Meschede/Olsberg. Lennard Willecke hat eine Corona-Infektion gehabt. Als Folge riecht der Hochsauerländer bis heute nichts mehr. Er berichtet aus seinem Alltag.

Seit mehr als zwei Jahren dreht sich das Leben der Menschen weitgehend um die Coronapandemie. Die Angst vor einer Erkrankung und die Gefährdung seiner Mitmenschen stehen dabei bei vielen im Vordergrund. Aber wie fühlt es sich an seit fast einem Jahr täglich daran erinnert zu werden, was es wirklich bedeutet erkrankt zu sein und jetzt mit den Folgen der Erkrankung leben zu müssen? Diese Frage beantwortet der 19-Jährige Lennard Willecke aus Olsberg, welcher an Covid-19 erkrankte und seit seiner Infektion seinen Geruchssinn verloren hat und ihn bis heute noch nicht zurückerlangen konnte. Wie viele Menschen in der Region wie Lennard Willecke von ähnlichen Spätfolgen betroffen sind, ist nicht genau bekannt. Erfasst werden solche Daten etwa vom Gesundheitsamt in Meschede nicht.

Frage: Wann und wo haben Sie sich mit dem Coronavirus infiziert?

Lennard Willecke: Anfang November 2020 habe ich an einer Fortbildung teilgenommen und mich dabei leider infiziert. Hinterher hat sich herausgestellt, dass einer meiner Arbeitskollegen positiv war. Nach der Nachricht habe ich mich natürlich auch sofort testen lassen und bekam ebenfalls ein positives Ergebnis zurück.

Hatten Sie einen schweren Verlauf und welche Symptome haben sich bei Ihnen gezeigt?

Ich hatte Glück, weil ich keine schlimmen Symptome hatte. Bei meinen ersten Sportversuchen nach der Erkrankung ist mir dann aber schon aufgefallen, dass ich schlechter Luft bekomme als vor meiner Erkrankung. Das hat sich aber glücklicherweise schnell wieder gelegt, so dass ich mittlerweile keine Probleme mehr in der Hinsicht habe. Allerdings kann ich seit meiner Coronainfektion bis heute nichts mehr riechen.

Sie sagen, dass Sie ihren Geruchssinn verloren haben. Wann ist Ihnen das zum ersten Mal bewusst aufgefallen?

Dass ich nichts mehr riechen kann, ist mir ungefähr fünf Tage nach meiner Infektion aufgefallen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nur noch nicht, dass ich an Corona erkrankt bin, da habe ich mir schon meine Gedanken gemacht.

Erleben Sie in Ihrem Alltag durch den Geruchsverlust aktuell große Einschränkungen?

Ich finde es in manchen Situationen extrem gefährlich nichts riechen zu können. Manchmal merke ich nämlich gar nicht, wenn etwas verbrannt riecht.

Ich vermisse es auch einfach mal schöne und gute Gerüche zu riechen, wie der Geruch von meinem Lieblingsessen oder einem Parfüm, was mir gefällt. Mir ist einfach klar geworden, dass man erst wirklich merkt wie wichtig der Geruchssinn ist, wenn man ihn plötzlich nicht mehr hat.

Trotz der vielen Einschränkungen und Nachteile: Finden Sie, dass es in manchen Situationen auch vorteilhaft ist nichts riechen zu können?

Na klar (lachend). Als ich beispielsweise letztens beruflich auf einem Bauernhof war, wurde dort die Gülle in einem Güllelager umgerührt. Als sich ein Kollege von mir mit verzehrtem Gesicht die Nase zugehalten hat, habe ich nicht einmal gerochen, dass sich auf dem Bauernhof gerade Gülle befindet. Die Situation war schon ziemlich lustig.

Gibt es Therapiemöglichkeiten, die Ihnen helfen könnten Ihren Geruchssinn wieder zurückzugewinnen?

Ja, es gibt Therapien, bei welchen man beispielsweise jeden Tag an starken Gerüchen riechen muss, damit die Geruchssinne wieder angeregt werden. Mit meinem Arzt habe ich aber bisher noch nicht über dieses Thema gesprochen, nur mit Personen, die mit den gleichen Beschwerden wie ich zu kämpfen haben.

Haben Sie denn Angst, dass Sie Ihren Geruchssinn möglicherweise nicht mehr zurückbekommen?

Ich sehe das ziemlich optimistisch und glaube, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich meinen Geruchssinn wieder bekomme. Ich würde mich natürlich sehr darüber freuen, wenn das recht bald passiert, da man es natürlich schon vermisst alle Eindrücke um sich herum normal wahrzunehmen. Man lernt aber mit der Zeit damit umzugehen, deswegen glaube ich, dass ich nicht wirklich Angst vor der Zukunft haben muss.

>>> Hier gibt es alle weiteren Informationen zu Corona in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg.