Winkhausen. Matthias Dickhaus sorgte vor Kurzem mit seinem Metalldetektor für einen historischen Fund. Über ein besonderes Hobby und Glücksbringer Herbert.

Nein, ein Schatzsucher sei er nicht, sagt Matthias Dickhaus. Ein Schatzsucher sei jemand, der sich bereichern wolle, der für sich suche. Dickhaus aber sucht aus rein geschichtlichem Interesse: „Ich habe keinen meiner Funde zuhause. Ich habe keine Vitrine. Mein Anreiz für die Suche ist es, der Öffentlichkeit Besonderheiten zugänglich zu machen.“

Diese historischen Waffenfunde machte Matthias Dickhaus auf dem Wilzenberg.  
Diese historischen Waffenfunde machte Matthias Dickhaus auf dem Wilzenberg.   © Unbekannt | Alexander Lange

Eigentlich ist Matthias Dickhaus Autoschlosser. 43 Jahre alt, gebürtig aus Olpe, seit einigen Jahren mit Partnerin Claudia Göbel wohnhaft in Winkhausen. Aufmerksamkeit erweckte er vor wenigen Monaten, als er für einen Jahrhundertfund auf dem Wilzenberg sorgte: „Ja, das war auch für mich ein absoluter Höhepunkt. Auf so etwas arbeitet man quasi hin, auch wenn es in erster Linie mit Glück zutun hat. Aber das hat mich überrascht.“ Denn wenn sich Matthias Dickhaus in Feld und Flur bewegt, hat er seinen Metalldetektor dabei. Er sucht nach historischen Überbleibseln, metallischen Zeitzeugen. Haarspangen, Pferdehalftern, Waffen.

Über Gesetzeslage informiert

Alles fängt 2016 an. Ende des Jahres, während der kalten Monate. „Durch Zufall bin ich auf Youtube auf Videos gestoßen, wo Leute mit Metalldetektoren in Wiesen und auf Feldern unterwegs waren“, erinnert sich Dickhaus. Damit hatte er zuvor nie zutun, doch sein Interesse ist schnell geweckt: „Dann habe ich mir immer mehr Videos angeguckt, habe mich in das Hobby und alles, was dazu gehört, eingelesen.“ Was braucht man dafür? Was kosten solche Metalldetektoren? Wie ist die Gesetzeslage in Deutschland? „Da gibt es eine ganze Menge zu beachten, man darf nicht einfach so loslegen.“

Dickhaus informiert sich im Internet und bei den Behörden, kauft sich seine erste Sonde: „Ich habe mir direkt die gekauft, die auch im Video genutzt wurde. Was der macht, wollte ich auch.“ Ohne Genehmigung darf aber nirgends gesucht werden, also fragt Dickhaus befreundete Landwirte an, ob er sich auf ihren Feldern ausprobieren dürfe. „Die hatten da nichts gegen, war sogar froh, wenn ich Ihnen die Nägel aus dem Boden holte“, erinnert er sich lachend.

Wo was auf dem Wilzenberg gefunden wurde, wurde vom LWL festgehalten.      
Wo was auf dem Wilzenberg gefunden wurde, wurde vom LWL festgehalten.       © Unbekannt | Alexander Lange

Auch auf dem Acker des Biohofs Herntrup ist Dickhaus unterwegs, sucht querfeldein. „Am Anfang findest du nichts oder nur Schrott, aber beim dritten oder vierten Lauf war plötzlich eine Gewandspange aus der Eisenzeit dabei.“ Das meldet Dickhaus direkt dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Archäologe Manuel Zeiler. „Der war sofort begeistert.“ Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit. Auch Dickhaus’ Dackel Hebert ist häufig mit dabei. „Ein echter Glücksbringer“, sagt Partnerin Claudia Göbel lachend: „Wenn Herbert dabei ist, findet Matthias immer ganz besondere Stücke.“

Silbermünzen aus Mittelalter und Neuzeit

Am häufigsten kämen bei den Touren Silbermünzen aus dem Mittelalter und der Neuzeit zum Vorschein. Für die Archäologie aber zu jung, damit nicht relevant. Dafür findet Dickhaus aber auch ein Bruchstück aus einem Armreif oder einen römischen Silberdinar, datiert auf 106 vor Christus. Tausende Jahre im Schmallenberger Ackerboden versteckt: „Wenn man das in der Hand hält, ist das schon toll. Man denkt sofort in die Zeit zurück, wer das vielleicht als letztes in der Hand hatte.“

Dann stellt Dickhaus 2018 beim LWL und Manuel Zeiler die Anfrage, ob er nicht auch auf dem Wilzenberg mit seiner Metallsonde suchen dürfe. Schon 2013 sei der LWL dort gewesen, aber auch Dickhaus wolle sein Glück probieren. Die Erlaubnis kommt, Dickhaus legt los: „Ja, es ist ein zeitintensives Hobby. Alleine auf dem Wilzenberg habe ich über 1200 Stunden gesucht.“ Drei Jahre lang sucht und sucht er, steckt Gebiete ab, gräbt nach historischen Funden: „Um sie mit der Sonde zu finden, dürfen sie nicht tiefer als 25 oder 30 Zentimeter im Boden sein.“

Wäschefässer-weise findet er Schrott, Granatsplitter und Kronkorken: „Ich weiß nicht, was mich immer wieder da hoch getrieben hat. Vielleicht einfach nur ein Gefühl.“ Und er hat Erfolg. Speerspitzen, Pferdetrensen, Schildbuckel, Gürtelhaken. Zeitzeugen der Eisenzeit, tausende Jahre alt, historisch von höchster Bedeutung: Jahrhundertfunde. Seine Funde schickt er zum LWL, dort werden sie gesäubert und begutachtet: „Ich wurde natürlich auch oft angesprochen, was ich dort mache und ob das erlaubt sei.“

Denn Neider gebe es immer wieder, auch unter den Suchern. Niemand verrate, wo er aktuell suche, was er dort bereits gefunden habe: „Klar, man will die Sachen als erster finden.“ Auch das mache den Reiz aus, sagt Dickhaus. Auch, wenn es nicht für ihn selber, sondern für die Allgemeinheit ist: „Man trägt ein kleines bisschen zur Geschichte und deren Aufarbeitung bei.“

Hintergrund

In Nordrhein-Westfalen braucht man laut Denkmalschutzgesetz eine Genehmigung, um mit Metalldetektoren auf die Suche zu gehen.

Insbesondere im Wald ist das einfache Suchen mit Detektoren streng verboten. Die Erlaubnis erfolgt erst durch sogenannte Auftragssuchen, solche Aufträge erteilt beispielsweise der LWL.

Günstige Metalldetektoren gibt es ab einem niedrigen dreistelligen Bereich. Besondere Modelle kosten schnell aber auch über 2000 Euro.