Siegen. Kulturausschuss hat entschieden: Die Busch-Brüder ziehen von Siegens neuen Ufern in den Schlosspark, das Windsegel verschwindet vom Herrengarten.
Die Busch-Brüder kommen ins Blumenbeet, das Windsegel kommt weg: Der Kulturausschuss hat über die Zukunft zweier prominenter Kunstwerke im öffentlichen Raum entschieden. Die Gründe, wieso beide nicht am Herrengarten bleiben sollen, sind allerdings sehr unterschiedlich.
Die Busch-Brüder, 2017 von der Bildhauerin Christel Lechner geschaffen und der Stadt vom Freundeskreis der Busch-Brüder geschenkt, hatten am Herrengarten von Anfang an keinen guten Stand. Beide sind aus farbig gefasstem Beton gefertigt.
Siegen: Busch-Brüder am Herrengarten mehrfach Ziel von Vandalismus
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Im Sommer 2018 wurde die Figur des Dirigenten Fritz Busch komplett zerstört, eine neue Figur, aufgestellt im Dezember 2018, kostete die Stadt 11.000 Euro. Anfang April besprühten Unbekannte den Geiger Adolf Busch komplett mit silberner Farbe. Die Wiederherstellung des Originalzustands sowie die Reparatur mehrerer kleinerer Beschädigungen und Kritzeleien an Fritz Busch werden rund 2800 Euro erfordern. Unter anderem verunziert derzeit ein unter die Nase geschmiertes Hitler-Bärtchen das Gesicht der Fritz-Busch-Figur – ausgesprochen geschmacklos angesichts der Tatsache, dass die Busch-Brüder bekennende Gegner des Nationalsozialismus waren.
Die Verwaltung schlug den politschen Gremien einen neuen Standort im Schlosspark nahe des Musikpavillons vor. Der Park sei „in den vergangenen Jahren kaum Schauplatz nennenswerter Fälle von Vandalismus gewesen“, die Zugänge sind nachts verschlossen. Alle beteiligten Ausschüsse, so auch der letztlich entscheidende Kulturausschuss, zogen dabei die Positionierung in einem Blumenbeet gegenüber dem Pavillon der Alternatividee an der Schlossmauer vor. Das umgebende Blumenbeet, diese Hoffnung brachte Traute Fries auf den Punkt, halte „die Leute vielleicht zusätzlich ab“, sich den Figuren in unlauterer Absicht zu nähern. Ihren Platz am Herrengarten sollen die Figuren nun zeitnah verlassen, um zunächst zur Reparatur gebracht zu werden.
„Windsegel“ von Friedel Deventer findet im Bürgerpark Herrengarten keinen Platz
Das Windsegel an der Ecke des Herrengartenkomplexes wird im neuen Bürgerpark nicht wieder aufgestellt. Der Kulturausschuss liegt bei dieser Entscheidung bei einer Enthaltung – Wolfgang Max Könen, FDP – auf einer Linie mit dem Bauausschuss und dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Stadthallen und Liegenschaften.
Es habe ursprünglich die Überlegung gegeben, dieses Werk des Kasseler Künstlers Friedel Deventer am Herrengarten zu belassen, sagte Kulturabteilungsleiterin Astrid Schneider – etwa in Verbindung mit einem Beleuchtungskörper, schließlich sitzt das Windsegel am oberen Ende eines Metallmastes. Für den Bürgerpark habe sich aber die Frage gestellt: „Ist das im ästhetischen Interesse der Gestalter der Anlage?“ Und die Antwort war: „Nein.“
„Windsegel“ am Herrengarten ist Eigentum der Stadt Siegen
„Aus meiner Sicht passt das überhaupt nicht mehr dahin“, wurde der für Kultur zuständige Dezernent Arnie Fries deutlich. Friedel Deventer selbst hatte zunächst kein Interesse am Windsegel bekundet, dann kurzzeitig auf seinen Urheberrechten bestanden – nachdem die Stadt sein Angebot, für den Bürgerpark ein neues Kunstwerk anzufertigen, abgelehnt hatte. „Hat Herr Deventer sich besonnen?“, wollte Erik Dietrich (Volt) wissen. „Diese Skulptur ist Eigentum der Stadt Siegen. Wir können damit verfahren, wie wir wollen“, antwortete Astrid Schneider – und ergänzte: „Wir werden die ja nicht verschrotten. Wir werden sie dem Künstler zurückgeben.“
Neue Broschüre
Die Stadt Siegen stellte im Kulturausschuss ihre dritte Broschüre zur „Kunst im öffentlichen Raum“ vor. Diese ist Street Art im weitesten Sinne gewidmet. Auf den 53 Seiten gibt es unter anderem Beiträge zu den gestalteten Unterführungen am Bahnhof, diversen Wandbildern und bemalten Stromkästen sowie dem Henner-und-Frieder-Comic am Herrengartengebäude.Die erste Broschüre war prominenten Werken im gesamten Stadtgebiet gewidmet, die zweite speziell der Gartenstadt Wenscht. Alle drei sind über die Suchoption auf siegen.de leicht zu finden.
Wolfgang Max Könen war mit dieser Lösung nicht zufrieden. Friedel Deventer sei durchaus kein unbekannter Künstler. Sein Vorschlag: Einen neuen Standort im Industriegebiet Leimbachtal suchen, „da passt es hin. Vielleicht kriegen wir da sogar noch Geld dafür.“