Würgendorf.

Bunte Perlen, Augen aus Zucker und ganz viele Streusel hängen fein säuberlich nebeneinander in der Küche. Die nächsten vier Torten sind schon gebacken. Bald wird sich Helen Li Causi an das Verzieren begeben. „Ich habe niemals erwartet, dass mein Geschäft mal diese Ausmaße annimmt“, sagt sie lachend. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie 2015 „Mein Backwerk“ gegründet – der Beginn einer Erfolgsgeschichte rund um Torten und Gebäck. iframe newsletter wp siegerland anmeldemaske

Die Anfänge

Alles fängt mit dem Geburtstag der Nichte an: Helen Li Causi möchte ihr nicht einfach nur ein Geschenk überreichen. Also backt sie kurzerhand einen Kuchen. Der kommt so gut an, dass nach und nach immer mehr Menschen aus dem Familien- und Freundeskreis eine Torte oder einen Kuchen haben wollen.

Helen Li Causi ist gelernte Köchin und liebt es, mit Lebensmitteln zu arbeiten. Doch die Arbeitszeiten in der Gastronomie lassen sie schnell nach Alternativen suchen. „Man hat keine Zeit für Familie und Freunde und ist fast immer nur gestresst“, sagt sie. Die heute 29-Jährige gibt ihren Beruf auf und geht in die Industrie. Hier lasten sie die Acht-Stunden-Schichten aber nicht völlig aus. Also fängt sie an, nebenbei zu backen.

Als die Kuchenbestellungen zunehmen und die Tortenkreationen immer professioneller und ausgefallener werden, entschließt sie sich, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Aber das ist gar nicht so leicht, denn Arbeiten aus dem Konditor-Handwerk dürfen in Deutschland in der Regel nur mit einer erfolgreich abgelegten Meisterprüfung zum Konditoren- oder Bäcker-Meister angeboten und ausgeführt werden.

Helen Li Causi macht eine Umschulung bei der Handwerkskammer Münster. Ihr Ziel: eine „Ausnahmebewilligung zur Herstellung und Verzierung von Torten und Gebäck“. Die Umschulung kann sie wegen ihrer Erfahrungen in der Gastronomie verkürzen. Kaum hat sie die Ausnahmebewilligung, gründet sie gemeinsam mit ihrem Mann Manuel Li Causi ihr Gewerbe „Mein Backwerk“.

Das Geschäft

Seitdem backt sie unter dem Motto „Des Kuchens neue Kleider“ auch für Menschen außerhalb ihres Familien- und Freundeskreises. Das Geschäft läuft. Sechs bis sieben Torten stellt Helen Li Causi durchschnittlich in einer Woche her. „Ich liebe das Backen. Es ist mehr Herzblut und Hobby als ein Job“, sagt sie. Auch die Vielfalt, Flexibilität und Familienfreundlichkeit ihres Berufs weiß sie zu schätzen.

Das Angebot

Die Auswahl bei „Mein Backwerk“ ist groß. Helen Li Causi stellt (Motiv-)Torten, Cupcakes, Cake-Pops (Kuchenlollis), Macarons, Kekse, Donuts, Amerikaner, Muffins und mehr her. Alles, was das süße Herz begehrt. „Auf Festen bauen wir auch eine Candy-Bar auf, an der sich die Gäste bedienen können.“ Auch laktosefreie, vegane und glutenarme Torten hat sie im Angebot. Besonders beliebt sind derzeit Buttercremetorten. „Die Leute wurden häufig mit zu dickem Fondant gequält. Jetzt wollen sie den nicht mehr essen“, sagt Helen Li Causi lachend. Auch der „Naked Cake“ gehört zu den Trends. Das ist Torte, die nicht mit einer Creme oder einem Überzug ummantelt ist.

