Bad Fredeburg.. Alle Versuche, alle Gespräche, alle Rettungsmaßnahmen haben nichts genutzt: Das insolvente St.-Georg-Krankenhaus schließt spätestens zum Ende dieses Monats, davon betroffen ist auch die Dialysestation im Kurmittelhaus. Mitarbeiter werden entlassen, Patienten ab sofort nicht mehr aufgenommen.
Bürgermeister Bernhard Halbe ist „unendlich deprimiert“. Die Mitarbeiter fühlen sich wie vor den Kopf geschlagen: Alle Versuche, alle Gespräche, alle Rettungsmaßnahmen haben nichts genutzt: Das insolvente St.-Georg-Krankenhaus schließt spätestens zum Ende dieses Monats, davon betroffen ist auch die Dialysestation im Kurmittelhaus. Mitarbeiter werden entlassen, Patienten ab sofort nicht mehr aufgenommen. Die Betroffenen erfuhren davon am Mittwoch.
Und das, was vorher nur als die schlechtere Alternative galt, ist nun die letzte Chance für Bad Fredeburg: der Ausbau des MVZ, des ambulanten Gesundheitszentrums, zu einem größeren Facharztzentrum - ohne Betten. Dafür werden jetzt Investoren gesucht.
„Niemand hätte gedacht, dass heute das endgültige Aus kommt.“ Die Betriebsrats-Vorsitzenden Horst Delori und Steffi Müller waren bei der Informationsveranstaltung ebenso überrascht wie ihre Kollegen: „Verkleinerung oder Veränderung, herbe Einschnitte - ja. Aber eine komplette Schließung? Damit hatte keiner gerechnet.“ Entsprechend sei die Stimmung gewesen, sagte Horst Delori: „Es war sehr still.“ Die meisten hätten dem Krankenhaus bis zuletzt die Treue gehalten „Denn ein Krankenhaus ohne Mitarbeiter lässt sich ja auch nicht verkaufen.“ Jetzt stünden viele, die 30 oder 40 Jahre für das Krankenhaus gearbeitet und ein Häuschen abzuzahlen haben, vor einem Scherbenhaufen. „Klar werden überall Pflegekräfte gesucht“, sagt Delori, „aber ob man in der Nähe etwas findet...“
Werben um Erhalt der Klinik im NRW-Gesundheitsministerium half nicht
Alle hatten noch große Hoffnungen in das Gespräch vom Dienstag gesetzt. Da waren Ludwig Poggel vom Freundeskreis der Klinik, Jürgen Meyer (Grüne), Bürgermeister Bernhard Halbe und Klinik-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Schlaudt nach Düsseldorf gereist, um im Gesundheitsministerium für das Krankenhaus zu werben.
Doch laut Pressemitteilung des Insolvenzverwalters Dr. Axel Kampmann lag Staatssekretärin Marlis Bredehorst eine Stellungnahme der Bezirksregierung Arnsberg vor, nach der sowohl die stationäre Grundversorgung als auch die Notfallversorgung mit dem Wegfall des Krankenhauses nicht beeinträchtigt seien. „Dadurch sah die Staatssekretärin keine Chance für das Krankenhaus“, heißt es dort. Bredehorst habe auch die Vorgeschichte und den akuten Fachkräftemangel als belastende Faktoren genannt. Eine Neustrukturierung zum ambulanten Gesundheitszentrum befürworte sie allerdings.
Bürgermeister beklagt Krankenhaus-Aus als "Katastrophe"
Für Werner Kemper, den Geschäftsführer des Klinikums Arnsberg, das eine Portalklinik in Fredeburg betreiben wollte, scheiterte dieser Weg an behördlichen Auflagen, rechtlichen Vorgaben und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Risiken. Er sagte auch: „Das Konzept war erarbeitet und funktionsfähig.“ Bei einer Übernahme hätte aber der neue Eigentümer die Aufnahme in den Landeskrankenhausplan neu beantragen müssen, sonst werden die Behandlungskosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. So ein Verfahren kann bis zu zwei Jahre dauern und hat keinen sicher vorhersehbaren Ausgang. Kemper: „Das Risiko war nicht darstellbar.“
Für Bürgermeister Bernhard Halbe ist die Schließung eine Katastrophe. „Ich habe das Gefühl, wie Don Quichotte für den Erhalt der Betten gekämpft zu haben“, sagt er resigniert, „letztlich ging es gegen Windmühlen.“ Jetzt breche mit Dialysezentrum, Krankenhaus und Tages- und Kurzzeitpflege auf einen Schlag unendlich viel weg.
Halbe hofft nun, dass das MVZ wenigstens den Fachärztemangel im ländlichen Raum auffangen kann. „Denn das ist das nächste Problem, dem ich entgegensehe.“ Für Horst Delori sind die Schuldigen klar: „Da sind eklatante Fehler im Management gemacht worden.“ Solche Fehler verzeihe der enge finanzielle Rahmen der Krankenhausfinanzierung nicht. „Außerdem sind die kleinen Häuser nicht gewollt - weder von den Patienten noch von der großen Politik.“