Siegen. Adrian Serban gehört zu den Schülern, die nächstes Jahr ihr Abitur in Siegen schreiben. Die Vorbereitungen laufen wegen Corona aber anders.

Für Adrian Serban ist das letzte Schuljahr angebrochen. Ein Jahr, das vielleicht jedem Schüler gut in Erinnerung bleibt. Im September war eigentlich eine Studienfahrt nach Den Haag geplant, die wegen Corona ausgefallen ist. Auch Vorabifeiern können nicht stattfinden und ob die berühmte „Mottowoche“ vor den Osterferien stattfinden kann, weiß Serban auch noch nicht. „Ich bereue es nicht, dieses Schuljahr Abitur zu machen. Es ist jetzt eben so. Ich finde es nur wirklich sehr schade, dass so prägende Dinge wegfallen oder anders sein werden“, sagt der Schüler.

So einiges läuft anders und neu, aber die Abschlussstufe der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen möchte dennoch an ihrem Abiball in der Siegerlandhalle festhalen. „Wie der dann aussieht und wer dabei sein kann, nur Schüler und Lehrer oder mit Eltern, kann man im Moment nicht sagen. Ein Konzept für eine Online-Umsetzung haben wir uns noch nicht ausgedacht“, sagt er.

Mehr selbstständiges Lernen für den Siegener

Die Zeit des ausschließlichen Online-Unterrichts wie vor den Sommerferien ist vorbei: „Eine schwere Zeit. Die Schule war immer ein Ort zum Lernen und plötzlich sitzt man den ganzen Tag in seinem Zimmer, das eigentlich auf Freizeit ausgerichtet ist“, erzählt Adrian Serban. In seinem Zimmer hat er viele Musikinstrumente – durchaus eine Ablenkung fürs Lernen gewesen.

Serban musste sich in der Homeschooling-Phase etwa ein komplettes Unterrichtsthema aus seinem Pädagogik-Leistungskurs selbst erarbeiten. In eine Internet-Cloud wurden Dokumente und Aufgaben hochgeladen, bei Rückfragen konnte der Lehrer angeschrieben werden. Das fand Serban schwierig: „Natürlich kamen viele Rückfragen, aber die Lehrerin kann nicht auf jede einzelne Frage per Mail eingehen. Sie hat mehrere Kurse und eine eigene Klasse. Einige Sachen wurden dann im Plenum besprochen, als die Schule wieder anfing.“ Positiv: Durch das selbstständige Erarbeiten gab es nachher viel mehr Beteiligung am Klassengespräch, berichtet der Schüler.

Siegener Abschluss-Stufe noch im Zeitplan

Trotz Lockdowns sei die Abschluss-Stufe immer noch im Zeitplan für die Abiturvorbereitungen. „Die Lehrer sind nicht nur noch Lehrer, sondern auch Motivationstrainer. Uns wird immer wieder gesagt, dass wir noch alle Themengebiete schaffen, dass wir uns keine Sorgen machen sollen“, sagt Serban. Für ihn ist aber klar: Wenn ein weiterer Lockdown folgt, „bricht uns das unser Genick“. Er denkt, dass sie dann den Vorgabenplan für das Abitur nicht schaffen.

Es müsse alles ohne größere Probleme laufen. Auch darum hat sich die 13. Stufe der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen dafür entschieden, die Masken auch ohne Pflicht im Unterricht aufzusetzen. „Für mich ist das kein Eingriff in meine Freiheit. Gesundheit zählt für mich viel eher zur Freiheit des Menschen und deshalb trage ich gerne eine Maske“, sagt Adrian Serban. Er sieht die Maske im Unterricht nicht als Problem, vielmehr müsse in die Digitalisierung investiert werden. Er hat einen eigenen Laptop, aber er kennt auch Mitschüler, die sich einen Computer mit der ganzen Familie zu Hause teilen müssen.

Siegener Schüler wünscht sich mehr Digitalisierung an Schulen

Die Schüler arbeiten immer noch teilweise mit der Internet-Cloud, um Hausaufgaben hochzuladen oder Aufgaben zu erhalten: „Ein Überbleibsel der Lockdown-Phase. Aber ich finde das sehr sinnvoll. Man bekommt ab und zu eine schnelle Rückmeldung des Lehrers und weiß so viel präziser, was man verbessern sollte“, sagt der 18-Jährige.

Er würde sich für die Schüler in den unteren Stufen freuen, wenn in Zukunft mehr iPads zur Verfügung stünden. „Wenn ein weiterer Lockdown kommt, sollte man einen Plan haben und ich würde mir wünschen, dass noch mehr für die Digitalisierung der Schulen getan wird.“ Das sei aber nicht nur die Anschaffung von genügend Tablets, sondern auch eine vernünftige Infrastruktur, wie ein gut und schnell funktionierendes WLAN-Netzwerk.

Mehr Hilfsbereitschaft unter den Siegener Schülern

Die Onlineunterrichtzeit hat nicht nur die Internet-Cloud, sondern auch den noch stärkeren Zusammenhalt unter den Schülern gefördert, betont Serban. Alle Stufenmitglieder seien durch eine Whats­App-Gruppe miteinander verbunden: „Es wird einander mehr geholfen. Wir schicken uns mehr Dokumente oder einzelne Fragen“, erzählt Serban.

Auch die Lehrer würden helfen, wo es geht. In seiner mündlichen Abiprüfung will die Spanischlehrerin ein Thema auswählen, dass noch vor der Pandemie dran war. Welches das genau sein wird, weiß er natürlich nicht, aber den Schritt findet er fair. „Ich möchte nach 13 Jahren Schule auch endlich fertig werden und freue mich darauf, bald das Abi zu schreiben. Auch wenn es ein anderes Abitur wird.“


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