Meschede. Drei junge Menschen aus der Region sprechen über Ängste, Sorgen und Verluste. Eine Blick auf verlorene Corona-Monate. Und Jahre?

Durch die Coronapandemie haben Einige ihre Angehörigen verloren und Andere den Kontakt zu Bekannten und Freunden, die man von dem einen auf den anderen Tag nicht mehr sehen durfte. Das gesamte kulturelle und gesellschaftliche Leben musste zwangsweise zum Schutz der Älteren und Kranken angehalten werden.

Aber was macht das mit der Generation an jungen Erwachsenen, die in diesen schwierigen Zeiten die vielleicht wichtigsten Meilensteine in ihrem bisherigen Leben erreichen? Die in einer Zeit ihren 18. Geburtstag erleben, in der sie diesen nicht einmal mit ihren Freunden und ihrer Familie feiern dürfen und die nach ihrem Schulabschluss nun vor einer ungewissen Zukunft stehen? Eine Generation an jungen Erwachsenen, über die in den letzten Monaten manchmal zu wenig gesprochen wurde. Drei junge Erwachsene, die in Meschede zur Schule gegangen sind oder noch gehen, sprechen ihre Gedanken zu dem Thema aus.

Theresa Rosenkranz

Theresa Rosenkranz (18) vermisst ihren normalen Alltag vor Corona.
Theresa Rosenkranz (18) vermisst ihren normalen Alltag vor Corona. © Unbekannt | privat

Theresa Rosenkranz aus Olsberg hat in diesem Jahr ihr Abitur am Gymnasium der Benediktiner gemacht und hatte gerade mit Blick auf ihren Abschluss große Bedenken, wie sie die Situation mit Corona meistern soll. „Es gab natürlich auch Momente, in denen man es einfach Leid war und eine schlechte Nachricht nach der anderen in den Medien zu hören war“, sagt die 18-Jährige. Trotzdem habe sie versucht positiv zu bleiben und an die Menschen zu denken, denen es noch viel schlechter ging als ihr selbst.

Der Halt ihrer Familie und ihres Freundes habe die Zeit während des Lockdowns erträglicher gemacht. Trotzdem gab es Dinge, die die Abiturientin besonders vermisst hat. „Aus dem Haus zu gehen ohne an eine Maske zu denken, mich mit meinen Freunden zu treffen und einfach unbeschwert Feiern gehen zu können. All die Dinge die vorher selbstverständlich waren.“ Auch Theresa hat das Gefühl, dass die Corona-Pandemie ihr ein Stück ihrer Jugend geraubt hat und erklärt: „Als die Pandemie anfing war ich gerade mal 17, dieses Jahr werde ich schon 19. Ich habe also einen großen Teil meiner Jugend damit verbracht, zuhause rumzusitzen.“

Trotz der vielen Einschränkungen, findet die 18-Jährige, dass die Jugend nicht am meisten unter der Corona-Pandemie zu leiden hatte. „Ich glaube gerade die ältere Generation hat sehr gelitten. Wir Jugendlichen sind ständig vernetzt und können so einfacher den Kontakt mit unseren Freunden aufrechterhalten. Für die älteren Menschen war das bestimmt nicht so einfach.“ Die Zukunftsplanung empfindet die Olsbergerin als sehr schwierig. Ihr Plan sei es nun erst einmal studieren zu gehen und sie hofft dabei, dass dies auch im normalen Rahmen möglich sein wird. „Außerdem genieße ich gerade noch die Zeit, in der es wieder möglich ist, mehr mit meinen Freunden zu unternehmen.“ Für die Zukunft wünscht sich die Jugendliche, dass sich mehr Menschen impfen lassen, damit „das Ganze endlich ein Ende nimmt und man den Rest seiner Jugend noch ein bisschen genießen kann.“

Lukas Gerke

Lukas Gerke (18) hofft, dass die Coronaimpfung eine positive Wendung in der Pandemie bewirkt.
Lukas Gerke (18) hofft, dass die Coronaimpfung eine positive Wendung in der Pandemie bewirkt. © Unbekannt | privat

Lukas Gerke aus Wulmeringhausen absolvierte ebenfalls in diesem Jahr sein Abitur am Gymnasium der Benediktiner. So wie für seine Mitschüler kam die Pandemie für ihn sehr unerwartet und je länger die Homeschooling-Phase andauerte, desto langweiliger gestaltete sich die Zeit für den 18-Jährigen zuhause. „Jeden Tag musste man sämtliche Mails lesen, Aufgaben bearbeiten und nebenbei noch an Videokonferenzen teilnehmen. Das alles zu koordinieren, um nichts zu vergessen, war am Anfang nicht einfach,“ erklärt der Abiturient.

