Berghausen. Freitag ist Weltgebetstag der Frauen. Kordula Brunert aus Schmallenberg erzählt, wann und wo sie das Gespräch mit Gott sucht und wie es hilft.
Beten - das gehört für Kordula Brunert mitten hinein in den Alltag. „Ich bete, wenn ich darauf warte, dass das Nudelwasser kocht“, sagt sie und lacht herzlich. Aber im Ernst: Beten, das sei für sie weniger ein Akt der Innerlichkeit, sagt die Krankenschwester, die seit 31 Jahren Nachtwachen im Seniorenheim St. Raphael macht, „Beten, das sind Stoßgebete mitten am Tag, wenn ich mich sorge und ein Danken in der Natur, wenn etwas besonders schön ist.“
Vor 55 Jahren neben der Kirche in Berghausen geboren
Die 55-Jährige wurde in Berghausen direkt neben der katholischen Kirche St. Cyriakus geboren. Bist heute engagiert sie sich dort, übernimmt Aufgaben in der Gemeinde, begleitet mit der Kirchenband „Go(o)d Friends“ das monatliche Abendlob mit der Gitarre und schließt schon mal die Kirche auf oder läutet die Totenglocken, damit die Küsterin aus Schmallenberg nicht immer über den Berg kommen muss.
„Bei uns zu Hause wird auch noch vor dem Mittagessen gebetet. Besucher zucken dann schon mal zusammen“, erzählt sie und lacht verschmitzt. Ein Sammeln, ein kleiner Dank dafür, dass von allem genug vorhanden ist. „Auch auf dem Weg zur Arbeit, sende ich immer ein kurzes Stoßgebet an Jesus, Maria und den Heiligen Raphael, den Patron des Seniorenheims, und bitte darum, dass es in dieser Nacht keine brenzligen Situationen gibt, dass niemand stürzt.“ Mit einer Kollegin betreut sie im Nachtdienst 81 Bewohner. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Da fühlt sie sich schon manchmal allein. „Seid ihr da, wo wir nicht sein können“, bittet sie daher. Allein das helfe schon. „Dann sind wir ja schon mal zu fünft“, sagt sie.
Zwiesprache am Sterbebett
Auch am Sterbebett habe sie schon manches Mal mit Gott Zwiesprache gehalten und bei der Nachricht, dass ihre Mutter unheilbar erkrankt sei. Da gab es in dem Moment nichts zu tun. „Wir haben dann einen Blumenstrauß in die Kapelle gebracht und dort gebetet.“ Ihr helfe diese direkte Ansprache, sagt sie. Dabei nutzt sie keine formulierten Texte, sondern sagt einfach das, was ihr in den Sinn kommt. „Das kürzeste Gebet hat mir mal Pater Jonas von der Abtei Königsmünster bei einem Einkehrtag mitgegeben: Ach! Ja! Du!“ In diese drei Worte könne man all seine Sorgen und sein Gottvertrauen legen. „Ich fühle mich getröstet, manches erledigt sich dann wie von selbst, und es gibt mir Sicherheit. Mir hilft das.“ Andere davon überzeugen, das müsse sie nicht.
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Nur 10 Prozent beten
Zwar betet laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Emnid aus dem Jahr 2015 noch mehr als die Hälfte der Deutschen. Die meisten tun es aber nur selten. Nur zehn Prozent täglich. Doch darüber reden wollen noch weniger. Kordula Brunert sagt spontan ja. Manches gefällt ihr auch nicht an der Katholischen Kirche, das blendet sie aus oder findet dann ihren eigenen Weg. Gebete von Andrea Schwarz zum Beispiel oder Lieder aus Taizé. „Singen ist für mich überhaupt die beste Art zu beten, da schwingt über die Musik und die Texte so viel mehr mit.“ Sie fühlt sich da auch durchaus von den Priestern unterstützt: „Wer singt, betet doppelt“, habe der früherer Berghauser Pastor Anton Köster immer gesagt. Aber auch das „Vater unser“ zu beten beruhigt sie. „Das hat man ja immer parat.“ Wenn Kordula Brunert nachts nicht schlafen kann, betet sie es mit einem ,Gegrüßet seist du Maria’ - im Wechsel, „dann sortieren sich meine Gedanken und darüber schlafe ich dann ein.“
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Wer zugibt zu beten, macht sich angreifbar
Frauen (66 Prozent) beten laut der Emnid-Umfrage häufiger als Männer (45 Prozent). Im Westen wird doppelt so oft gebetet wie im Osten der Republik. In den neuen Bundesländern haben zwei Drittel der Befragten noch nie gebetet.
Wer vom Beten erzählt, macht sich angreifbar. Denn Christ zu sein, ist nicht mehr überall gut angesehen, Man muss sich und die Kirchenpolitik erklären, auch wenn man es gerade gar nicht will. „Vielleicht“, so vermutet Kordula Brunert, „reden deshalb so wenige auch über das Beten und wie gut es ihnen tut.“
>>>HINTERGRUND
Einmal im Jahr - zum Weltgebetstag der Frauen - verbinden sich alle christlichen Frauen im gemeinsamen Gebet. Eingeladen dazu sind alle Menschen, gleich welcher Konfession oder welchen Geschlechts.
Dieser Weltgebetstag findet immer am ersten Freitag im Monat März statt.
In diesem Jahr stammen die Texte von Frauen aus dem Pazifikstaat Vanuatu. Dieser ist nicht nur, wie alle Länder, durch die Corona-Pandemie betroffen, sondern dort zeigt sich der Klimawandel verstärkt in Naturkatastrophen.
Normalerweise finden in den 28 Gemeinden des Pastoralen Raums Schmallenberg-Eslohe zahlreiche Gottesdienste mit anschließendem Kaffeetrinken statt. Wegen der Corona-Pandemie finden diese in diesem Jahr nur sehr eingeschränkt statt.
Am Freitag, 5. März, strahlt der Sender Bibel-TV um 19 Uhr einen vom Deutschen Weltgebetstagskomitee organisierten Fernsehgottesdienst aus. Zeitgleich findet eine YouTube-Premiere des Gottesdienstes statt, die unter anderem auf www.weltgebetstag.de zu sehen sein wird.
In Berghausen laden die Frauen um 19 Uhr zu einer Andacht mit Texten des Weltgebetstages ein, die von Susanne Plett und Kordula Brunert an der Gitarre begleitet wird.