Eslohe. 2021 steht in Eslohe deutlich mehr an als die Krisenbewältigung, die Corona mit sich bringt. Es ist eine ganze Menge geplant und in Arbeit.

Was war? Was ist? Was wird? Wir haben mit Eslohes Bürgermeister über das ganz besondere Jahr 2020 gesprochen und wollten wissen, was er sich für die Gemeinde vom laufenden Jahr erwartet. Und da steht deutlich mehr an als die Krisenbewältigung, die Corona zwangsläufig mit sich bringt.

Womit verbinden Sie das Jahr 2020? Gab es noch etwas anderes als Corona?

Stephan Kersting Das Jahr war natürlich durch die Pandemie geprägt. Die Aufgabenfülle die durch diese Situation verursacht wurde und wird, ist schon extrem und hat eigentlich alle Aufgabenbereiche und Projekte geprägt. Trotzdem wurden die „Pflichtaufgaben“ einer Verwaltung weiter nach bestem Wissen und Gewissen bearbeitet. Wir haben zum Beispiel den ersten Bauabschnitt im Bereich des Kernortes Eslohe „Anbindung des Esselmarktes an den Einzelhandel an der Hauptstraße abgeschlossen. Eine Stellplatzanlage mit allem Komfort für Wohnmobile wurde im Bereich des Kurparkes in Eslohe angelegt. Weiterhin haben wir unser Breitbandprojekt in allen Ortsteilen vorangebracht und wir haben erhebliche Investitionen bei der digitalen und baulichen Ausstattung unserer Schulen vorgenommen. Die Umbauarbeiten in der Realschule wurden abgeschlossen und der Erweiterungsbau der Schule wurde begonnen. In den Dörfern konnten Grunderwerbe zur Wohnbebauung durchgeführt werden. Das Gewerbegebiet Stakelbrauk wird erweitert, hierzu wurde die Planung auf den Weg gebracht. Weitere Radwege stehen an und der Bau des langersehnten Radweges nach Cobbenrode hat begonnen. Bei dem Thema der Dorferneuerung ist ein schönes Projekt der Dorfgemeinschaft Bremke an der Kirche umgesetzt worden. Die Löschwasserversorgung in Obermarpe ist neu konzipiert und mit Hilfe der Dorfgemeinschaft umgesetzt worden. Im Kindergarten in Cobbenrode wurde erheblich investiert und modernisiert. Hier könnte man sicherlich noch viel mehr aufzählen. Sie sehen, es tut sich wirklich viel in der Gemeinde Eslohe, auch unter den schwierigen Pandemie-Bedingungen.

Wie ist Ihre Einschätzung: Haben Kreis, Land und Bund die Krise gut gemeistert?

Ich bin mir sicher, dass alle Verantwortlichen mit großem Verantwortungsbewusstsein gehandelt haben. In allen Bereichen. Es gibt aber keine „Blaupausen“ für solche Ausnahmesituationen. Dadurch entstehen automatisch Fehleinschätzungen und auch Fehler. In einer Demokratie kann man natürlich nicht so einfach „durchregieren“. Das ist auch sehr gut so! Durch die ganzen Abstimmungsprozesse und die notwendigen Abstimmungen zwischen den einzelnen Interessengruppen und Verantwortlichkeiten wird das notwendige Handeln oft sehr kompliziert. Diese Komplexität ist auch nur schwer in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Leider gibt es aber keine einfachen und schnellen Antworten. Hier kann man nur um Verständnis bitten. Im Nachhinein wird es immer Menschen geben, die mit großer Empörung feststellen, dass sie es „besser wussten“. Die „falschen Propheten“ der einfachen Wahrheit haben aktuell leider mal wieder Konjunktur. Damit müssen alle Entscheidungsträger leider leben. Das fällt oftmals wirklich schwer und macht auch wütend.

Bei welchen Einschränkungen haben Sie am meisten geschluckt?

Die Einschränkungen der besonders betroffenen Wirtschaftszweige wie Gastronomie, Tourismus, Kunst und Kultur, sind schon schwer. Da gibt es auch keine wirkliche Gerechtigkeit. Diese Betriebe sind ja bei in unserer Region in der Regel Familienbetriebe. Das tut schon weh. Diese Bereiche sind es aber, wo sich die Menschen austauschen, wo sie sich hinbewegen, sich treffen etc. Hier sind die staatlichen Hilfen besonders wichtig. Natürlich sind auch die notwendigen Besuchseinschränkungen bei alten und kranken Menschen nur schwer zu ertragen. Insgesamt eine schwere Zeit.

Ihr Eindruck: Wie ist die Corona-Bilanz für die Gemeinde Eslohe bislang?

