Freudenberg. Nach einer Explosion auf einem Dorffest ist eine 67-Jährige gestorben. Fünf weitere wurden schwer verletzt. Zeugen berichten von einem Feuerball.
Nicole Reschke ist auch Stunden danach schwer mitgenommen. „Es herrscht Fassungslosigkeit in der gesamten Ortschaft“, sagt die Bürgermeisterin von Freudenberg. „Es ist doch das große Festjahr.“ 675 Jahre alt wird das Dorf Alchen in diesem Jahr.
Ein Unglück überschattet nun das Jubiläum des 1900-Einwohner-Ortes. Es ereignet sich am Sonntagmittag beim Backesfest, einem traditionsreichen Dorffest, das es seit Jahrhunderten in fast jeder der nahe gelegenen Ortschaften gibt. Das fröhliche Treffen endete furchtbar.
Explosion bei Backesfest in Alchen – Das Wichtigste in Kürze
- Beim Backesfest in Alchen hat es am Sonntag eine Explosion gegeben.
- Eine Frau erlag am Montag ihren Verletzungen. Fünf weitere Menschen sind in Lebensgefahr.
- Ein Sachverständiger soll die Ursache klären.
Zur Mittagszeit gegen 11.50 Uhr kommt es zu einer Verpuffung an einem der Grillstände. Bratkartoffeln sollten dort in einer großen Pfanne unter einem Unterstand zubereitet werden. „Die ganze Pfanne ist sozusagen explodiert“, sagt Michael Zell, Sprecher der Polizei im Kreis Siegen-Wittgenstein.
„Es gab eine Explosion, einen Feuerball“
Fünf Rettungshubschrauber fliegen ein, landen in der Nähe des Unglücksortes. Die Schwerverletzten werden in Spezialkliniken nach Köln, Dortmund und Bochum geflogen. Eine weitere Person muss mit Herzproblemen ins Kreisklinikum in Siegen gebracht werden.
Einige leichter verletzte Personen können auch vor Ort versorgt werden. Notfallseelsorger, die psychisch-soziale Unterstützung sowie eine Betreuungseinheit des Malteser Hilfsdienstes nehmen die Arbeit auf, um Opfer, Angehörige, Augenzeugen sowie Einsatzkräfte zu betreuen.
„Es war schrecklich“, sagt Martin Lucke, Vorsitzender des ausrichtenden Heimat- und Verschönerungsvereins Alchen. „Es gab eine Explosion, einen Feuerball“, schildert er. Dann seien Menschen brennend aus dem Unterstand gelaufen. „Einfach nur furchtbar.“
Der Grillstand muss gesichert werden, Gasflaschen lagern in der Nähe. Die Hauptdurchgangsstraße durch Alchen – die Bühler Straße – bleibt für mehr als zwei Stunden gesperrt. Insgesamt sind fast 100 Einsatzkräfte im Einsatz.
Landrat Andreas Müller und Freudenbergs Bürgermeisterin Reschke machen sich noch am Mittag auf den Weg zum Unglücksort. Sie sehen einen verkohlten Grillstand hinter Flatterband. Erbsensuppe, Reibeplätzchen, Bratkartoffeln und Bratwurst hatte es dort gegeben. Auf dem Tisch neben der explodierten Pfanne die Überreste eines Plastikeimers, zerfetzt oder geschmolzen, angekokelte Stapel Pappteller, verrußte Tische, ein Feuerlöscher. „Der schlimme Unfall auf dem Volksfest in Freudenberg macht mich sehr betroffen“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur den NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Sonntagnachmittag. „Ich bin in Gebeten bei den Schwerstverletzten. Mein Dank gilt den Ärzten, die sich jetzt um diese Menschen kümmern, und allen Rettungskräften, die heute bei diesem Einsatz geholfen haben.“
Sachverständiger soll Ursache für das Unglück in Alchen klären
Die Ursache für die Explosion wird die Ermittlungsbehörden auch in den kommenden Tagen noch beschäftigen. Zunächst war von einer Fett-Explosion ausgegangen worden. Die Kriminalpolizei in Siegen ist eingeschaltet. Die Staatsanwaltschaft Siegen hat die Ermittlungen übernommen. Ein Sachverständiger begutachtet am Montag den Tatort, um zu prüfen, ob es sich um einen technischen Defekt handelte oder die Pfanne oder deren Inhalt unsachgemäß erhitzt wurden.
Die Theorie, dass Regenwasser in die Pfanne getropft sein und die Explosion ausgelöst haben könnte, wollte Polizeisprecher Michael Zell am Montagmorgen auf Nachfrage nicht bestätigen. „Wir gehen nicht davon aus. Die Pfanne stand in einem Carport-ähnlichen Unterstand, dort war es trocken.“ Zell hofft, dass ein Sachverständiger am Montag weitere Erkenntnisse bringt.
Mit den Einnahmen des Backesfestes sollte eine Schule unterstützt werden. Doch das Fest in der Ortsmitte hatte gerade erst angefangen, da endete es auf so schlimme Weise. „Ich bin jetzt seit über 20 Jahren im Kreis Siegen-Wittgenstein tätig“, sagt Michael Zell, Pressesprecher der Polizei, „aber das hier ist ein besonders dramatisches und tragisches Unglück.“