Meschede.. Felix, das Therapieschwein, lässt kaum einen kalt. Und das gefällt Physiotherapeut Daan Vermeulen, der mit dem Tier jetzt Gast im Salzmann-Haus war.

Felix lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Majestätisch liegt er auf seiner braunen Decke und hält Hof. Seine Gäste sind entzückt. „Das ist aber ein Moppel!“, ruft eine alte Frau im Rollstuhl. Andere sind zurückhaltender. Aber ein Glitzern in den Augen oder ein verschämtes Lächeln zeigt: Felix, das Therapieschwein, lässt kaum einen kalt. Und das gefällt Physiotherapeut Daan Vermeulen, der mit Felix jetzt Gast im Salzmann-Haus war.

Die Bewohner des Seniorenheims beobachten das Schwein. Daan Vermeulen und seiner Frau Barbara fällt es leicht ein Gespräch zu beginnen. Felix ist der Mittelpunkt. Wie fühlen sich die Haare an? Welche Vorurteile gibt es gegenüber Schweinen? Stinkt Felix, etwa? Nein das tut er nicht. Das fünf Jahre alte und 70 Kilogramm schwere Mini-Schwein ist sogar stubenrein.

Die meisten Senioren, viele sind auch dement, die meisten in sich gekehrt, erinnern sich plötzlich. Das Schwein ist für sie ein Nutztier. Zu Hause hatten fast 80 Prozent selbst ein oder zwei Schweine. „Die Ferkelchen durften wir Kinder sogar mit in die Küche nehmen“, erzählt eine weißhaarige Seniorin. Nur beim Schlachten, da wurden die Kinder weggeschickt. „Aber wenn sie später zum Auskühlen auf der Leiter hingen, dann durften wir wieder gucken“, berichtet sie fröhlich.

Von den Borsten bis zu den Haxen Therapieschwein Felix hält Hof.

Ein Schwein war wertvoll, das wurde von den Borsten bis zum Ringelschwanz verwertet. „In die Suppe damit!“, ruft auch ein Bewohner. Doch damit muss Felix natürlich nicht rechnen - ein Senior findet den passenden Begriff: „Das ist ein Zierschwein!“, ulkt er.

Vermeulen bezieht alle Bewohner ein. Egal ob blind, spastisch gelähmt, forsch oder zurückhaltend. Jeder wird angesprochen, jeder, der mag, darf Felix ein Stück Möhre geben. Eine Frau weigert sich: „Das ist doch ein Schwein!“ sagt sie verächtlich. Das fasse ich nicht an.“ Auch das ist für Vermeulen okay. „Wichtig ist, dass Felix Gefühle hervorruft - gute wie negative“, sagt er.

Christina Bartmann, Sozialpädagogin des Seniorenheims, ist begeistert: „Auch Bewohner, die ich als sehr zurückgezogen erlebe, gehen im Beisein von Felix aus sich heraus.“

30 Millionen in der Mast

Wer wollte, durfte Felix füttern.
Wer wollte, durfte Felix füttern. © WP | WP

Dafür hat Daan Vermeulen eine Erklärung: „Jeder kann etwas mit einem Schwein verbinden, und wenn es nur das Wörtchen ,lecker’ ist.“ Dazu kommt, dass alle Schweine kennen, die wenigsten aber - zumindest in den letzten 30 bis 40 Jahren noch Schweine gesehen haben. Und dann wird er politisch: „30 Millionen Mastschweine leben in Deutschland, wo, frage ich mich manchmal? Man sieht sie nicht.“



Das unterscheidet Schwein Felix auch von den schon bekannteren Therapiehunden - der Überraschungseffekt kommt hinzu. „Bei Felix fehlt dafür der Kuschelfaktor“, sagt Vermeulen. Der kastrierte Eber ist verfressen und dickköpfig. Fürs Foto bürsten lassen? Dazu hat er keine Lust. Doch im Umgang mit den Senioren ist er sehr vorsichtig. „Schweine gehören zu den intelligentesten Tieren“, das wissen auch die Senioren im Salzmann-Haus und Vermeulen bestätigt: „Man kann Felix vielleicht veräppeln - das macht man aber nur einmal. Der hat ein sehr gutes Erinnerungsvermögen.“

Im Salzmann-Haus dagegen werden viele Bewohner morgen schon wieder vergessen haben, dass Felix da war. Trotzdem soll das Thema Schwein auch bei den nächsten Gruppenstunden und Gesprächsrunden noch lebendig gehalten werden.