Siegen. Arbeitskampf bei Benteler in Siegen in heißer Phase: IG Metall wertet Streikbrecher auf dem Weg nach Weidenau als Verletzung der Friedenspflicht.
Das Benteler-Werk in Weidenau wird bestreikt, seit Mittwochnachmittag, 19. Januar, stehen die Maschinen still. Es geht um die Frage, wer die Friedenspflicht in der laufenden Auseinandersetzung um die geplante Werksschließung verletzt hat. Am Freitag hatten sich die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten einstimmig in der Urabstimmung für Streiks im Arbeitskampf ausgesprochen.
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Der Arbeitnehmerseite geht es um eine Transfergesellschaft sowie Abfindungen „in vernünftiger Höhe“ für die Beschäftigten, bekräftigt Andree Jorgella, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Siegen. Bisher habe Benteler in jeder Verhandlungsrunde „linke Tasche, rechte Tasche“ gespielt; Summen zwischen Transfergesellschaft und Abfindungen lediglich verschoben, statt auf ein für die Beschäftigten akzeptables Maß zu erhöhen. Das Angebot selbst, so Jorgella, sei nie verändert worden.
IG Metall Siegen will Streikbrecher vor dem Werk Weidenau überzeugen
Am Wochenende hätten weitere Verhandlungen stattgefunden, die zunächst auch sehr gut ausgesehen hätten, so Jorgella. Am Montag, 17. Januar, sei dann der Schritt zurück bei den Gesprächen gekommen, die damit aktuell gescheitert seien: Ein besseres Angebot könne man nicht mehr machen, entsprechende Erhöhungen hätte man sich freigeben lassen müssen, schildert Jorgella. Dafür bräuchte man bis Freitag. Die IG Metall ließ sich demnach auf eine Friedenspflicht bis Mittwoch ein, in dieser Zeit verzichteten beide Seiten auf Arbeitskampf-Maßnahmen.
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Mittwochmorgen indes sei mitgeteilt worden, dass Streikbrecher unterwegs nach Weidenau seien. Das habe Benteler auch bestätigt – aber nur für den Fall, dass die Friedenspflicht verletzt werde. Gleichzeitig habe man aber auch den Gesprächstisch verlassen, man werde nicht weiterverhandeln. Die Gewerkschaft hat daher um 13.30 Uhr zum Streik aufgerufen, die Arbeit wurde niedergelegt, die Werkstore werden bewacht. „Wir waren vorbereitet, alles ist runtergefahren“, so Jorgella. Man werde im Rahmen des Erlaubten jeden Streikbrecher ansprechen, der das Werk betreten wolle und die Sicht der Gewerkschaft darlegen.
IG Metall Siegen: Arbeiter aus England sollen Streikbrecher aus Paderborn ersetzen
Angesetzt ist der Streik zunächst bis Samstag, am Donnerstag, 14 Uhr, ist eine Kundgebung angesetzt, zu der unter anderem Bürgermeister Steffen Mues sein Kommen zugesagt habe. Man sei bereit, die Gespräche jederzeit wieder aufzunehmen, betont Jorgella – wenn ein verhandlungsfähiges Angebot komme.
Bereits in den vergangenen Wochen seien etwa 30 bis 35 Beschäftigte aus anderen Benteler-Werken in Weidenau gewesen. Nach Gesprächen mit denen habe man ihnen gesagt, dass sie aushelfen sollten, weil Weidenau mit hohem Krankenstand zu kämpfen habe, so Jorgella. Die meisten Kollegen aus anderen Werken hätten sich solidarisch gezeigt. Benteler rekrutiere inzwischen Arbeitnehmer aus England, die im Werk Paderborn eingesetzt werden sollen, weil die dortigen Beschäftigten nach Siegen geschickt worden seien. Am Mittwoch seien diese aber nicht mehr an der Industriestraße zu erwarten, Informationen der IG Metall zufolge seien die Streikbrecher zunächst in Hotels untergebracht worden, damit sie dann am Donnerstag die Arbeit im Werk aufnehmen könnten.
Benteler weist zurück: In Siegen „arbeiten aktuell keine Beschäftigten anderer Werke“
Bentler weist den Vorwurf „entschieden zurück“, dass man die Friedenspflicht gebrochen habe. „Wir sind überrascht und bedauern den Streik“, so eine Sprecherin. Man habe sich an die Vereinbarung gehalten, keine Mitarbeiter aus anderen Werken nach Weidenau zu holen – „aktuell arbeiten keine Beschäftigten anderer Werke in Weidenau“. Man müsse aber Maßnahmen ergreifen, um sich während des Streiks vor Schäden zu schützen, lieferfähig zu bleiben und die Auswirkungen auch für die Kunden zu minimieren.
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Auch die Arbeitgeberseite bekräftigt, am „konstruktiven Dialog“ festhalten zu wollen. „Die geplanten Gespräche werden wir fortführen“, heißt es weiter. Sollten diese Gespräche zu keinem einvernehmlichen Ergebnis führen, obliege es der Einigungsstelle, eine Entscheidung zu treffen. Benteler rechnet mit einer Entscheidung der Einigungsstelle innerhalb dieser Woche.