Velmede. Eintrittspreise für Konzerte sind in die Höhe geschossen. Konzertveranstalter Gisbert Kemmerling aus Velmede erklärt die Hintergründe.
Taylor Swift, Rammstein und AC/DC waren gerade in Gelsenkirchen, Bruce Springsteen in Hannover. Dabei schießen die Eintrittspreise für Konzerte in die Höhe. Gisbert Kemmerling (67) aus Velmede ist Konzertveranstalter. Er hat zuletzt Toto und Wincent Weiss für ein Konzert nach Büren geholt.
Hohe Kosten für Personal und Hallen
Warum sind die Eintrittspreise so enorm gestiegen?
Nach Corona müssen offenbar alle ihr Geld wieder einspielen. Es sind alle Bands teurer geworden. Das ist für mich wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Ich habe das Gefühl, es wird immer gesagt, alles wird teurer, deshalb sagt auch jeder: Jetzt muss ich auch teurer werden. Ich selbst war gerade bei Konzerten von AC/DC und Rammstein. Ich war verblüfft, in welcher Höhe auch die Preise für T-Shirts, Bier und Pommes gestiegen sind.
Welche Kosten werden an die Konzertbesucher weitergegeben?
Die Verteuerungsschraube ist eklatant. Hallenpreise plus Nebenkosten wie Strom, Wasser, Heizung sind aufgrund der Energiepreise um fast ein Drittel teurer geworden. Und wenn man ins Detail geht, sind auch die Kosten für Stagehands, Security sowie das Personal für die Getränkeversorgung gestiegen, sodass die Getränkepreise und auch die Ticketpreise entsprechend angepasst werden mussten. Hinzu kommen noch die GEMA Kosten, die sich natürlich auch auf die Ticketpreise niederschlagen.
Gagen den Gegebenheiten angepasst
Sind Künstler auch teurer geworden?
Nach Corona war die Freude groß, dass man wieder starten durfte, jedoch fehlte es an allen Ecken an Personal (Stagehands, Security, Getränkepersonal, Techniker etc.). Viele davon hatten sich umorientiert und es herrschte Mangel, auch das verursachte höhere Kosten. Heute heißt es: Die Gagen werden den Gegebenheiten angepasst, denn auch im Umfeld der Künstler sind die Kosten für professionelle Licht- und Tontechniker erheblich teurer geworden.
„Als Künstler wird es schwerer, durch Konzerte bekannt zu werden – wenn du nicht die sozialen Medien komplett befeuerst, wirst du große Probleme haben, deinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. “
Sie merken die Verteuerungen selbst auch?
Absolut. Im gesamten Lebensbereich haben sich die Kosten verändert. Gerade habe ich geholfen, dass Toto in Büren auftreten konnte. Früher hätte das wahrscheinlich bei einem Endpreis beim Ticket für 65 bis 67 Euro gelegen. Jetzt waren es 74,95 Euro. Heute wird die Gage der aktuellen Kostensituation angepasst. Das hat Auswirkungen auf den Ticketpreis. Der Eintrittspreis für Toto war in meiner Konzertlaufbahn der höchste Eintrittspreis, den ich durchsetzen musste. Allerdings stand diesem hohen Ticketpreis auch ein qualitativ hochwertiger Auftritt einer professionellen Band gegenüber.
Newcomer müssen Glück haben
Wie wirken sich die hohen Eintrittspreise auf Bands aus?
Bei großen Namen ist der Kunde viel eher bereit, hohe Ticketpreise zu akzeptieren. Früher ging man innerhalb eines Jahres zehnmal auf ein Konzert, zahlte 50 Euro. Heute sucht man sich die Highlights aus, zahlt dafür aber mehr. Die großen bekannten Künstler werden in den Medien massiv begleitet, die mittleren und kleinen Bands bleiben auf der Strecke. Als Künstler wird es schwerer, durch Konzerte bekannt zu werden – wenn du nicht die sozialen Medien komplett befeuerst, wirst du große Probleme haben, deinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Man muss dann als Newcomer schon Glück haben, wenn man bei einem Konzert im Vorprogramm einer bekannten Gruppe auftreten darf. Radiosender, Printmedien und auch die Fernsehstationen stellen neue Bands weniger Spielzeit und Raum zur Verfügung, man spielt lieber Musik der Top-20-Charts.
„Der Eintrittspreis für Toto war in meiner Konzertlaufbahn der höchste Eintrittspreis, den ich durchsetzen musste.“
Wo ist die Schmerzgrenze bei Eintrittspreisen?
Die Schmerzgrenze ist noch nicht erreicht. Die Schere geht immer weiter auseinander. Wer richtig Geld hat, zahlt auch 800 Euro für eine VIP-Karte. Dann gibt es auch Leute, die sagen sich, ich mache einen schönen Ausflug für zwei Personen in einer Stadt, gehe dann dort noch zum Konzert, mache auch noch ein Meet and Greet mit dem Star – die sind bereit, noch mehr zu bezahlen. Fürs Sauerland glaube ich, dass die Schmerzgrenze, je nach Bekanntheit eines Künstlers, bei unter 100 Euro liegt. Dann muss der Name aber auch schon etwas hergeben. Die ganz großen Namen sind fürs Sauerland gar nicht zu finanzieren. Ich glaube auch, dass die Grenze nach oben auch für namhafte Bands irgendwann erreicht ist. Die Großen testen aus, was möglich ist. Ich denke, der Peak wird dabei bald erreicht sein – außer, du bietest dem Kunden immer noch ein bisschen mehr an Exklusivität.
VERANSTALTUNGEN IM HOCHSAUERLANDKREIS
Gisbert Kemmerling bietet in diesem Jahr als Veranstalter selbst noch drei Veranstaltungen an. Tickets dafür gibt es bei CTS Eventim: Wingenfelder - das sind die beiden Brüder von Fury in the Slaughterhouse - treten bei ihrer Abschiedstour am 23. August im Bürgerzentrum in Brilon auf. Stahlzeit - als Tributeband von Rammstein - sind am 26. Oktober in der Konzerthalle Olsberg zu Gast. Stoppok und Band spielen am 17. November im Bürgerzentrum Brilon.