Die Wünsche

Helen Li Causi geht auf die Wünsche ihrer Kunden ein. So hat sie auch keine Liste mit Tortenfüllungen, aus denen man auswählen kann. „Ich möchte, dass die Torte einem schmeckt. Die Kunden sagen, was ihnen gefällt. Mögen sie zum Beispiel gebrannte Mandeln und Karamell, mache ich daraus eine Füllung“, sagt sie. Jeder bekommt genau das, was er haben möchte. „Das Individuelle steht über allem“, so die gelernte Köchin. Sie stellt Torten und Gebäck für Geburtstage, Hochzeiten, Taufen, Firmenfeste und mehr her. „Ich wüsste nicht, welchen Anlass ich da rausnehmen könnte.“

Bisher konnte Helen Li Causi ihren Kunden alle Wünsche erfüllen. Sie lehnt aber auch Aufträge ab, wenn die Vorstellungen zu utopisch sind. „Ich bin auch dagegen, Lebensmittel in den Müll zu schmeißen“, betont sie. Würde sich ein Kunde zum Beispiel eine fünfstöckige Torte wünschen, hätte aber nur 15 Leute zu Gast, wäre klar, dass das zu viel Kuchen ist. „Da setze ich dann Torten-Dummies ein“, so Helen Li Causi. Die sind aus Styropor und können entsprechend dem Tortendesign angepasst werden. Die Tortenmenge würde immer der Personenzahl angepasst, so Li Causi.

Die Preise

Die günstigste Torte kostet 45 Euro und hat einen Durchmesser von 16 Zentimetern. Die teuerste Motivtorte, die Helen Li Causi bisher hergestellt hat, ist ein 3-D-Einhorn (siehe Bild) für 330 Euro. Bei den Preisen achtet sie darauf, dass sich jeder – von der alleinerziehenden Mutter bis hin zu Firmen – eine ihrer Torten leisten kann. „Ich verlange immer nur so viel, wie ich auch selbst bezahlen würde.“

Das Feedback

„Manchmal bekomme ich eine Hochzeit-Dankeskarte mit einer persönlichen Nachricht“, sagt Helen Li Causi stolz. „Die Menschen sind so dankbar für meine Torten, das ist so süß!“ Das sei mehr wert als alles andere. Eine Torte muss dabei nicht nur die Ansprüche der Kunden erfüllen, sondern auch ihre eigenen: „Ich gebe keine Torte raus, mit der ich nicht selbst zufrieden bin“. An neue Aufträge kommt sie meist über Instagram und Facebook, wo sie regelmäßig Fotos ihrer Kreationen veröffentlicht. Auch die Weiterempfehlungen der Kunden sind wichtig..

Die Gründer

„Je entspannter man das Geschäft angeht, desto besser“, sagt Helen Li Causi. Sie arbeitet derzeit drei Tage als Lageristin, ihr Mann ist stellvertretender Vertriebsleiter bei einem Software-Unternehmen in Neunkirchen. Die Aufgabenteilung bei „Mein Backwerk“ ist bei den beiden klar geregelt: Manuel Li Causi macht die Steuern und erledigt alle bürokratischen Dinge, die gerade anfallen. „Er darf auch spülen“, sagt Helen Li Causi lachend, die den kreative Part inne hat. Inspirieren lässt sie sich häufig von Fotos aus dem Internet. Wenn sie sich hier einmal an einer fertigen Torte orientiert, achtet sie auf ihre eigene Handschrift. Jede Torte soll ihren individuellen Charakter erhalten.

Die Pläne

Durch Corona haben sich die Veranstaltungen aus diesem Jahr weiter nach hinten verschoben und damit auch viele Tortenbestellungen. „Das Jahr 2021 füllt sich besonders schnell mit Aufträgen“, sagt Manuel Li Causi. Würden sie mehr Werbung für ihr Unternehmen machen, wären sie vermutlich noch stärker ausgelastet. „Irgendwann könnten wir uns vorstellen, mal ein Ladengeschäft zu übernehmen.“ Bevor das ansteht, soll die gemeinsame Tochter aber erst einmal größer werden.


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