Freienohl.. Ohne Investor - aus eigener Kraft - soll die Yachtbau-Tradition in Freienohl erhalten bleiben. Dafür setzt sich die Firma SQ-Yachts ein.


Der gute Ruf in Seglerkreisen ist sogar im Fernen Osten angekommen. Denn aktuell gibt es selbst aus Japan Nachfragen für die Boote aus Freienohl. Fünf Leute sorgen dort dafür, dass der Schiffsbau im Sauerland weiterlebt. „Wir waren es leid mit Investoren“, sagt Ralf Hoffmann. Ohne Fremdbestimmung geht es in der Freienohler Werft im Binnenland weiter – und das erfolgreich.

Geschwindigkeit und Qualität

„SQ-Yachts“ heißt das Unternehmen der Brüder, Geschäftsführer und Inhaber Ralf und Rainer Hoffmann, die beide schon unter Willi Dehler gelernt haben. Im Herbst 2012 hatte die Hanse-Yacht die Produktion der Dehler-Boote in Freienohl eingestellt und nach Greifswald verlagert, Anfang 2013 wurde mit Investoren-Hilfe die „SQ-Freienohl“ gegründet, die dann im Herbst 2014 in Insolvenz ging. Als „SQ-Yachts“ setzen die Hoffmanns die Freienohler Segelboot-Geschichte fort: „Der Name ist am Markt bekannt“, so Ralf Hoffmann – das Kürzel steht für „Speed and Quality“, also Geschwindigkeit und Qualität. Langfristig lautet sein Ziel, die Werft nach und nach immer mehr am Markt zu etablieren. In zehn Jahren so der Plan, soll dann auch wieder ausgebildet werden.

Elf Boote vom Typ „SQ 25“ hat die junge Werft, die eine eigene Schreinerei und Tischlerei hat, schon ausgeliefert. Sie fahren in der Kieler Förde genauso wie im Ärmelkanal und in den Niederlanden. Die Werft hat sich auf die Produktion dieses Modells spezialisiert: 1,6 Tonnen schwer, schnell auch bei wenig Wind, mit 1,60 Meter Tiefgang und 35 Quadratmetern Segelfläche – „unsinkbar“ (durch genug Auftriebskörper) und „nicht kenterbar“ (durch ein 700 Kilo schweres Kielgewicht aus Blei), sagt Matthias Liebscher, für den Bereich Kommunikation zuständig.

Dreieinhalb Monate dauert es, ein Boot zu bauen. Bis auf den Masten, die Beschläge und das Kielgewicht wird alles in Freienohl hergestellt. 40 000 bis 60 000 Euro, je nach Ausstattung, kostet das Modell, in der teuersten Variante dann sogar mit Elektromotor.

Zusammengebaut wird in Freienohl außerdem die „Variante 18“ (zu Dehler-Zeiten als „Rotkäppchen“ bekannt) eines Leipziger Unternehmens, außerdem die „Comfortina“ eines Schleswig-Holsteiner Unternehmens. Das ist die neue SQ-Philosophie: „Wir haben unsere Standbeine fest untermauert“, betont Ralf Hoffmann. Neben der Produktion ist der Bereich „Refit“ ein weiteres Standbein, so heißt in der Branche die Renovierung/Sanierung von Booten. Auch hier spricht sich der Ruf der Freienohler herum: Die ersten Boote sind von der Ostsee angeliefert worden.

Und noch etwas soll zum neuen Markenzeichen von SQ werden: Aktiver auf Kunden zuzugehen. „Wenn ich die Kunden nicht zufriedenstelle, dann kann ich hier doch abschließen“, sagt Ralf Hoffmann. Die Werft hat deshalb auch in diesem Herbst am Sorpesee einen so genannten „Sailpoint“ eingerichtet. Dort kann eine „SQ 25“ getestet werden, es werden Schnuppersegelkurse und Grundkurse angeboten, es gibt eine „Segelflat“, über die man eine ganze Saison hindurch segeln kann. Auch für Beteiligungen mehrerer Eigner am Kauf eines Segelbootes ist die Werft offen geworden.

Am heutigen Samstag Tag der offenen Tür

Am heutigen Samstag heißt es „Absegeln“ für diese Saison.

Die SQ-Werft in Freienohl verbindet das ab 12 Uhr mit einem Tag der offenen Tür in ihren Gebäuden Im Langel. Jeder ist dazu eingeladen, um sich Boote anzuschauen – und Seglerlatein auszutauschen.