Trupbach/Seelbach. Für Seelbach wird viel getan, für Trupbach wenig. Dass das nicht stimmt, versucht die Verwaltung im Bezirkssusschuss zu entkräften.

Die Geografie will es, dass die benachbarten Stadtteile im Alchetal ihre Interessen im selben Bezirksausschuss West vertreten müssen. Damit ist der Boden für Rivalitäten geschaffen. „In Seelbach läuft sehr viel, in Trupbach läuft nur wenig“, klagt Wolfgang Koenen (FDP), „das befremdet uns.“ Zumal der Handlungsbedarf da wäre: Kein Lebensmittelgeschäft mehr, kein Metzger, kein Bäcker. Und jetzt wird auch noch der Geldautomat der Sparkasse abgebaut. iframe newsletter wp siegerland anmeldemaske

Trupbach: keine Geschäfte mehr

Dem Einzelhandel im Dorf den Rest gegeben haben dürfte der große Dornseifer-Supermarkt nebenan in Seelbach. Immer auf den Nachbarort verweisen zu werden „ist für die Menschen in Trupbach sicherlich frustrierend“, räumt Bezirksausschussvorsitzender Günther Langer (UWG) ein; er ist als Achenbacher der Parteinahme unverdächtig. „Trupbach hat gar nichts mehr“, legt Wolfgang Koenen (FDP) nach. Außer der Brandruine, die tunlichst nicht abgerissen werden sollte, weil es für deren Standort sicher keine neue Baugenehmigung mehr geben werde.

Vielleicht Treppenlift zum Backes

„Der Leerstand nimmt zu“, sagt Jan Bockemühl, „deswegen haben wir ja das Konzept aufgestellt.“ Wie das Dorfinnenentwicklungskonzept, kurz: DIEK, das es seit Ende 2018 für Trupbach wie für Seelbach gibt, umgesetzt wird, stellt der Projektleiter in der Sitzung vor: Probleme macht gerade die Verbindung zwischen Backes und Turnhalle. Aus dem Treppenweg eine stufenfreie Verbindung zu machen, sei „schlichtweg nicht möglich“.

Damit Besucher mit Gehbehinderung, die in der Regel an der Turnhalle parken, den Backes trotzdem erreichen können, werde nun auch über einen Treppenlift nachgedacht. Näher rücken nun auch Überlegungen, den Backes mit einer eigenen WC-Anlage auszustatten – das würde Besuchern den mühsamen Fußweg hinauf zur Turnhalle ersparen.

Wasserspielplatz nicht möglich

Nicht realisiert werden kann ein Wasserspielplatz direkt am Bach. Dafür dürfte der Wasserstand 40 Zentimeter nicht überschreiten, erklärt Jan Bockemühl. Aus diesem Grund stehe auch der Zaun zwischen Spielplatz und Bach. „Die Kinder gehen zur Brücke runter und spielen dort“, sagt Wolfgang Koenen (FDP), „das werden wir nicht verhindern können.“ Sibylle Schwarz (SPD) regt an, Wasser als Element in den Spielplatz einzubeziehen. „Ein Wassertisch reicht nicht aus, wenn man den Bach daneben hat.“

„Trupbach ist nicht nur schlecht“, stellt Angela Jung (Grüne) klar. Einen Backes und einen Sportplatz habe Seelbach zum Beispiel nicht. Zudem habe der Stadtteil einen funktionierenden Heimatverein, der zum Beispiel die Trägerschaft für einen genossenschaftlich organisierten Dorfladen übernehmen könnte: „Das wäre doch mal ein Projekt.“ Auch Silke Schneider (Linke) hebt Trupbachs Vorzüge hervor: Im Gegensatz zu Seelbach habe Trupbach „eine richtige Mitte“, sagte sie, „die ist nur systematisch kaputt gemacht worden.“ Unter anderem eben auch durch den Supermarkt in Seelbach. „Was wollen die Trupbacher mit einem Laden für Hundebedarf?“

Seelbach: Ärger über Bürgermeister-Auftritt

Die Trupbacher haben die Kapellenschule, den Backes und die Heide. Die Seelbacher arbeiten an der Erneuerung der alten Schule, die als Bürgerhaus Begegnungsort wird. In diesem Jahr wird die Außensanierung des Gebäudes vorbereitet und ausgeschrieben, 2021 werden die Arbeiten ausgeführt. Zugleich wird an einem Nutzungskonzept gearbeitet, an dem Bürger sich direkt und online beteiligen und in das auch die Jugendlichen über die Blue Box eingebunden werden. 2022 wird dann das Innenleben des Hauses in Angriff genommen.

Dass Bürgermeister Steffen Mues dazu jetzt öffentlichkeitswirksam den Startschuss gegeben hat, sorgte allerdings im Bezirksausschuss für Ärger. „Es wäre schön gewesen“, so Ausschussvorsitzender Günther Langer (UWG), wenn dort auch eine Vertretung des Bezirksausschusses hinzugebeten worden wäre: Im Vorfeld der Wahl häuften sich städtische Termine, in denen der Bürgermeister allenfalls von Vertretern der CDU begleitet werde. das sei „absolut unmöglich“, findet Silke Schneider (Linke).

„Das ist nicht in Ordnung“, sagt Angela Jung (Grüne), deren Fraktion mit CDU und FDP das Jamaika-Mehrheitsbündnis im Rat bildet, „das können Sie mit schönem Gruß auch an den Bürgermeister weitergeben.“ Diese Bitte richtet sich an Reinhilde Katz (CDU), die an das Thema selbst erinnert: „Höchste Zeit“ sei es, mit der Sanierung der alten Schule zu beginnen. „Man muss Angst haben, dass die Decke runterfällt.“


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