Freudenberg. Wegen Corona ist der Zirkus Trumpf in Freudenberg gestrandet. Wie es weitergehen soll, weiß die Familie nicht, und bittet daher um Unterstützung

„So lange haben wir noch nie gestanden“, sagt Rebecca Trumpf nachdenklich. Wegen der Coronakrise ist ihr Zirkus in Freudenberg gestrandet – und in seiner Existenz bedroht.

Im Zirkuszelt geboren

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Seit über 300 Jahren gibt es den Zirkus ihrer Familie, erzählt Rebecca Trumpf. Sie selbst leitet ihn seit vier Jahren, der Zirkus ist ihr Leben. „Ich wurde im Zirkuszelt geboren“, erzählt die 52-Jährige. Etwas anderes zu tun, kam für sie nie in Frage. „Es steckt halt im Blut“. Mit zwei Jahren stand sie bereits in der Manege, machte akrobatische Tricks mit ihrem Vater.

Acht Kinder und 17 Enkel hat Rebecca Trumpf, alle sind dem Zirkus verbunden. Wie viele Nachkommen ihre Mutter hat, kann sie auf Anhieb gar nicht sagen – „über 45“. Auch sie möchte den Zirkus irgendwann an die nachfolgende Generation übergeben. Doch im Moment stehe das Überleben des Zirkus auf dem Spiel sagt Rebecca Trumpf, „wir wissen nicht weiter“.

Corona trifft Zirkus hart

Doch wegen Corona steckt die Familie in Freudenberg fest. Auf der Freifläche neben dem Bethesda-Krankenhaus hatte der Zirkus im November sein Winterlager aufgeschlagen. Anfang März sollte dann die neue Saison beginnen, in Dahlbruch hätte die Show Premiere gefeiert. Und dann kam die Krise. Für die Zirkusfamilie ist die Situation besonders heikel, da sie in dieser Zeit die Einnahmen für das ganze Jahr erwirtschaften muss, im Winter zehrt sie dann von dem Ersparten. Und das reiche ohnehin gerade so, sagt Rebecca Trumpf. „Wir wollen nicht reich werden, wir wollen gesund bleiben und unser Publikum begeistern“.

Doch in der Krise sind die Einnahmen komplett weggebrochen, Ausgaben gib es aber weiterhin. Die Soforthilfe hat der Zirkus zwar bekommen, doch sie sei sofort verbraucht gewesen, für wichtige Reparaturen und Schulden, sagt Rebecca Trumpf. Die einzigen Einkünfte bezieht sie nun von der Agentur für Arbeit. Sie sei dem Staat noch nie zur Last gefallen, ihre große Familie habe sie durch den Zirkus immer ernähren können. „Wir wollen unser eigenes Geld verdienen“, sagt Trumpf. Doch im Moment ist das nicht möglich – für Familie Trumpf auch nach den jüngsten Lockerungen nicht. Dafür ist das Zelt zu klein. Bis zu 100 Zuschauer können unter Normalbedingungen darin Platz finden, unter Einhaltung der aktuellen Hygienevorschriften aber nur 10 bis 15, erklärt Trumpf. Dafür lohne es sich gar nicht, den Strom anzustellen.

Stiftung Friedenshort bietet Zirkus in Freudenberg eine Bleibe

Auch die Alpakas leiden unter der Situation, sagt Rebecca Trumpf.
Auch die Alpakas leiden unter der Situation, sagt Rebecca Trumpf. © Unbekannt | Tim Haacke

Besonders große Sorgen macht sie sich um die Tiere. Über 20 gehören zur Zirkusfamilie: Alpakas, Ponys, Ziegen, Hunde und Tauben. Neben dem Futter müssen auch Ärzte und Hufschmiede bezahlt werden. „Erst kommen die Tiere, dann kommen wir“, sagte Rebecca Trumpf. Für deren Ernährung bekommt sie vom Staat keine Unterstützung.

Hilfe gab es dafür von den Nachbarn. Mit Geld und Futter wurde Familie Trumpf unterstützt. Die Stiftung
Friedenshort hat dem Zirkus den Platz mietfrei überlassen. „Wer weiß, wo wir sonst gelandet wären, vielleicht mit Mensch und Tier auf der Straße“, sagt Rebecca Trumpf.

Für diese Solidarität ist sie dankbar, aber auch weiterhin ist sie auf Hilfe angewiesen. Dass der Zirkus immer noch gestrandet ist, habe viele Leute überrascht, stellt Trumpf fest. Deswegen möchte sie auf ihre Notlage aufmerksam machen und um weitere Untersützung bitten. Denn auch wenn sie große Angst um die Zukunft des Zirkus habe, „aufgeben wollen wir nicht“.


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