Bad Fredeburg. Das Haus Monika in Bad Fredeburg hat untersucht, ob Demenzkranke während des Lockdowns einsam waren. Die Ergebnisse sind überraschend.

Lockdown: Besuche in Altenheimen waren nicht mehr möglich. Die Bewohnerinnen und Bewohner litten unter Einsamkeit – so kritisierten es viele Medienberichten.

„Wir wollten schauen, ob das wirklich so ist und haben das Wohlbefinden unserer an Demenz erkrankten Bewohner und Bewohnerinnen in der Zeit der Pandemie gemessen“, berichtet Matthias Frevel, Geschäftsführer vom Seniorenwohnen im Park und Haus Monika in Bad Fredeburg. Dafür entwickelten Frevel und seine Pflegedienstleiterin Birgit Quaas mit Dr. Wilhelm Stuhlmann, Arzt für Neurologie in Erkrath, eine Studie. Mit einem verblüffenden Ergebnis: „Teilweise ging es unseren demenzerkrankten Bewohnern in der Lockdown-Zeit besser“, so Birgit Quaas.

40 demenzerkrankten Bewohner im Haus „Seniorenwohnen im Park“, das zum Haus Monika und Haus Alexander gehört, wurden während der Zeit des ersten Lockdowns im März 2020 genau beobachtet. Dort leben jeweils zehn Senioren auf vier Hausgemeinschaften aufgeteilt. In der Lockdown-Zeit verbrachten die Mitarbeiter viel Zeit mit den Bewohnern und ihnen fiel auf: „Das Verhalten hat sich bei vielen positiv verändert“, sagt Birgit Quaas.

Wohlbefinden verbesserte sich bei den Bewohnern in Bad Fredeburg

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Grundlage für diese Erkenntnisse waren messbare Parameter wie die Menge der verabreichten Medikamente, motorische Unruhe, Sturzgeschehen, Gewichtszunahme - alles Indikatoren für das Wohlbefinden einer demenzerkrankten Person: „Die Erkrankten können oft nicht mehr sagen, wie es ihnen geht. Da muss man sich an anderen Faktoren orientieren“, sagt Quaas. Alle Parameter verbesserten sich: Es gab weniger Stürze, Medikamente konnten reduziert werden und die Unruhe der Patienten nahm allgemein ab - mit weiteren positiven Folgen: „Demenzerkrankte haben oft einen ausgeprägten Bewegungsdrang, dadurch verbrennen sie viel mehr Kalorien als gesunde ältere Menschen.“

Diese Unruhe, so beobachteten die Altenpfleger und -pflegerinnen wurde im Laufe des Lockdowns weniger, die Senioren nahmen an Gewicht zu. Sie wurden entspannter und ausgeglichener. „In der ersten Lockdown-Woche waren die Bewohner noch unruhig, haben nach ihren Angehörigen gefragt.“ Das alles habe aber im Laufe der Zeit abgenommen, so Frevel. Für Demenzerkrankte zähle der Moment, das Jetzt, sagt er und versichert: „Sie haben die Menschen nicht vergessen, nur vielleicht Termine, an denen sie eigentlich besucht worden wären.“ Quaas weiß, dass viele Angehörige besorgt waren, weil sie ihre Eltern oder Großeltern in der Lockdown-Zeit nicht mehr sehen durften. „Aber wenn wir erklärt haben, dass es ihnen ohne Besuch sehr gut geht und die Lage sehr entspannt ist, erhielten wir ganz viel Lob und Verständnis. Zweimal in der Woche informierte die Einrichtung die Angehörigen per Telefon über das Wohlbefinden der Bewohner. Diese positiven Ergebnisse und Entwicklungen konnten nur durch das außergewöhnliche Wohnkonzept im Haus „Seniorenwohnen im Park“ erreichen können, erklärte Matthias Frevel. „Es ist unglaublich wichtig, dass die Demenzerkrankten nicht allein auf ihren Zimmern sitzen. Durch unsere großen Wohngruppen ist das aber nicht der Fall, da die Bewohner gemeinsam den Alltag wie in einer Familie leben“, sagt er. Ausnahme sei ausschließlich die Coronaerkrankung einer Person gewesen.

Berliner Professoren kommen in die Einrichtung

„Da hat man dann auch deutlich gespürt, dass der soziale Kontakt fehlt“, so Frevel. Die Ergebnisse der Studie zeigten Matthias Frevel und seinem Team, dass ihr Wohn- und Lebenskonzept aufgeht. Nach einem Bericht der Berliner Charité, in dem es um die Corona-Isolation von Heimbewohnern und die negativen Folgen bis hin zum Tod ging, schickten die Bad Fredeburger ihre Erkenntnisse nach Berlin. „Wie wollten zeigen, dass mit einem Konzept wie unserem, auch andere Beobachtungen in der Corona-Zeit gemacht werden können“, sagt Birgit Quaas.

Nun erwarte Quaas und Frevel im nächsten Monat zwei Berliner Professoren im Haus „Seniorenwohnen im Park“. Sie wollen sich das Konzept vor Ort genauer anschauen. Dass es nicht eins zu eins auf jedes Seniorenheim übertragbar ist, ist allen Beteiligten klar. Denn nicht jede Senioreneinrichtung hat Alpakas, Pferde oder Ziegen im Garten: „Unsere Bewohner hatten so auch im Lockdown immer die Möglichkeit, rauszugehen und Kontakt zu den Tieren zu suchen.“