Er hat das Foto mit Steinmeier, das Silvester 2014 entstanden ist. Julian Wolf, Benedikt Büdenbender und Michael Steiner stehen links, Mathias Gräbener steht rechts von dem prominenten Gast. Der hat den Junggesellen gerade einen „Jagdschein“ abgekauft, die nachträgliche Erlaubnis, in Salchendort zu „wildern“. Die muss jeder Mann von auswärts kaufen, der den Salchendorfer Jungen ein Mädchen wegnehmen will, erklärt Steiner, „egal ob prominent oder nicht.“ Da hilft es auch nicht, dass Steinmeier, der Ostwestfale, das Siegerland zu „so etwas wie einer zweiten Heimat“ erklärt.
Die Ortsbürgermeisterin
Der „Bericht aus Berlin“ vom Salchendorfer Schulhof. Ortsbürgermeisterin Alexandra Wunderlich hat das miterlebt, wie die Fernsehkameras aufgebaut wurden — der Außenminister war nun eben gerade einmal hier und nicht in Berlin. Der Rummel beeindruckt wenig. „Das kennt man ja nun schon ein paar Jahre.“ Spätestens seit 2005, als Frank-Walter Steinmeier Vizekanzler wurde. 2011 hat Elke Büdenbender die Schirmherrschaft übernommen, als die Grundschule 100-jähriges Bestehen feierte. Ihre Grundschule, die bald darauf aufgelöst und abgerissen wurde. Wäre es nach Elke Büdenbender gegangen, hätte Salchendorf heute noch eine eigene Schule.
„Das sind offene und normale Leute geblieben“, sagt Alexandra Wunderlich. Dass man da mit jemandem an der Theke steht, der bald das höchste Staatsamt bekleidet, „hat man nach drei Minuten vergessen.“ Was Salchendorf braucht, wenn der Präsident kommt? Wer glaubt, nun käme der Wunsch nach fernsehtauglichem Blumenschmuck, kennt die pragmatische Ortsbürgermeisterin schlecht. „Wir brauchen sofort anderes Breitband, damit dann auch die Leitungen stehen“, fordert Alexandra Wunderlich. Turboschnelles Internet für den ersten Mann im Staat. Und für die anderen Salchendorfer natürlich auch.
Der Bürgermeister
Bürgermeister Paul Wagener freut sich über Steinmeiers Nominierung: „Das erfüllt uns mit gewissem Stolz.“ Der Tipp, für die 775-Jahrfeier den prominenten Ehemann der Salchendorferin Elke Büdenbender als Schirmherrn zu gewinnen, war von der SPD gekommen. Bundestagsabgeordneter Willi Brase vermittelte den Kontakt, Wagener reiste nach Berlin. Steinmeier, sagt der Bürgermeister, „fühlt sich Netphen sehr verbunden.“ Den Menschen. Ihrem Engagement. Ihrer Freundlichkeit.
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Hintergrund: Die Region und ihre Staatsmänner
Das Siegerland zieht Staatsmänner an, zumindest die mit SPD-Parteibuch: Gustav Heinemann, erst CDU, zuletzt SPD, gründete in Freudenberg seine Gesamtdeutsche Volkspartei. Johannes Rau verbrachte als Kind seine Ferien in Langenau bei Kreuztal. Und Kanzler Gerhard Schröder besuchte das Siegerland-Kolleg.
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