Siegen. Jennifer Cierlitza muss als neue Geschäftsführerin des Kunstvereins Siegen zwei Hürden meistern: Die Pause in Haus Seel und die Corona-Pandemie
Dass der Sommer im
Haus Seel
anders laufen würde als üblich, das war Jennifer Cierlitza klar, als sie sich für die Geschäftsführung des
Kunstvereins Siegen
bewarb. Die energetische Sanierung des gesamten Gebäudes – inklusive der städtischen Galerie, in der der Kunstverein seinen Sitz hat – war langfristig terminiert, die Räume somit also für einige Monaten nicht nutzbar. Aber als Jennifer Cierlitza im Juni anfing, kam auch noch die
Corona
-Pandemie mit ihren Einschränkungen hinzu. Und an der ist nun wirklich nichts planbar.
Ausstellung in Siegen wiederholt verschoben
Eigentlich hätte die erste Ausstellung unter ihrer Geschäftsführung am 7. November starten sollen. Nein, eigentlich sogar schon im April noch unter Cierlitzas Vorgänger Franz-Josef Weber. „Window Shopping“ mit Werken von Eva Berendes und Alexandra Leykauf musste aber wegen des ersten Lockdowns verschoben werden. Dann kam der Umbau – und dann Lockdown Nummer 2. „Man wird immer zurückgeworfen“, sagt Jennifer Cierlitza. „Man muss vieles mehrfach machen: Absprachen – auch mit den Künstlerinnen –, die Planung fürs Rahmenprogramm.“ Für den Termin im November waren sogar schon die Hotelzimmer für Eva Berendes und Alexandra Leykauf gebucht: „Es war alles in den Startlöchern.“
Es sei schon ein wenig frustrierend „immer ins Blaue zu planen und nie Ergebnisse zu sehen“, räumt die neue Geschäftsführerin ein. Nicht nörgelnd, nicht jammernd – sie stellt es einfach nur fest. Das Wissen um die Sanierung von Haus Seel zu Beginn ihrer Arbeit dort habe dabei auch etwas Angenehmes gehabt, „weil ich mich erst einmal einleben konnte“, sagt die 28-Jährige.
Glücksgriff in der Corona-Zeit
Die Galerie ist sonst
ein
, wenn nicht
der
zentrale Ort des Kunstsommers für
Siegen
und Umgebung. Da diesmal lange im Voraus klar war, dass sie wegen der Sanierung im Zuge des geförderten Stadtentwicklungsprogramms „Rund um den Siegberg“ nicht zur Verfügung stehen würde, organisierte Kultur
Siegen
das
Urban Art Festival „Out and About“
. Gewissermaßen erwiesen sich der Zeitpunkt der Galerie-Schließung und das Alternativprogramm damit als Glücksgriff, denn unter freiem Himmel konnte vieles stattfinden – während geschlossene Veranstaltungsräume seit dem Frühjahr nicht gerade hoch im Kurs stehen.
Jennifer Cierlitza nutzte diese Phase, um sich in den Kunstverein einzuarbeiten. „Es gibt sehr viele Projekte und Kooperationen. Und ich muss erstmal die Strukturen durchblicken.“ In der lokalen Szene ist sie seit Längerem bekannt. Sie arbeitete frei für das Museum für Gegenwartskunst (siehe Infobox), und sie ist selbst als Künstlerin tätig. In ihrer neuen Funktion hat sie für ihre eigene Kunst weniger Zeit, kann damit aber gut umgehen. „Es ist ein Bürojob, aber ich beschäftige mich ja mit künstlerischen Inhalten. Das macht auch super viel Spaß: Das Arbeiten mit Leuten, das Arbeiten über die Kunst, das Vermitteln der Kunst.“
Außerdem widmet sie sich bereits der speziellen Agenda, mit der sie angetreten ist. Schon für ihre Bewerbung „habe ich ein sehr umfangreiches Konzept erstellt“. Digitalisierung ist dabei ein wesentlicher Punkt. Mit einem spezialisierten Büro aus Berlin läuft die Arbeit an der neuen Website. Außerdem ist der Kunstverein seit Anfang November bei Instagram, hat dort binnen der recht kurzen Zeit mehr als 1000 Follower gewonnen.
Sanierung der Galerie in Siegen
„Wir wollen den Mitgliedern die Möglichkeit zu digitaler Teilhabe geben: Kunst im Internet präsentieren, mehr digitale Angebote machen“, erklärt Jennifer Cierlitza. Der Ausbau des Online-Angebots soll aber auch eine stärkere Öffnung nach außen schaffen. „Wir konzentrieren uns auf
Siegen
. Aber wir möchten die Präsenz des Kunstvereins überregional stärken.“ Gerade Instagram biete zudem viel Potenzial, „damit Künstlerinnen und Künstler auf uns aufmerksam werden“.
Die realen Galerieräume haben sich bei der Sanierung optisch zwar auf den ersten Blick nicht sehr verändert, bieten aber nun einige Verbesserungen, die sich auf den zweiten Blick erschließen: Neue Fenster, eine neue Akustikdecke, deutlich bessere, neutral weiße Beleuchtung, renovierte Toiletten im für Publikum zugänglichen Bereich. Außerdem wurden die Strukturtapete entfernt und die Wände glatt verputzt und weiß gestrichen. Letzteres hat deutliche Vorteile, um beispielsweise Projektionen in den Räumen zu präsentieren.
Wann diese Räume ihre neuen Vorzüge erstmals ausspielen können, ist noch offen. „Window Shopping“, die zwei Mal verschobene Ausstellung, sollte am 5. Dezember eröffnen. Auch dieser Termin scheitert an der
Corona
-Realität. Ein neuer steht noch nicht fest.
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