Auch Lukas fehlten gerade die sozialen Kontakte zu seinen Freunden aus der Schule oder aus dem Leichtathletikverein. „Manchmal haben wir uns über Skype oder Zoom getroffen, um ein bisschen abzuschalten und miteinander zu reden, aber all das kann einfach keine richtigen Treffen ersetzen,“ fügt Lukas hinzu. Besonders habe er seine Hobbys neben der Schule vermisst, da diese als Ausgleich zum Lernen gefehlt haben. „Sei es das Leichtathletiktraining oder Mountainbiken mit Freunden, alles musste man allein machen, um nicht den Spaß zu verlieren.“ Lukas empfand die Pandemie als einerseits einschränkend, aber andererseits auch lehrreich. Er bedauere besonders, Erfahrungen nicht sammeln konnte, die er nach seinem Abitur eigentlich eingeplant hatte und sagt: „Dadurch wurde uns natürlich ein Teil unserer Jugend genommen.“ Er fügt jedoch noch hinzu: „Es hatte aber auch alles einen kleinen Vorteil. Wir haben gelernt, selbstständig die Aufgaben zu erledigen und uns auf unsere Prüfungen vorzubereiten. Wir hatten viel Zeit, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren“.

Lukas sei insgesamt mit den Entscheidungen der Politik zufrieden gewesen und erklärt: „Eine Pandemie war eben auch neu für die Politiker und auch sie mussten erst lernen mit der Situation umzugehen, um gute Entscheidungen treffen zu können.“ Nach seinem Abitur plant Lukas eine Ausbildung als Bauzeichner zu beginnen und hofft, dass das Impfen eine positive Wendung in der Pandemie bewirkt, damit alle wieder zu ihrem normalen Alltag zurückkehren können.

Meike Herbrandt

Meike Herbrandt (18) fühlt sich in manchen Entscheidungen von der Politik im Stich gelassen.
Meike Herbrandt (18) fühlt sich in manchen Entscheidungen von der Politik im Stich gelassen. © Unbekannt | Privat

Meike Herbrandt besucht die Abschlussklasse des Gymnasiums der Benediktiner in Meschede und beschreibt, dass sie zu Beginn der Pandemie das Ausmaß der Situation noch deutlich unterschätzt hat. „Am Anfang habe ich mich schon gefreut, nicht immer um 6 Uhr aufstehen zu müssen, um zur Schule zu fahren. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mir der tägliche Kontakt zu meinen Freunden einfach fehlt“, erklärt die 18-jährige Olsbergerin.

Anders als bei Theresa gab es bei Meike oft Momente, in denen sie sich einsam gefühlt hat und sie sagt: „Da ich Einzelkind bin und meine Eltern beide arbeiten gehen mussten, war ich fast immer komplett allein zuhause. Auch das regelmäßige Treffen mit Freunden beim Sport oder der Jugendarbeit hat mir da sehr gefehlt.“ Meike empfindet die letzten zwei Jahre als verlorene Jahre, die ihr ein Stück ihrer Jugend genommen haben, da man viele Erfahrungen nicht machen konnte. Vor allem hat sie jedoch Bedenken für die Zukunft: „Die Frage nach der Zukunft ist für viele von uns noch ungeklärt. Unsere Generation befindet sich eigentlich in der Phase, in der man sein Studium oder seine Ausbildung antritt und sowieso schon durch die vielen Entscheidungsmöglichkeiten überfordert ist. Durch Corona sind viele Praktika weggefallen, was die Berufswahl noch viel schwieriger macht.“

Die Schülerin ist sich zwar bewusst, wie schwer die Entscheidungen über Lockerungen und dem Umgang mit der Pandemie für die Politiker sein müssen, fühlt sich dennoch nicht genug repräsentiert. Sie erklärt: „Es wird zu wenig an unsere Zukunft gedacht. Während in anderen Bereichen die Einschränkungen munter aufgehoben wurden, war der Schulbetrieb immer nur teilweise möglich. Wenn die Zahlen wieder steigen, sind es die Jugendlichen, die am schnellsten wieder eingeschränkt werden.“ Meike hofft auf eine steigende Impfbreitschaft, damit die Zahlen weiter sinken und „das ständige Schwanken zwischen den Inzidenzstufen endlich ein Ende hat, damit wir unsere Jugend unbeschwert genießen können.“