Siegen. Drogen sind ein großes Problem, auch ohne die Coronakrise. Aber wer einmal krank ist, dem helfen Schuldzuweisungen nicht, meint Florian Adam.

Es wird viele Menschen geben, denen die Auswirkungen der aktuellen Corona-Krise auf die Situation Süchtiger völlig egal sind. Es gibt eine relativ weit verbreitete Auffassung, Süchtige sollten doch mit ihrem Drogenkonsum einfach aufhören; und sie seien ja sowieso selbst an ihrer prekären Lage schuld.

Ein Vater, den ich vor einigen Jahren in einer Selbsthilfegruppe für Eltern drogenabhängiger Kinder, über die ich schrieb, kennen lernte, sagte mir einmal, wieso ihn diese Argumentation auf die Palme bringt: „Diese Kinder wollten Drogen probieren. Süchtig werden wollten sie nicht."

Als Gesellschaft die Sucht nach legalen Drogen bekämpfen

Wer einmal einen Junkie erlebt hat, dessen nächster Schuss überfällig ist, weiß, dass es bei einem Menschen in diesem Moment nicht um Wollen, Abwägen oder frei Entscheiden geht – sondern um das Beenden von massivem Leiden durch die nächste Ladung Stoff.

Ich verharmlose nichts: Drogen sind ein großes Problem, die damit verbundene Kriminalität scharf zu verurteilen und auch die Sucht nach legalen Drogen müssen wir als Gesellschaft bekämpfen. Aber die Menschen, die nun einmal süchtig sind, verdienen den gleichen Respekt wie alle anderen auch, verdienen Mitgefühl und Anteilnahme – und verdienen es vor allen Dingen nicht, mit herablassender „Ihr seid doch selbst schuld“-Ignoranz abgewertet zu werden. Es gibt nicht umsonst das Wort „suchtkrank“. Wer krank ist, braucht Hilfe.


Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.


Das Corona-Newsblog aus dem Siegerland finden Sie hier.

Hier geht es zum Newsblog mit den aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus.