Siegen-Wittgenstein.. Private Wasserpumpen belasten die ohnehin schon leeren Flüsse, Bäche und Teiche weiter. Die Naturschutzbehörde vermutet eine hohe Dunkelziffer.

Vor dem Hintergrund der langen Trockenperiode des vergangenen Sommers ruft die Untere Naturschutzbehörde des Kreises dazu auf, Verstöße gegen das Wasserhaushaltsgesetz zu melden. Lediglich 13 schriftliche Verfahren und vier mündliche Ansprachen vor Ort leitete die Behörde in diesem Jahr ein, Bußgelder wurden nicht verhängt.

„Das ist eine geringe Zahl – aber mehr sind nicht bei uns eingegangen“, sagt Arno Wied, Dezernent für Bauen, Umwelt und Wirtschaft beim Kreis Siegen-Wittgenstein. „Wir wollen nicht zur Bespitzelung aufrufen, aber was wir nicht wissen, können wir auch nicht ahnden.“ Insgesamt seien bei der ehrenamtlichen Naturschutzwacht des Kreises nur 48 Meldungen eingegangen – über alle Tatbestände. Es gehe nicht um Strafen oder darum, Bußgelder einzutreiben, sondern um den Naturschutz und einvernehmliche Lösungen.

„Privatleute, die in solchen Trockenperioden Pumpen in die Flüsse und Bäche hängen, machen die dramatische Situation noch schlimmer“, sagt Helga Düben, Vorsitzende des Beirats der Unteren Naturschutzbehörde. Wenn Fließgewässer ohnehin so gut wie trocken gefallen seien und Durchgängigkeit nicht mehr gewährleistet sei, werde das Problem durch zusätzliche Wasserentnahme noch schlimmer, wenn größere Mengen etwa für die Gartenbewässerung entnommen werden. Jede Wasserentnahme, die über eine Gießkanne oder einen Eimer hinausgeht, ist genehmigungspflichtig, die Behörde ahndet solche Fälle das ganze Jahr über – erhält allerdings in vielen Fällen eben gar keine Kenntnis darüber und hat für eine stetige Überwachung auch kein Personal. In einigen Fällen hilft die soziale Kontrolle durch Nachbarn.

Zudem seien viele solcher illegalen Wasserentnahmen sehr gut getarnt: Rolf Weber, Mitglied des Beirats der Unteren Naturschutzbehörde, berichtet von Fällen, wo Schläuche am Ufer versteckt werden und über weite Strecken durch eigens ausgehobene und getarnte Schächte zur Pumpe verliefen. Bei Ansprachen beriefen sich die Personen zudem häufig auf eine Art Gewohnheitsrecht. Wenn die Pumpe dann außer Betrieb gehe, sei es oft so, dass sie nach einiger Zeit oder im nächsten Jahr wieder laufe. „Es sind häufig dieselben“, sagt auch Beiratsvorsitzende Düben.

Behörde schreitet ein

„Die Leute merken doch, dass nichts passiert“, so Beiratsmitglied Manfred Diehl. Auch er wisse von Fällen, wo Leitungen „seit Jahrzehnten liegen“, die aber kaum geahndet würden. Laut Angaben der Behörde höre die Entnahme aber dort, wo die Mitarbeiter einschreiten, auch auf.