Für eine Bilanz ist es definitiv zu früh! Wenn ich aber ein vorläufiges Fazit ziehen soll, dann fällt dieses für Eslohe eher moderat aus. Unsere Bürgerschaft hat sich verantwortungsbewusst und sozial verhalten. Viele kleine und große Hilfen haben stattgefunden. Ich persönlich weiß von Einkaufshilfen, von Hilfen bei der Mobilität und bei Arztbesuchen etc. Die bekannte soziale Struktur in unserer Gemeinde hat sich in der aktuellen Ausnahmesituation allerbesten bewährt. Vieles läuft einfach ohne große Aufforderung. Das macht zuversichtlich.

Was werden in diesem Jahr die Herausforderungen sein?

Die Situation wird sicher mit steigenden Impfzahlen besser. Bis dahin müssen wir weiter vorsichtig sein und uns an die Regeln halten. Das wird nicht leichter, ist aber unvermeidlich. Die Herausforderung wird auch darin bestehen, die Folgen der Pandemie zu überwinden. Das wird sicher viele Jahre ein Dauerthema bleiben.

Welche Sorgen haben Sie mit Blick auf Corona und das Jahr 2021?

Viele Punkte habe ich ja bereits angesprochen, eine meiner großen Sorgen ist, dass Menschen inzwischen eine gewisse Pandemiemüdigkeit entwickeln. Das ist zwar verständlich, aber wir alle müssen uns auch in 2021 weiterhin an die Regeln halten um diese Pandemie erfolgreich zu meistern.

Corona dominiert ja gerade alles. Aber was kommt an anderen kommunalen Entscheidungen 2021 in Eslohe?

2021 wird in der Gemeinde Eslohe ein weiteres Baujahr werden. So ist bereits vom Rat der zweite Bauabschnitt der Städtebaumaßnahme in Eslohe beauftragt worden. Hier geht es dann am Platz der deutschen Einheit, in der „Altstadt“ an der Papestraße aber auch am Raiffeisenplatz kräftig weiter. Das wird das ganze Jahr über zu unterschiedlichen Einschränkungen führen. Restarbeiten werden dann in 2022 durchgeführt werden. Wir sind aber sehr optimistisch, dass wir dieses Jahr wieder einen tollen „Esloher Herbst“ feiern können, hoffentlich ohne große Einschränkungen aufgrund der Corona-Lage. An den Schulen wird weiter gebaut und investiert. Sowohl in die digitale Ausstattung als auch in weitere, neue Klassen- und Betreuungsräume. Die Kinder sind unsere Zukunft und die schulische Infrastruktur ist seit Jahren ein „Esloher Schwerpunkt“. Aber auch am Rathaus wird, Förderung vorausgesetzt, städtebaulich investiert. Der Vorplatz mit der Zuwegung, sowie der Eingangsbereich des Rathauses werden umfangreich umgebaut. Die Pläne dazu sind vielversprechend. In den Dörfern werden weitere Dorferneuerungsmaßnahmen geplant und umgesetzt. Zunächst soll in Reiste an der Schützenhalle bzw. am Schützenplatz erheblich investiert werden. Aber wie bereits dargelegt gibt es weitere Planungen in der gesamten Gemeinde. Der wichtige Tourismusbereich ist durch die Pandemie mit am härtesten getroffen. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, dass die Betriebe diese harte Zeit überstehen. Die Region wird nach der Pandemie ihre hohe Attraktivität noch besser ausspielen können. Das Urlaubsverhalten der Zielgruppen wird sich ändern, sicher auch zu Gunsten des Sauerlandes. Mit unserer Kooperation „Schmallenberger Sauerland und Ferienregion Eslohe“ und dem Team in der SST stehen wir hier der Branche hilfreich zur Seite.

Welche Erwartungen haben Sie an den Umbau des Ortskerns?

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Diese Erwartungen wurden ja schon bei der Planung des Esselmarktes formuliert und stehen auch in den entsprechenden Plänen vom INSEK. Eine deutliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität! Damit verbunden ist die bessere Erreichbarkeit der beiden dann verbundenen Bereiche. Mehr „Einkaufserlebnis“ und eine weitere Bindung der Kaufkraft in der Gemeinde Eslohe. Ich bin sicher: Das wird richtig schön!

Hatten Sie eigentlich Zeit, sich über Ihren Wahlerfolg zu freuen – oder hat Corona diese Freude auch getrübt?

Ich habe mich schon über den Wahlerfolg sehr gefreut, daran konnte auch das Virus nichts ändern. Das tolle Ergebnis war schon überraschend! Natürlich wäre es schöner gewesen diese Freude auch mehr teilen zu können. Manche, sonst fröhliche Runde und manches „Nachlesetreffen“ konnte nicht stattfinden. Aber die Arbeit geht natürlich vor und so war die Wahl schon schnell aus dem Fokus.

Worauf freuen Sie sich 2021 privat?

Ich glaube alle Menschen freuen sich auf ein Stück Normalität. Sich mit Freunden und Bekannten treffen, die ein oder andere Freiheit wieder zu erhalten. Das wird nicht über Nacht möglich sein, sondern „step by step“. Aber ich bin sicher: Wir werden uns alle darüber freuen können!