Hochsauerland. Im Hochsauerlandkreis tritt Carlo Cronenberg für die FDP an. Er wirbt für einen Politikwechsel und kann sich nur zwei Koalitionen vorstellen.
Carlo Cronenberg wirbt im Hochsauerlandkreis für die FDP um Stimmen bei der Bundestagswahl. Dem nächsten Parlament wird er nicht mehr angehören, dennoch will er weiterhin eine wichtige liberale Stimme in der heimischen Region sein. Er wirbt für einen Politikwechsel in der nächsten Regierung - und hat hier klare Vorstellungen.
Sie kämpfen für die FDP um Stimmen, werden aber im nächsten Bundestag nicht mehr vertreten sein, weil Ihre Partei Ihnen keinen Platz auf der Landesliste gewährt hat. Ist es nicht ein merkwürdiger Wahlkampf für Sie?
Es geht nicht um mich. Es geht um unser Land. Deutschland braucht einen Politikwechsel und der Mittelstand braucht die Wirtschaftswende. Dafür kämpft die FDP, dafür kämpfe ich als Direktkandidat. Als mittelständischer Unternehmer bringe ich über 30 Jahre Erfahrung in der Wirtschaft im Bundestag ein. Wer diesen Beitrag für sinnvoll oder gar notwendig hält, der kann mich mit der Erststimme wählen. Der Mittelstand braucht eine starke Stimme auch im nächsten Bundestag. Ohne eine starke FDP keine gute Mittelstandspolitik. Deshalb jede Zweitstimme für die FDP.
Was ist das drängendste Problem konkret im Hochsauerlandkreis und wie könnte die FDP hier helfen?
Bürokratie. Die überbordende Bürokratie lähmt das gesamte Land und das Sauerland ganz besonders. Denn das Sauerland ist Mittelstandsland, und der Mittelstand leidet mehr unter Bürokratie als die großen Konzerne. Im Sauerland ist das Ehrenamt stark, und das Ehrenamt leidet mehr unter Bürokratie als Ämter und Behörden. Echte Entlastung von überflüssiger Bürokratie gibt es nur mit einer starken FDP. Das kurbelt die Wirtschaft an – ein Konjunkturprogramm zum Nulltarif.
„Nicht die FDP hat die Ampel platzen lassen, sondern der Bundeskanzler. “
War es zu spät, genau der richtige Zeitpunkt oder komplett falsch die Ampel-Koalition platzen zu lassen?
Nicht die FDP hat die Ampel platzen lassen, sondern der Bundeskanzler. Die FDP hat sehr ernsthafte Vorschläge für die Wirtschaftswende unterbreitet, die zu einem Agenda-2010-Moment wie im Jahr 2003 hätten führen können. SPD und Grüne hatten weder die Kraft noch den Willen zu mutigen Reformen. Statt mit der FDP zu sprechen, hat Kanzler Scholz Christian Lindner entlassen. Nach dem Bundesverfassungsgerichts-Urteil zur Schuldenbremse hatte die Koalition die Grundlage für den Koalitionsvertrag verloren. Insofern hätte es auch schon eher zum Bruch kommen können. Die Freien Demokraten haben ab Januar 2024 konkrete Vorschläge zur Wirtschaftswende unterbreitet. Letztlich haben die damaligen Koalitionspartner alles blockiert – selbst die Maßnahmen, die bereits im Koalitionsvertrag geeint waren.
Aus welchem Grund wird die FDP aus Ihrer Sicht im nächsten Bundestag gebraucht?
Die FDP wird im Bundestag gebraucht, weil sie als einzige Partei dem Bürger mehr zutraut als dem Staat. Seit Jahrzehnten gibt es einen Trend hin zu immer mehr staatlicher Intervention, immer mehr Dokumentationspflichten und immer mehr Mikromanagement durch die Politik. Wer aber jedem jederzeit gerecht werden will, wird am Ende niemandem mehr gerecht und verspielt das Urvertrauen in die Demokratie. Ohne eine konsequente Abkehr von einer Misstrauenskultur hin zu einer Vertrauenskultur werden wir den Bürokratismus im Land nicht überwinden. Den Mut zu entschlossenem Handeln hat nur die FDP. Deshalb wird die FDP nicht nur im Bundestag gebraucht, sondern auch in der nächsten Bundesregierung.
Wer wird dort dann die liberalen Interessen des Hochsauerlandkreises wahrnehmen, wenn Sie nicht mehr da sind?
Nach dem 23. Februar bin ich ja nicht aus der Welt. Ich stehe, egal wie die Wahl ausgeht, weiter als Kreisvorsitzender der FDP im Hochsauerlandkreis zur Verfügung und werde die Interessen und Belange des Sauerlands auch weiter in Düsseldorf, Brüssel und Berlin vertreten. Die heimische Wirtschaft braucht eine leistungsfähige Straßeninfrastruktur, zum Beispiel den Weiterbau der B7n von Nuttlar bis Brilon. Unsere Unternehmen brauchen bezahlbare Energie, gerne auch aus Windkraft, aber keinen unkontrollierten Wildwuchs beim Ausbau der Erneuerbaren. Zu besseren und verlässlichen Rahmenbedingungen gehört auch, dass Zuwanderer ohne Aufenthaltstitel in ihre Herkunftsländer zurückgeführt werden und Erwerbszuwanderer schnell und unbürokratisch ihre Arbeit aufnehmen und willkommen geheißen werden.
Vermutlich würden Sie sich eine Regierungskoalition aus CDU, CSU und FDP wünschen: Halten Sie das tatsächlich noch für möglich und was wäre die zweitbeste Lösung aus Ihrer Sicht?
Einen echten Politikwechsel gibt es nur mit der FDP. Die Union will zurück ins Kanzleramt. Um dieses Ziel zu erreichen, verhält sie sich wie ein politisches Chamäleon: Sie nimmt die Farbe des Koalitionspartners an. Schwarz-Rot bedeutet keine Änderung bei Bürokratie und Bürgergeld. Schwarz-Grün bedeutet teure Energie und keine Änderung in der Migrationspolitik. Nur Schwarz-Gelb bringt den notwendigen Politikwechsel. Nur so können enttäuschte Wähler für die Mitte zurückgewonnen werden. Nur so kann das Erstarken der politischen Ränder verhindert werden. Armin Laschet hat sich vor einigen Tagen öffentlich zu Schwarz-Gelb bekannt. Der Kanzlerkandidat der Union sollte es ihm gleichtun. Reicht es am 23. Februar nicht für Schwarz-Gelb, ist eine Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP die beste Alternative.
Zur Person
Carlo Cronenberg ist geboren und aufgewachsen in Arnsberg. Nach Studium und ersten Berufserfahrungen war er 1991 zunächst als Angestellter in Unternehmen seiner Familie, die Firma JCS, eingestiegen, nachher wurde er geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter. Cronenberg ist 62 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Seit 2017 ist er Mitglied im Deutschen Bundestag.